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Verkauf Pflege-Wohngruppe ist Herzstück

Objekt verkauft: Die Zerbster Diakonie stellt Konzept für die Villa in der Jeverschen Straße vor.

Von Daniela Apel 30.12.2018, 07:00

Zerbst l „Mit dem Erwerb verbinden wir die Absicht, hier ein kleines Zentrum für ambulante Pflege-, Betreuungs- und Wohnhilfen einzurichten“, erklärt Dietrich Landmann. Er ist Geschäftsführer des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Zerbst, das die Villa samt Nebengebäuden in der Jeverschen Straße 42 vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld erworben hat.

Der Verkauf des vielen Zerbstern als „Kreml“ bekannten Objektes hatte im Vorfeld die Gemüter erregt. Denn im hinteren Flachbau sind die Tafel mit ihrem „Restaurant mit Herz“ und die Kindertafel angesiedelt. Inzwischen haben sich beide Seiten an einen Tisch gesetzt.

„Wir wollen Übergangslösungen für die Bestandsmieter vorschlagen, um ihnen Zeit zu geben, Alternativen zu suchen“, sagt Landmann. Er spricht von insgesamt neun Mietern – einschließlich zweier Garagennutzern. Zu ihnen gehören unter anderem die Band Empire sowie der Flugmodellsport und Freizeitclub Zerbst, die bislang beide in der einstigen Pfannenbergschen Villa Räume nutzten. Ihnen wurde das Angebot unterbreitet, erst einmal in das Hintergebäude zu ziehen.

Denn im ersten Obergeschoss der Backsteinvilla soll die seit 1991 aktive Sozialstation der Diakonie untergebracht werden, spricht Landmann von einer Anlauf- und Einsatzstelle des häuslichen Pflegedienstes. 44 Mitarbeiter kümmern sich hier derzeit zwischen Loburg, Zeppernick und Zerbst bis hin nach Roßlau und Coswig um pflegebedürftige Personen.

Im Erdgeschoss der Villa ist unterdessen vorgesehen, montags bis freitags eine Tagesbetreuung insbesondere für an Demenzen erkrankte Personen anzubieten, um pflegende Angehörigen zu entlasten. „Von Früh bis zum Nachmittag sollen hier alle nötigen Pflege- und Betreuungsleistungen erbracht werden“, erklärt Dietrich Landmann. Zwölf bis 15 Plätze sind angedacht. Ein Fahrdienst soll den Transfer von der Wohnung in die Einrichtung ermöglichen.

Um die Pläne umzusetzen, ist die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Villa zunächst zu renovieren. „Sanitär, Elektrik, Fenster, Fußböden“, listet Landmann auf. „Das ist alles relativ unkompliziert machbar“, bemerkt er. Das Problem sei der notwendige Einbau eines Aufzuges, für den es eine Baugenehmigung bedarf. Sobald diese vorliegt, sollen die Arbeiten starten.

Die Pläne für den hinteren Flachbau sind umfangreicher, erfordern ein Projekt und eine Finanzierung. „Das braucht Zeit“, wagt Dietrich Landmann nicht abzuschätzen, wann die Realisierung erfolgt. So lange können Tafel und Kindertafel dort bleiben. „Wir wollen sie nicht in ihren Aktionsmöglichkeiten beeinträchtigen“, erklärt der Diakonie-Geschäftsführer. „Wir wollen auch nicht an den Mietkonditionen schrauben“, ergänzt er. Allerdings müssten die anfallenden Betriebskosten künftig von den Nutzern getragen werden.

In dem Funktionsbau soll eine ambulant-betreute Pflege-Wohngruppe eingerichtet werden. Menschen mit zuerkanntem Pflegegrad soll die Möglichkeit zum Leben in der Gemeinschaft gegeben werden, ohne auf Privatsphäre und Eigenständigkeit verzichten zu müssen. Sie können sich in ihre Einzelzimmer zurückziehen oder in der Gemeinschaftsküche zusammenkommen.

„Das ist ein offenes System“, sagt Dietrich Landmann. Die Bewohner – von zehn bis elf Plätzen ist die Rede – können ihren Alltag und ihre Pflege beziehungsweise Betreuung individuell organisieren. Angehörige können sich in die Pflege einbringen, ohne Gefahr zu laufen, dauerhaft überfordert zu werden. Aber auch eine „Rund-um-die-Uhr-Präsenz“ von Betreuungspersonen wäre denkbar.

„Das ist das Herzstück, daran liegt mir am meisten“, gesteht Landmann und fügt hinzu: „Ich kann mir vorstellen, dass das Modell angenommen wird und Schule macht.“

Betreutes Wohnen für Senioren ist im Obergeschoss des Flachbaus geplant. Fünf barrierefreie Zwei-Raum- und zwei Ein-Raum-Appartements mit Küchenzeile und Nasszelle sollen geschaffen werden. „Das Angebot richtet sich an Personen, die selbstbestimmt leben möchten mit der Sicherheit, bei Bedarf jederzeit auf Hilfe und Unterstützung zurückgreifen zu können“, spielt Landmann auf die ansässigen Pflegedienste an.

Abgerundet wird das Konzept mit einer Begegnungsstätte, die im Nebengebäude – der ehemaligen Kantine – entstehen könnte, um die neuen Angebote der Diakonie ins Umfeld hinein zu öffnen.