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Fast jeder dritte Ausbildungsvertrag überlebt die ersten Wochen nicht Ungelernte bis 35 Jahre sollen dringend Beruf erlernen

Von Thomas Drechsel 22.01.2013, 01:38

Zerbst/Dessau l 10 376 offene stellen wurden im vorigen Jahr der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg gemeldet. Zum Jahresende hin, so Sabine Edner, habe die Nachfrage nachgelassen. Die Vorsitzender der Geschäftsführung erinnerte im Rahmen eines Pressegespräches zum Jahresauftakt nochmals an die Situation im zweiten Halbjahr, als es im Solar Valley bei Bitterfeld-Thalheim massive Einbrüche gab. "Viele wollen wissen, wo die jetzt sind." Sovello beispielsweise habe über 1000 Beschäftigte entlassen. "Über 700 sind im Agenturbezirk zuhause, und die hälfte von ihnen haben wir sehr zügig wieder in Arbeit bekommen", sagte Edner. Unter anderem spezielle "Speed datings", wo Ex-Sovello-Mitarbeiter an einem Tag mit mehreren Unternehmen ins Gespräch kommen konnten, habe daran einen Anteil. "Wenn man sich darauf einlassen kann, hinsichtlich der Entfernung zum Arbeitsort und auch hinsichtlich des Lohnes Abstriche hinzunehmen, dann geht häufig auch schnell etwas."

Grundsätzlich jedoch sei die Arbeitskräfte-Nachfrage immer schwieriger zu stillen. "Auf zwei, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, kommt künftig nur noch ein Schulabgänger. Selbst wenn nicht alle Arbeitsplätze nachbesetzt werden, so wird der Nachwuchs allein nicht ausreichen, um den Bedarf zu stillen."

Für 2013 hat die Arbeitsagentur vor, verstärkt auf ungelernte Arbeitslose unter 35 Jahren einzuwirken. Sie sollen eine Facharbeiter-Ausbildung antreten. "Wir haben knapp 1000 solcher Leute. Es wird sicherlich schwierig, diese älteren Ungelernten dazu zu bewegen, sich neben 16- und 17-jährige auf die Schulbank zu setzen. Aber eines steht fest: Sich als Ungelernter ein Leben lang in Helferberufe flüchten zu wollen, gelingt nicht. Diese Jobs werden immer weniger."

Auch die Berufsorientierung in den Schulen müsse weiter intensiviert werden, so Edner. Mit Vortragsreihen, über das Onlineportal der Arbeitsagentur und beispielsweise deren Praktikabörse sollten die Schüler animiert werden, Berufe auszuprobieren. "Wir haben einfach keine Zeit für Warteschleifen, weil der ersehnte Ausbildungsvertrag nicht zustande kam, und schon gar nicht für Abbrüche, weil das Berufsbild dann doch nicht passt."

Die Ausbildungsabbrecherquote liege, so Edner, schon seit Jahren zwischen 28 und 29 Prozent. "Das ist natürlich viel zu hoch. Vor fünf Jahren lagen wir bei 15 Prozent." Ein Grund liegt darin, dass viele Jugendliche zwei oder sogar drei Verträge unterschreiben, sich dann aber nicht trauen, abzusagen. Die anderen, nicht angetretenen Verträge gelten als Abbruch. "Dazu kommt eine weitere negative Auswirkung: Der Unternehmer, dem das passiert, wird in dem Jahr seinen freien Ausbildungsplatz nur in den seltensten Fällen neu besetzen. Der ist bedient."

Zweitens gibt es Fälle, wo nach wenigen Wochen Ausbildung feststeht, dass der beruf nicht passt. Diese Leute wechseln in einen anderen Beruf. "Das ist dennoch ein Abbruch. Drittens schließlich brechen Jugendliche die Ausbildung ab und unternehmen gar nichts. "Das werden dann leider die U 35, die sich mit Hilfsjobs über Wasser halten und sich daran auch gewöhnen. Denen wollen wir uns verstärkt widmen."