1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Reinschnuppern in die Arbeitswelt

Tag der Berufe Reinschnuppern in die Arbeitswelt

300 Jugendliche und 100 Unternehmen beteiligten sich am Tag der Berufe in Zerbst. Sie informierten sich über mögliche Berufe.

Von Daniela Apel 06.03.2020, 05:00

Fast 300 Jugendliche und deren Eltern sowie mehr als 100 Unternehmen beteiligten sich im Agenturbezirk Dessau-Roßlau-Wittenberg am Tag der Berufe. In Zerbst gehörte die EMAG Maschinenfabrik zu den Firmen, die ihre Türen für interessierte Schüler öffneten. 

Zerbst l Jasmin Stein ist zwar erst Zwölf. Die Siebtklässlerin der Ciervisti-Schule weiß aber schon genau, was sie werden möchte. „Industriekauffrau“, verrät sie lächelnd. Bei ihrem Mitschüler Johannes Nitzschke hingegen schaut es anders aus. Der 14-Jährige hat noch keine Vorstellungen, welche Richtung er später einmal einschlagen will. „Deshalb fangen wir an, uns zeitig zu informieren“, sagt seine Mutter.

Der Tag der Berufe, der am 4. März zum 13. Mal stattfand, bildete die ideale Gelegenheit dazu. „Ich mache das, was zu mir passt“, lautete das Motto des Aktionstages, den die Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg organisiert hatte. „Es ist ein erster Baustein, um hinter Firmenkulissen zu schauen und sich eine Vorstellung von den verschiedenen Ausbildungsberufen zu verschaffen“, sagte Torsten Narr. „Und vielleicht ist es für die Unternehmen der erste Kontakt zu zukünftigen Azubis“, merkte der Agenturchef an.

Das hoffte vermutlich auch Holger Bustro. Er ist der Ausbildungsleiter der 450 Mitarbeiter zählenden EMAG Maschinenfabrik Zerbst (früher Wema) und damit für den betrieblichen Nachwuchs zuständig. „Derzeit haben wir 33 Lehrlinge“, erzählte er am Mittwoch. Zehn Ausbildungsplätze seien jährlich zu vergeben, was zunehmend schwieriger werde. Längst seien die Zeiten vorbei, in denen aus 100 Bewerbern ausgewählt werden konnte. „Heute sind es im Schnitt noch 30“, spricht Holger Bustro von einer „dramatischen Entwicklung“. Für das neue Ausbildungsjahr seien ebenfalls noch nicht, wie eigentlich üblich, alle Plätze besetzt.

Das ist der Grund, weshalb sich die EMAG regelmäßig am Tag der Berufe beteiligt und Holger Bustro nicht enttäuscht war, dass von vier Anmeldungen letztlich nur zwei Jugendliche mit ihren Eltern gekommen waren. Stattdessen nutzte er die Chance, um für die Zerbster Maschinenfabrik zu werben, die ihre Azubis selbst praktisch in ihrer Lehrwerkstatt ausbildet. „Damit haben wir beste Erfahrungen gemacht“, berichtete Bustro von den drei hauptberuflichen Ausbildern im Unternehmen. Dreh- und Fräsmaschinen sowie Bearbeitungszentren werden hier nach Kundenwünschen hergestellt.

Dazu braucht es Fachkräfte – Zerspanungsmechaniker, die die Einzelteile anfertigen, und Industriemechaniker, die sie montieren. Daneben werden Elektroniker und Mechatroniker benötigt und eben vor Ort für den Eigenbedarf ausgebildet. „Wir suchen diese Leute und wollen sie hinterher auch behalten“, formulierte es Holger Bustro. Er stellte jeden Beruf vor und umriss die jeweilige Ausbildung.

Seit Kurzem bildet die EMAG auch Industriekaufleute aus. Diese müssen während ihrer Lehre ebenfalls einen Grundlehrgang „Metall“ absolvieren und einen kleinen Schraubstock anfertigen, wie Jasmin erfährt. Derweil betonte Holger Bustro, dass die handwerklich-technischen Berufe ebenfalls für Frauen geeignet seien. Und er erzählte von der monatlichen Leistungsprämie, die Azubis zusätzlich zum Lehrlingsgehalt erhalten können. „Das spornt an und motiviert“, weiß er. Auch die Voraussetzungen, die an Bewerber gestellt werden, lässt er nicht unerwähnt.

Aber was ist ein guter Realschulabschluss? „Es muss passen“, sagte Holger Bustro. Für ihn sind weniger die Noten ausschlaggebend, als vielmehr die persönliche Einstellung: Das Interesse am künftigen Beruf muss vorhanden sein. Das sei das Allerwichtigste. „Man muss sich etwas aussuchen, woran man Spaß hat, schließlich muss man es 40, 45 Jahre machen“, gab er Jasmin und Johannes mit auf den Weg, bevor er sie durch die Produktionshallen und in die Lehrwerkstatt führt.