Steutz erkunden Klassenfahrt um die Ecke
Zerbster Erstklässler haben Bekanntschaft mit den Steutzer Straußen gemacht und besuchten Schmiede und Dorfmuseum.
Steutz l Keine Viertelstunde von Zerbst entfernt kann eine Klassenfahrt nach Steutz für Kinder trotzdem schon zur Weltreise werden. Das erste Mal ohne Eltern unterwegs, der Koffer für drei Wochen gepackt, unbekanntes Terrain wird erkundet.
Christine Jäger empfing die 1. Klasse der Zerbster Bartholomäischule in der vergangenen Woche im Landjugendheim Steutz, das eine Einrichtung des Albert-Schweitzer-Familienwerkes Sachsen-Anhalt ist. „Hier dürft hier auch mal Lärm machen“, ließ sie die Mädchen und Jungen wissen. Denn der stört niemanden in der Abgeschiedenheit des Waldes. Und jede Menge Platz zum Spielen und Toben bietet das Gelände hinunter bis zur Elbwiese.
Die Zimmer waren schnell bezogen und die Mittagsmahlzeit verputzt, da wurde auch schon zur ersten Aktivität gerufen. Die Rucksäcke geschnürt ging es auf Wanderung zur Straußenfarm. Zum Glück gab es auf der Strecke einige Bänke und schattige Flecken zum Ausruhen. Als Carola Stiehl den Kindern den stattlichen Hahn und die beiden Hennen vorstellte, waren die müden Beine vergessen. Sogar ein Ei lag im Nest. Die anderen jungen Strauße durften dann vorsichtig durch den Zaun gefüttert werden.
Auf dem Rückweg wurden der Spielplatz und der Märchenwald erkundet. Marshmallows über dem Feuer machten den Abend perfekt. Karl Wegmann bringt Kindern die heimische Natur in Steutz näher.
Volles Programm auch am zweiten Tag: Karl Wegmann kam ins Landjugendheim und hatte den Schülern ein paar Pflanzen und Fotos von Pflanzen mitgebracht. Er führte die Truppe durch den Wald und über die Elbwiese, wo es jede Menge zu entdecken gab. Spielerisch brachte er den Kindern die heimische Natur näher.
Gemeindehaus und Schmiede waren dann weitere Anlaufpunkte für die Klasse. Ortsbürgermeisterin Regina Frens freute sich, dass die „Eulenklasse“ sich spontan bereit erklärte, ein Lied für die Senioren zu singen, die im Bürgerhaus zusammen saßen. „Komm wir machen eine Reise“ sangen die Kinder und warben damit für die Musicalaufführungen der Bartholomäischule.
Für die Frauen war das eine willkommene Abwechslung. In Steutz gibt eine aktive Gruppe der Volkssolidarität, die sich regelmäßig trifft. Bei den Nachmittagen werden Vorträge gehalten, oder es werden auch kleine Ausflüge unternommen. Während die Seniorinnen Kaffee und Kuchen genossen, zeigte Regina Frens den Kindern die Schätze des Hauses, führte sie durch die gute Stube und das Schlafzimmer mit den alten Kinderbettchen. In Ottilies Krämerladen bekamen die Kids einen Eindruck, wie einkaufen zu Urgroßmutters Zeiten war.
Eine Etage höher ließen sich die Kinder auf Schule ein, nahmen in den alten Holzbänken Platz, hielten die Schreibfedern in der Hand. Eine magische Anziehungskraft übten dann unterm Dach die alten Telefone und Schreibmaschinen aus.
Nicht minder interessant war es in der alten Schmiede. Einer der beiden Norbert Heinrichs, die sich hier ehrenamtlich engagieren und Besuchergruppen alles erklären, hatte sich an dem Nachmittag Zeit genommen. Und auch Anfassen war erlaubt. Schließlich muss jeder wissen, wie schwer so ein Schmiedehammer wirklich ist.
Zurück im Objekt nutzten die Kinder den Freiraum, zu spielen, Kienäpfel zu sammeln, sich am Tischkicker zu messen, zu schaukeln und zu rutschen. Nur wippen war gerade nicht möglich. Dafür konnten die Kinder live miterleben, wie eine neue Wippe aufgebaut wurde, bis die Grillwürstchen fertig waren.
„Das Füttern der Strauße“, benannte Gustav, was ihm am besten in Steutz gefallen hat. „Die Wanderung“, sagte Jessy. „Die Schmiede“, favorisierte Fabian. Und Jakob hätte am liebsten den nächsten Familienurlaub nach Steutz gebucht.