Allee der besonderen Bäume Warum Gingko, Elbeere und Schwarzerle mitten im Fläming bei Zerbst wachsen
Jedes Jahr wird ein „Baum des Jahres“ benannt. Sie alle wachsen im Jäger-Wald bei Bärenthoren im Fläming.

Bärenthoren - Reinhard Jäger aus Bärenthoren ist ein Bäume-Sammler. Das hat so seine Bewandtnis und weiß kaum jemand.
Seit 1989 kürt das „Kuratorium Baum des Jahres“ jedes Jahr eine Baumart zum „Baum des Jahres“. Anliegen ist es, die Menschen an Bäume heranzuführen und für das Kulturgut zu sensibilisieren. Am Schäfersee in Berlin-Reinickendorf und im Berliner Zoo wird jedes Jahr ein Exemplar des Baums des Jahres gepflanzt. Auch im Zuge einer Neubaumaßnahme eines Teils der Bundesautobahn 4 bei Kerpen-Buir wurde in beiden Fahrtrichtungen die „Allee Baum des Jahres“ angelegt.
Weitere Beispiele, wo die Bäume des Jahres beieinander stehen, gibt es In Bremervörde am Vörder See. Bad Arolsen hat einen „Pfad der Jahresbäume“ errichtet oder auch im brandenburgischen Mallnow gibt es eine Allee der Jahresbäume. Oder bei Jerichow.
Aber wer weiß schon, dass auch in der Einheitsgemeinde Stadt Zerbst die Bäume des Jahres auf einer Fläche zu finden sind?
Immer zwei Bäume von einer Art
Jeder Jahresbaum - angefangen mit der Stieleiche von 1989 - ist im Wald von Reinhard Jäger zwischen Polenzko und Bärenthoren zu finden. In den Schneisen, die einst der Harvester geschaffen hat, stehen sie der Reihe nach im Abstand von acht Metern. Und nicht nur jeweils einen Baum hat der Bärenthorener für jedes Jahr gepflanzt, sondern immer gleich zwei, die sich gegenüber stehen. Jeder Baum des Jahres trägt ein Schild sowohl mit dem Namen als auch mit Bildern zur Anschauung, wie Baum, Blätter und Früchte aussehen.
Das macht er aus Freude an der Natur und an den Bäumen, zu seinem Vergnügen und er ist auch gern bereit, anderen die Bäume zu zeigen. Der aus Bärenthoren stammende Jäger kehrte 2009 in sein Dorf zurück. Aus der Großstadt Dresden zurück zu den Wurzeln, um den Ruhestand zu genießen. 4,5 Hektar Wald nennt er sein eigen. Wald, der Ende des 19. Jahrhunderts unter Friedrich von Kalitsch angelegt worden war. Zu DDR-Zeiten unter staatlicher Forstwirtschaft, bekam Jägers Familie 1991 ihr Stück zurück, seit 2006 ist Reinhard Jäger der Waldbesitzer.
Die an die 150 Jahre alten Kiefern wurden noch vor Kyrill geerntet, bevor der Orkan den Rest umlegte. 2011 wurde beräumt und mit Fördermitteln konnte Jäger 2012 seinen Wald auf einer Fläche von zwei Hektar neu anpflanzen.
8000 Traubeneichen, 2500 Rotbuchen und 500 Douglasien kamen in die Erde, die Kiefern erneuerten sich von selbst. In diesem, wegen dem Wildfraß eingezäunten Waldstück, stand auch die Stieleiche - der Baum des Jahres 1989. Wer die gepflanzt hat, weiß Reinhard Jäger nicht. Sie sollte jedoch der Anfang sein, für die Allee der Jahresbäume in seinem Wald.
Streng genommen sind es schon mehrere Alleen der Jahresbäume, die der Bärenthorener in all den Jahren geschaffen hat. Die ersten Jahresbäume pflanzte er quasi nach und dann jedes Jahr im Herbst, immer nachdem der neue Baum des Jahres bekannt gegeben wurde.
Ein Wald, in dem es einiges zu entdecken gibt

34 Jahresbäume wachsen inzwischen hier. Diesen Herbst ist der Baum 2024 an der Reihe. „Wenn ich am Ende der Reihe ankomme, bin ich 90“, sagt Reinhard Jäger, „dann höre ich auf.“ Der 79-Jährige pflegt seinen Wald, da sieht es aufgeräumt aus. 50 verschiedene Baumarten verschiedenen Alters wachsen hier, ein resistenter, artenreicher Wald, beispielgebend.
Gleich im Privatwald neben an das Kontrastprogramm eines Waldstückes ohne Pflege. Für Jäger, der gelernter Gummifacharbeiter ist und Ingenieur für Plaste und Elaste studierte, ist der Wald sein Hobby. Auf dem Land groß geworden, interessierte ihn der Wald schon immer. Zu dem, was er bereits wusste, belas er sich weiter und informierte sich.


Eine der Jahresbäume sind im eigenen Wald gewachsen, die andere besorgte er sich. Sein Liebling ist die Elsbeere von 2011. Das Sorgenkind ist die Schwarzerle von 2003, die nicht gut gedeiht. Ganz unterschiedlich wachsen die Jahresbäume im Jägerschen Wald. Nicht alle Arten finden hier ideale Wachstumsbedingungen, schließlich stehen auch Bäume auf der Liste, die eher untypisch für die Region sind.
Und nicht nur um die Bäume kümmert sich Jäger in seinem Wald, auch über 40 Nistkästen betreut er. Zu Anschauungszwecken hat er auch den Inhalt einiger Kästen zusammen gestellt. Ebenso interessant ist die angeritzte Kiefer, an der sich die Harzgewinnung, wie sie bis zur Wende betrieben wurde, nachvollziehen lässt. Die entsprechenden Werkzeuge hat Jäger dazu gehängt.
Es gibt also viel zu entdecken im Jäger-Wald. Der Rentner und seine Frau genießen hier die Natur und auch anderen bietet Reinhard Jäger Einblicke, wenn Interesse besteht. Zu Lehrzwecken lässt sich hier einiges vermitteln. In diesem Sinne sieht er auch eine erfreuliche Entwicklung mit der neugegründeten Stiftung Dauerwald Bärenthoren. Hier kann sich Jäger durchaus einen Austausch vorstellen.
Die Bäume des Jahres seit 1989
2023 Moorbirke, 2022 Rotbuche, 2021 Europäische Stechpalme, 2020 Gewöhnliche Robinie, 2019 Flatterulme, 2018 Edelkastanie, 2017 Fichte, 2016 Winterlinde, 2015 Feldahorn, 2014 Traubeneiche, 2013 Wildapfel, 2012 Lärche, 2011 Elsbeere, 2010 Vogelkirsche, 2009 Bergahorn, 2008 Walnuss, 2007 Waldföhre (Waldkiefer), 2006 Schwarzpappel, 2005 Rosskastanie, 2004 Weißtanne, 2003 Schwarzerle, 2002 Wacholder, 2001 Esche, 2000 Hängebirke, 1999 Silberweide, 1998 Wildbirne, 1997 Vogelbeere, 1996 Hainbuche, 1995 Spitzahorn, 1994 Eibe, 1993 Speierling, 1992 Bergulme, 1991 Sommerlinde, 1990 Buche, 1989 Stieleiche