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Tierschutz Keine Rettung für Zerbster Tierheim

Der Betrieb des Zerbster Tierheims bleibt noch bis Ende 2020 abgesichert. Danach ist Zukunft der Einrichtung besiegelt.

02.11.2020, 10:27

Zerbst (dp/dt) l Für das Zerbster Tierheim gibt es keine Zukunft. „Es wird ein Ende finden“, sagt Einrichtungsleiterin Diana Hofmann. „Die außerordentliche Kündigung zum 31. Dezember steht fest“, bezieht sie sich auf den Vertrag des Tierschutzvereins mit der Stadt zur Aufnahme von Fundtieren. Diese Vereinbarung war bislang mit der Zahlung eines jährlichen Zuschusses durch die Kommune verbunden – gut 97.000 Euro sind das 2020. Mit dem Jahreswechsel fällt diese Hauptfinanzierungsquelle zum Betrieb des Tierheims weg, was dessen Schließung bedeutet.

„Wir befinden uns in direkter Abhängigkeit von der Stadt. Das haben wir schmerzlich mitbekommen“, sagt Diana Hofmann. Auf der Facebook-Seite des Tierheims heißt es in einem Beitrag vom 31. Okotber vom Tierschutzverein Zerbst: "Die fehlende Finanzierung und der daraus entstandene Mangel an Fachkräften zwingt uns nun leider zur Aufgabe. Bis zuletzt haben wir für eine Fortführung und mehr finanzielle Unterstützung gekämpft, am Ende aber vergeblich. Wir haben in den vielen Jahren ehrenamtlicher Vereinstätigkeit beraten, vermittelt, geschwitzt, gekränkelt, gefroren, sind nass geworden, waren übermüdet, haben unsere Urlaube und die meiste Freizeit im Tierheim verbracht und mussten leider auch oft trauern, wenn unsere Hilfe zu spät kam. Aber, und daran werden wir uns immer erinnern, auch viel gelacht und uns über die ehrliche Dankbarkeit unserer Pflegekinder gefreut. Wir möchten uns von Herzen bei allen bedanken, die uns all die Jahre treu unterstützt haben oder unsere Lieblinge zu sich nach Hause und als Mitglieder in ihren Familien aufgenommen haben."

Ab sofort laufe die Aufnahme von Fundtieren nur noch über das Ordnungsamt. Dorthin müsse sich fortan jeder wenden, der irgendwo ein herrenloses oder verletztes Tier findet. Das bestätigt Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). In der vergangenen Woche hat er sich noch einmal mit Diana Hofmann zu einem klärenden Gespräch getroffen, an dem auch das Veterinäramt teilnahm. Der Tierschutzverein habe seinen Anfang Oktober verkündeten sofortigen Aufnahmestopp von Fundtieren zurückgenommen „und wir haben unseren Zahlungsstopp aufgehoben“, schildert er. Bis 31. Dezember sei der Weiterbetrieb des Tierheims damit abgesichert.

Zugleich sei seitens des Vereinsvorstandes signalisiert worden, bis Jahresende alle im Tierheim befindlichen Katzen und Hunde entweder an neue Besitzer vermittelt zu bekommen oder in anderen Einrichtungen unterzubringen, so Dittmann. Über alles andere solle in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung entschieden werden.

Seinerseits hat der Bürgermeister nun das Ordnungsamt beauftragt, nach Alternativen zur Aufnahme von Fundtieren zu suchen. In der Diskussion um die Zukunft des Tierheims hatte das Amt auf der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses Mitte September bereits mögliche Varianten vorgestellt. Demnach könnte beispielsweise mit einer Tierpension eine entsprechende Unterbringungsvereinbarung geschlossen werden. Die Kosten würden im Rahmen der Gefahrenabwehr vorerst von der Stadt getragen und dann dem Besitzer auferlegt, hieß es.

Denkbar wäre ebenfalls die Einrichtung eines städtischen Tierheims. Vorausgesetzt, ein geeignetes Objekt wäre vorhanden, so dass keine weiteren Investitionen nötig sind, wären in dem Fall jährlich rund 560.000 Euro für Personal und Unterhaltung einzuplanen.