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Verschmutzung Müll in Zerbster Wäldern wächst

Die Vermüllung der Zerbster Landschaft nimmt wieder zu. In den Wäldern gibt es mehr illegale Abfälle. Eine Erklärung dafür ist schwierig.

Von Thomas Höfs 27.05.2020, 06:00

Zerbst l Mehrere Couchgarnituren in unterschiedlichen Farben habe er zurzeit zur Auswahl, scherzt der Chef des Bundesforstamtes in Möser, wenn er auf die Vermüllung der Wälder angesprochen wird. „Es liegt wieder mehr Müll im Wald“, sagt Rainer Aumann. Mit seiner Feststellung ist er nicht allein. Auch in anderen Wäldern nehmen die Müllberge wieder zu.

Eine Erklärung ist nicht einfach. Aber in den ersten Wochen der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen hatten die Landkreise die Annahme von Müll auf ihren Annahmeplätzen wegen der Pandemie gestoppt. Es war schwierig in den ersten Wochen der Pandemie, beispielsweise Sperrmüll loszuwerden. Wer es dennoch versuchte, stand vor verschlossenen Annahmestellen.

Manche Bürger müssen sich dann entschlossen haben, ihre Abfälle in die Natur zu bringen. Wälder dienten dann als Restmüllstandort. Die Gefahr, dabei entdeckt und angezeigt zu werden, war in den ersten Wochen der Pandemie gering. Denn die Menschen sollten zu Hause bleiben. Wochenlang waren die Straßen, die Wälder und Wege menschenleer. Erst jetzt kehrt das Leben zurück und die Mitarbeiter der Forstämter entdecken manchen Haus- und Sperrmüll in den Wäldern. „Wir bringen alles konsequent zur Anzeige“, sagt Förster Dietmar Schleth. Er betreut im Landesauftrag Privatwald. Auch er registriert eine Zunahme von Abfällen. In den vergangenen Wochen haben sich die Müllberge in dem rund 2000 Hektar großen Revier wieder vermehrt. Dabei ist gerade der Frühling die Zeit im Jahr, in der die Menschen den Müll regelmäßig aus der Landschaft räumen. Wegen der Corona-Pandemie ist der Frühjahrsputz ausgefallen. Die Müllberge liegen weiter in der Landschaft und haben zugenommen.

Mitunter geht auch von anderen Dingen eine Gefahr für die Tiere im Wald aus, als vom Müll. Gemeint sind Nahrungsreste. Seit einiger Zeit passen die Jäger besonders auf, was sich an den Waldrändern so tut. Vor allem an viel befahrenen Verbindungen, die noch dazu gern von Lkw frequentiert werden, sei die Gefahr groß, dass sich die gefürchtete Afrikanische Schweinepest übertrage. In Polen ist die Krankheit, die Haus- und Wildschweine gleichermaßen befällt, längst angekommen. Über Wurst, so die gängige Befürchtung, könnte es die Infektionskrankheit auch zu heimischen Wildschwein Tierbeständen schaffen. Der Weg dahin sei ganz einfach, sagt Rainer Aumann. So müsse in Polen nur in einem Haushalt ein mit dem Virus infiziertes Schwein geschlachtet werden. Aus dem Fleisch müsse dann nur Wurst produziert werden, bei deren Herstellungsprozess keine Erhitzung stattfinde. Salami sei so eine Wurst. Sie sei auch Tage später noch ansteckend. Werfe nun jemand so ein Salamibrot in den Wald, weil er keine Lust mehr auf die Stulle habe, sei die Gefahr groß, dass sich Wildschweine anstecken. Die Tiere suchen in der Nacht regelmäßig systematisch wilde Stell- und Rastplätze an den Bundesstraßen ab. Die Möglichkeit einer Krankheitsübertragung könne dabei nicht ausgeschlossen werden, mahnt der Chef des Bundesforstamtes. Dabei wird gerade an der Grenze zu Polen viel unternommen, damit die Krankheit nicht nach Deutschland gelangt. Ob dies wirklich gelingt, muss die Zeit zeigen.

Die zunehmenden Müllhaufen in den Wäldern sind nicht nur eine Umweltverschmutzung. Sie sind zudem gefährlich für die Tiere des Waldes. Immer wieder verletzten sich vor allem Jungtiere in den Hinterlassenschaften des Menschen. Vor allem Plastik ist dabei besonders gefährlich. Der Kunststoff, den es so in der Natur nicht gibt und vom Menschen in zahlreichen Varianten und Kombinationen mit verschiedenen Eigenschaften entwickelt wurde, baut sich unter normalen Bedingungen in der Natur sehr langsam ab. Längst lässt sich der Kunststoff beinahe überall auf dem Planeten nachweisen. In der Nahrungskette ist das Material längst angekommen. Unklar ist bislang, welche Wirkung es entfaltet.

Zuständig für die Beräumung der Müllhaufen in der Landschaft ist der Landkreis. Er ist für die Müllentsorgung sowieso zuständig. Die Forstämter informieren die Entsorger regelmäßig über ihre Funde, bestätigt Dietmar Schleth. Regelmäßig schicke die Kreisverwaltung dann die Fahrzeuge in die Wälder, um den Müll zu beräumen. Die Kosten für den ganzen Aufwand sind in den Müllgebühren kalkuliert. Letztlich zahlt der Bürger den Aufwand mit seinen Müllgebühren mit. Dabei kostet die ordnungsgemäße Entsorgung längst keine Unsummen mehr. Die Preise sind moderat, damit die Bürger die Möglichkeiten auch nutzen.