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Volksfest Nutha verschlingt 700 Tassen Kaffee

Volksfeststimmung in Nutha: Am und im Kornmuseum kamen 600 Leute zusammen, um auf dem Bauernmarkt zu schlendern.

Von Christian Jäger 06.11.2015, 06:00

Nutha l Die Ersten kamen bereits am Vormittag zusammen, ehe es zur Mittagsstunde gemeinsam zum Gottesdienst in die Dorfkirche ging. Und mit Pfarrer Reinhold Pfafferodt wurde es sogar erstmals ein ökumenischer. Denn er ist Domprobst und Seelsorger in der katholischen Kathedralpfarrei Sankt Sebastian in Magdeburg. Da in seiner Kathedrale bereits seit einigen Jahren Erntekronen aus Nutha hängen, lud das evangelische Dorf Reinhold Pfafferodt ein.

Und so ein ökumenischer Gottesdienst schien hungrig gemacht zu haben. Wieder am Kornmuseum angekommen, wurden Sitzplätze an den liebevoll gedeckten Tischen rar. „Die Gäste sollten sich willkommen fühlen“, erklärte Roswitha Schrödter vom Team des Kornmuseums. Neben ihrem Team waren auch die LandFrauen Magdeburg seit dem Vortag aktiv, um alles vorzubereiten. Genau wie das Back-Team: „Ein großes Lob an Holger Markmann, Hubert Schrödter, Edeltraud Bewer und Ofen-Chef Frank Wesenberg.“ Über drei Tage heizte er den Ofen an, Tag und Nacht war er dafür im Einsatz. „Auch für das Schälen und Schneiden waren wieder unsere altbewährten Helfer zur Stelle: Frau Rothe, Frau Golze, Herr Schönemann sowie Herr Falkenberg“, bedankte sich Roswitha Schrödter. „Ohne sie im Hintergrund läuft gar nichts.“

Der ganze Einsatz sollte sich auszahlen. Das belegen die nackten Zahlen: 700 Tassen Kaffee (und zwar keine winzigen) sowie 24 Bleche Kuchen haben die Besucher verschlungen. Eine lange Schlange vor dem Stand war Ausdruck dafür, wie lecker der Kuchen war. Doch es sollte kein reines Kaffeekränzchen werden, das war Roswitha Schrödter und dem gesamten Organisationsteam wichtig. Die Besucher sollten bei den Handwerkern zumindest stehen bleiben, das Gespräch suchen und staunen. „Es ist schwer, gute Handwerker ins Dorf zu bekommen“, sagte Roswitha Schrödter. Wer nichts kaufen will oder kann, solle wenigstens mit Aufmerksamkeit Respekt für das Handwerk zollen, statt einfach vorbeizugehen.

Und davon gab es so einiges zu bestaunen. Kunstglasbläsermeister Detlef Schumann beispielsweise stellte sein Können unter Beweis. Mit Hilfe eines Bunsenbrenners fertigte er Vasen an, die erworben werden konnten. Nach Möglichkeit ging er auch auf Wünsche ein. „Dies ist aber wegen Luftzügen nur eingeschränkt möglich“, sagte er. Auch Erich Strohschneiders Handwerk war live zu erleben. Er bearbeitete Holzskulpturen. Der Grimmer geht seinem Hobby als Holzdesigner nach. „Ich war mein Leben lang in der Forst tätig“, sagte er. Seit mehreren Jahren findet man ihn auf dem Fest in Nutha. „Man wird viel angesprochen, kennt mittlerweile viele Leute und hält einige Schwätzchen.“ Ihm liegt viel daran, zu zeigen, was mit dem Material Holz alles angestellt werden kann. „Und es interessiert die Leute auch.“

Neben vielen weiteren Handwerkern stellte auch Jaenette Paasch ihr Können am Spinnrad unter Beweis. Die Nedlitzerin vom Ostelbischen Spinnkreis darf sich Landesmeisterin nennen: Aus 30 Gramm Wolle stellte sie einen Faden von unglaublichen 233 Metern her. „Viele fragen, wie man das macht und bewundern das“, sagte Jaenette Paasch. Auch sie bot ihre Erzeugnisse wie Socken, Schals und Mützen zum Verkauf an. Dass diese etwas mehr kosten als im Supermarkt um die Ecke, hat einen guten Grund. „Es ist eine langwierige Arbeit.“ Ein Paar Socken beispielsweise fordern ihr allein acht Stunden für das Anfertigen der Fäden ab. Die Zeit für das Stricken kommt noch dazu.

Wer selbst aktiv werden wollte, konnte Saft pressen. Mit ziemlich viel Kraft wurde Maische aus Äpfeln „gequetscht“, die Vorstufe, aus dem dann der Saft gewonnen wird. Dass der eigens hergestellte Saft viel besser schmeckt, davon ist Hubert Schrödter überzeugt. Er war an der Station zu finden und packte auch gern mit an. Nach so einer Anstrengung schmeckte der Kuchen dann viel besser. Und zwischendurch gab es etwas für die Augen. Die Nuthe-Cowboys gaben einige Tänze zum Besten und kamen um eine Zugabe nicht umhin. Nach einer kleinen Stärkung mit einem „Kurzen“ traten sie noch einmal auf. „Wir pflegen eine gute Freundschaft mit den Nuthe-Cowboys“, erklärte Roswitha Schrödter. „Sie sind für uns die Besten, wir lieben sie einfach.“