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Volkstrauertag Zerbster gedenken der Kriegsopfer

Vertreter der Stadt, der Kirchen, Mitglieder des Stadtrates, Schüler und Zerbster Bürger kamen zu einer Gedenkstunde zusammen.

Von Thomas Kirchner 18.11.2019, 00:01

Zerbst l Insgesamt gut 70 Zerbster hatten sich gestern Vormittag zu einer Gedenkstunde aus Anlass des Volksstrauertages auf dem Zerbster Heidetorfriefhof eingefunden. Mitgestaltet wurde das Gedenken unter anderem von der Stadt Zerbst, der Zerbster Marinekameradschaft, den Kirchen, dem Posaunenchor und Schülern des Zerbster Francisceums.

Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) verwies in seiner Gedenkrede auf die Entstehung des Volkstrauertages. „Im Jahr 1918 fand der Erste Weltkrieg endlich sein Ende. Es war ein Ende, dass so furchtbar war, dass es in der Folge die Initiative für unseren heutigen Volkstrauertag auslöste. Wir wissen heute, dass die Einführung dieses Gedenktages nicht ausreichte, um die nur wenige Jahre später beginnende Katastrophe des Zweiten Weltkrieges zu verhindern“, erinnerte Dittmann an die Kriegsgräuel.

Die Schreckensbilder der Stellungsschlachten und des Giftgaseinsatzes im Ersten Weltkrieg hätten nicht dazu geführt, dass Kriege als Option aus dem Handlungsoptionen von Regierungen verbannt wurden. „Schlimmer noch, der Zweite Weltkrieg sollte die Gräuel des Ersten noch in den Schatten stellen“, so Dittmann. Zum Terror des Krieges sei gezielter Völkermord durch die Nazis hinzugekommen.

„Das kollektive Gedächtnis an die Opfer des 1. Weltbrandes schien vergessen. Wir müssen uns auch heute in unser Bewusstsein rufen, dass ein Tag des Gedenkens allein noch keinen Krieg verhindert. Im Gegenteil, es kann sogar der Fall eintreten, dass ein solcher Gedenktag in perverser Umkehrung zur Heldenverehrung missbraucht wird“, machte Dittmann deutlich.

Der Rathauschef erinnerte an die vielen Krisenherde in der Welt, wie beispielsweise den Iran mit seinem Atomprogramm und den Drohungen gegen Israel oder Syrien, wo Nato-Mitglied Türkei in den Norden des Landes einmarschiert ist, angeblich um für sich eine Sicherheitszone zu schaffen. „Tatsächlich geht es wohl um die Vertreibung der Kurden und damit auch um ein Signal an die in der Türkei lebenden Kurden“, so Dittmann.

Wenn man sich mit der Entstehungsgeschichte des Volkstrauertages beschäftigt, müsse klar werden, dass Krieg eben nicht nur die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln ist, wie es Clausewitz einst formulierte. „Krieg bedeutet Leid und Tod, unabhängig von Nationalität, Religion oder Geschlecht. Wenn wir heute hier stehen und die Gebinde an den Ehrenmälern niederlegen, dann nicht aus falscher Heldenverehrung. Wir tun das, weil wir den Gedanken des Volkstrauertages aus der Erfahrung des Ersten Weltkrieges aufgreifen und uns gegen den Krieg als politische Option aussprechen“, mahnte Dittmann.

„Herr, wir bitten dich um Frieden zwischen den Völkern und Staaten, Rassen und Volkssgruppen. Wir beten darum, dass niemand Gewalt oder Gewaltandrohung gebraucht, um seine Ziele durchzusetzen“, betonte Pfarrer Lutz-Michael Sylvester in seinem Gebet. Im Anschluss legten die Teilnehmer an den verschiedenen Gedenksteinen auf dem Friehof Kränze und Gebinde nieder und gedachten der Toten..