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110 Jahre Feuerwehr / Jubiläum ohne Wehrleiter / Kritik an der Feier unbegründet: "Wir feiern nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit"

Von Tobias Dachenhausen 25.06.2011, 06:29

Eingebettet im 14. Dobritzer Schützen- und Backofenfest feiert auch die Freiwillige Feuerwehr ihr 110-jähriges Jubiläum an diesem Wochenende. Eine Feier, die nicht ohne Kritik aus dem Dorf stattfindet, denn seit März dieses Jahres ist die Feuerwehr ohne Wehrleiter. Fehlende Kameradschaft und mangelhafte Beteiligung an den Dienstabenden waren die Ursache. Zweifel wurden laut, ob dann eine Feier überhaupt gerechtfertigt ist.

Dobritz. "Wir feiern ja nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit. Also das, was insgesamt geschaffen wurde", rechtfertigt Katrin Wecke, jetziger Ansprechpartner der Feuerwehr, die Jubiläumsfeier. Die Situation an sich findet sie aber auch schwierig. "Ohne Wehrleiter gibt es keinen der organisiert, und im Moment möchte die Aufgabe auch keiner übernehmen", erzählt Wecke. Das Problem ist auch der Stadt Zerbst bekannt, die hier aber nichts machen kann.

Letzter Wehrleiter war Mike Seifert, der die Aufgabe auch aufgrund von zeitlichen Problemen nicht mehr erfüllen konnte. "Er arbeitet in Schönebeck, macht noch nebenbei ein Studium, da hat das alles nicht mehr funktioniert", berichtet seine Lebensgefährtin Katrin Wecke. Doch die Zeit war nur ein Grund. Ein wesentlicher Faktor war auch der vermisste Zusammenhalt unter den Kameraden. "Bei den letzten Dienstabenden waren nur noch drei Mann dort, und dann fragt man sich schon, ob sich das noch lohnt", weiß auch Wecke. Dennoch macht sie dabei niemanden einen Vorwurf. "Alle sind auswärts berufstätig, haben Haus und Kinder, da fehlt einfach mal die Zeit." Noch hat die Freiwillige Feuerwehr Dobritz in ihrer Einsatzbereitschaftszeit aber genügend Mann. "Wenn die Sirene dann ertönt, wird das Fahrzeug auch voll", erzählt sie.

18 Mitglieder hat die Dobritzer Wehr derzeit, da hat sich seit der Gründung 1901 kaum etwas getan. "Wir konnten immer stabil um die 20 Mitglieder halten. Damit sind wir schon zufrieden, aber es könnten durchaus mehr werden", sagt die jetzige Ansprechpartnerin. Der letzte große Einsatz war der Brand von illegal abgelegten Holzhaufen in der Nähe der Molkerei im Jahr 2008. Erfreulich ist die Nachwuchsarbeit. Sieben Jugendfeuerwehrmitglieder werden von Andreas Wilke und Nancy Fleischmann betreut. "Hier gibt es keine Probleme. Sie üben regelmäßig und fahren auch zu Ausscheiden", berichtet Wecke.

Nachdem 2008 neue Container an das Feuerwehrgerätehaus gestellt wurden, die jetzt als Umkleideräume dienen, die Sirene erneuert wurde und die Kameraden mit Funk ausgestattet wurden, gibt es nur noch wenig Verbesserungsbedarf. "Unser Fahrzeug ist von 1993, da müsste langsam über etwas neues nachgedacht werden", sagt Wecke ganz vorsichtig, denn sie weiß, dass es im Moment ganz andere Probleme gibt.

Aufgrund der schwierigen Suche nach einer Führungsposition gibt es momentan Überlegungen, die Feuerwehr mit den Kameraden in Mühro und Polenzko zusammenzulegen. "Bis Mitte Juli sollen sich die Kameraden darüber einig werden, aber es sieht wohl so aus, als würden wir uns Mühro/Polenzko anschließen", informiert Wecke. Der dortige Wehrleiter Detlef Both würde dann die Führungsposition auch für Dobritz übernehmen.