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Umbau Treppe als Krönung für Barockgiebel

Die Sanierung und der Umbau des einstigen Zerbster Frauenklosters zum zweiten Sitz der Stadtverwaltung schreiten voran.

Von Daniela Apel 20.01.2021, 00:01

Zerbst l Statt trist, marode und unscheinbar soll der Westgiebel des früheren Zerbster Frauenklosters wieder in barockem Glanz erstrahlen. Die neu eingebauten Fenster und der aufgebrachte Kalkputz lassen das künftige Aussehen bereits erahnen. Perspektivisch könnte sogar wieder eine Außentreppe die Fassade schmücken. Der Denkmalschutz zumindest sei „hellauf begeistert“ von dieser Idee, teilte Planer Tilo Feldmann den Mitgliedern des Bau- und Stadtentwicklungsausschusses mit. Diese wiederum begeisterten sich ebenfalls für die Vorstellung der Entwurfszeichnung des Ingenieurbüros.

Als Vorbild diente die zweiläufige Treppe des Möckeraner Rathause, wie Tilo Feldmann ausführte. Die Kosten für ihre Errichtung einschließlich der Restaurierung des Sandsteinportals überschlug er mit insgesamt 225 000 Euro brutto, wobei er zugleich zu bedenken gab, dass für diese Außentreppe noch kein Budget vorhanden sei. „Bislang war sie gar nicht angedacht“, bezog sich der Planer auf das Großprojekt „Frauenkloster“, in das mehr als zwei Millionen Euro fließen.

Mit dem Geld wird der so genannte Klausurflügel des Gebäudekomplexes an der Breite in den zweiten Sitz der Stadtverwaltung verwandelt. Das Bau- und Liegenschaftsamt soll dort einziehen. Zugleich ist vorgesehen, das Objekt als Archivstandort und Museumsdepot zu nutzen. Vorab jedoch laufen nun erstmal die erforderlichen Sanierungsarbeiten.

Im Zuge dessen kam eben auch die mögliche Wiedererrichtung der Treppe am Westgiebel zur Sprache. Es wäre das gestalterische i-Tüpfelchen für die vom Großen Klosterhof aus einsehbare Barockfassade mit ihren angedeuteten hohen Pfeilern im Mittelrisalit, deren Sandsteinfüße übrigens im Zuge der jetzigen Maßnahme ersetzt werden.

So ging es im Ausschuss um die Frage: Soll die Vision der Außentreppe weiter verfolgt werden? Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) warb ausdrücklich dafür, sich diese Tür offen zu halten, um die ursprüngliche Architekur eines Tages wieder erlebbar zu machen. Er betonte allerdings ebenfalls, dass momentan kein Geld für die Treppe da sei. „Es ist auch in keinem Haushaltsansatz versteckt“, bemerkte er. Vielmehr könnte die Treppe ein Folgeprojekt sein, wenn es ein entsprechendes Förderprogramm dafür gebe.

Die jetzige Entscheidung sei ausschlaggebend für das weitere Vorgehen, verdeutlichte Tilo Feldmann. Er meinte das Sandsteinportal, für dessen Sanierung er entweder eine schlichte oder untergliederte Fensterverglasung oder eben den Einbau einer Tür vorschlug. Letzteres wäre die „Vorplanung für den Tag X, wenn wir hier eine Treppe errichten können“, wie es Dittmann formulierte.

„Endlich eine Rathaustreppe. Ich würde dran festhalten“, sagte Sebastian Siebert (SPD) schmunzelnd. „Lieber eine Treppe als eine überflüssige Brücke“, fand er. Siebert spielte damit auf die zusätzliche Erschließung des Klosterkomplexes von der Puschkinpromenade aus an. Diese Nuthebrücke ist seit Längerem in der Diskussion.

Doch zurück zur Außentreppe, die Lutz Voßfeldt (FDP) genauso gefiel. Ihn interessierte allerdings, was dann mit der unter dem Portal befindlichen Eingangstür geschehen würde. Diese würde unproblematisch als Innentür funktionieren, entgegnete Tilo Feldmann. Auch der Verlust der beiden Fenster im untersten Geschoss, den der Treppenaufbau dann verdecken würde, würde nicht stören, griff der Planer eine weitere Frage Voßfeldts auf. So kristallisierte sich rasch breite Zustimmung für einen zukünftigen Wiederaufbau der Außentreppe heraus, sobald deren Finanzierung gesichert ist. Unter diesem Aspekt soll das Sandsteinportal wieder eine Tür statt eines Fensterprovisoriums erhalten. Die Kosten für eine solche bezifferte Tilo Feldmann auf rund 10 000 Euro.

Auf gut 8000 Euro schätzte der Planer indes die zusätzlichen Ausgaben für das Gerüst am West- und Südgiebel, das wohl bis März stehenbleiben muss. Wie er informierte, wird für den noch ausstehenden Fassadenanstrich eine nächtliche Temperatur von mindestens fünf Grad benötigt, weshalb dieser erst im Frühjahr erfolgen kann. Auch das Trockenlegen der Außenwände verzögert sich. Unterdessen ist die Putzfirma ins Gebäudeinnere gewechselt. „Momentan laufen die Ausschreibungen für Estrich und Innentüren“, so Feldmann.

Die Sanierung der zum Innenhof zeigenden Ostfassade ist übrigens nicht Bestandteil des aktuellen Projektes. Zwar wurden auch in diesem Giebelbereich inzwischen neue Fenster eingebaut, der Putz jedoch nur an den notwendigen Stellen ausgebessert, wie der Planer ausführte.