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Tiere Isegrim hat den Biber abgelöst

Gerd Hornemann sprach in Güterglück über den Wolf.

Von Petra Wiese 24.02.2019, 06:00

Güterglück l Mit einem aktuellen Thema beschäftigten sich die Senioren bei der Güterglücker Volkssolidarität bei ihrem jüngsten Kaffeenachmittag. Der Wolf ist in aller Munde, und da dachte sich die Ortsgruppenvorsitzende Ellen Biedermann, Gerd Hornemann zu bitten, etwas über das Tier und sein Vordringen zu erzählen.

Über den Biber kam der Güterglücker zum Wolf. Mehr als zehn Jahre war er in der Biberfreianlage an der Kapenmühle tätig. „Biberexperte Peter Ibe war mein Kollege“, erzählte Hornemann. Im Güterglücker Lese-Café entstand dann die Idee, dass er doch mal einen Vortrag über die Biber halten könnte.

Inzwischen hat der Wolf den Biber als Problemtier und Bösewicht abgelöst. So gilt dem Isegrim vermehrt die Aufmerksamkeit. Im vergangenen Sommer hielt Gerd Hornemann dann im Lese-Café seinen ersten Wolfsvortrag.

Der 68-Jährige steckt mitten drin im Thema. Fast alle Bücher und Filme über den Wolf kennt er und hat er gelesen, hält sich mit aktuellen Berichten in Zeitungen und Zeitschriften auf dem Laufenden, spricht mit Leuten, tauscht sich mit Schäfern oder dem Wolfsbeauftragten aus. „Ein interessantes Thema“, sagt der Rentner, der auch im Vorstand bei der Moritzer Jagdgenossenschaft ist. Selber jagt er nicht. Er ist Fallensteller. Er wird gerufen, wenn Waschbär und Co. zur Plage werden. Auch zu Waschbären könnte der diplomierte Fachhochschulingenieur für Tierproduktion jede Menge erzählen, 180 hat er schon gefangen. Vielleicht wird das Fallenstellen ja Thema eines weiteren Vortrages.

„Alles was ich erzähle, weiß ich oder habe es selbst erlebt“, sagt Hornemann. Vor Studenten würde er sich allerdings nicht stellen, meinte er. Bei den 36 Senioren, die sich an der langen Tafel im Lokschuppen eingefunden hatten, fand er offene Ohren. Er startete seine Ausführungen bei den ersten Kontakten zwischen Mensch und Wolf. Wie sich die Hunde entwickelten, und der Schäferhund dem Wolf bis heute am ähnlichsten ist, kam er auf die Nachstellungen im Mittelalter zu sprechen, bis hin zu den letzten Wölfen, die in Deutschland geschossen wurden.

1996/1998 kehrten die ersten Wölfe zurück. 2000 wurde das erste Rudel in der Lausitz registriert, 2009 fünf Wölfe in Altengrabow. In 73 Rudeln lebt er inzwischen in Deutschland, nannte Gerd Hornemann die neuesten Zahlen. Er ist auch bei uns, sagte er. Bei Leps und Walternienburg wurde er gesehen. Erst am vergangenen Wochenende bekam Hornemann selber einen zu Gesicht bei Jütrichau. „Zu 99,9 Prozent war das ein Wolf“, ist er sich sicher.

Auf Truppenübungsplätzen halten sich die Wölfe bevorzugt auf. Selbst mit dem Knallen und den Fahrzeugen kommen sie klar. Der Wolf ist neugierig, schlau und merkt, dass ihm von den Menschen keine Gefahr droht. Das wird sich ändern, wenn der Druck so groß wird, dass er geschossen werden muss, ist Hornemann überzeugt, „nur eine Frage der Zeit.“ In Skandinavien werden Tiere „entnommen“, führte er das Beispiel an.

Auch die Schutzmaßnahmen führte Gerd Hornemann an. Mit Herdenschutzhunden habe ein Schäfer aus der Region beste Erfahrungen gemacht. Nach dem etwa halbstündigen Vortrag ergab sich noch ein Austausch mit den interessierten Zuhörern.