Gerald Kohl, Leiter Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld, zur Polizeiarbeit und voraussichtlichen Personalentwicklung "Wir haben uns gefunden, geschüttelt und sortiert"
Köthen/Zerbst l Von 2008 bis jetzt hat sich die Stellenanzahl im Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld von 440 auf 299 verringert. Dies sei Resultat der 2007er Strukturreform, die "offenbar jetzt auch Früchte trägt. Wir haben aktuell die besten statistischen Werte des gesamten betrachteten Zeitraumes". Dies erklärte Gerald Kohl, Leiter des Polizeirevieres Anhalt-Bitterfeld, während einer Gesprächsrunde mit Pressevertretern am Mittwoch.
Die Polizei habe nunmehr gut vier Jahre in der neuen Struktur gearbeitet. "Wir haben uns gefunden, haben uns geschüttelt und sortiert. Es war nicht ganz einfach, aus ehemals drei Revieren Bitterfeld, Köthen und Zerbst eins zu machen. Jetzt liegen wir mit der Aufklärungsquote bei über 57 Prozent. Die Kontrollen in allen Bereichen haben an Umfang zugenommen. Zugleich sinkt die Zahl der bei Unfällen Getöteten. Allerdings steigt die Zahl der Unfälle mit schwer verletzten Personen. Jedoch haben wir keine großartigen Unfallschwerpunkte mehr wie in früheren Jahren. Die sind offenbar entschärft. Heutige schwere Unfälle geschehen an für uns überraschenden Stellen und häufig ansatzlos", sagte der Revierleiter.
Die Anhalt-Bitterfelder Polizei wäre von einer erneuten Strukturreform nicht begeistert, lässt Kohl durchblicken, ohne es direkt auszusprechen. Zur Frage, ob die Beamten sich den Dienst hoch zu Ross vorstellen könnten, wich Kohl aus. "Wir gehen gedanklich mit dieser Vorstellung sportlich um. Die Interessenvertretungen der Polizei werden unsere Belange bei der Diskussion über Reiterstaffeln sicherlich gebührend einbringen."
Im Jahr 2011 habe es durch zweimal neun frischgebackene Polizeikommissare - sie wurden nach Abitur und Studium an der Polizeifachhochschule Aschersleben nicht zur Bereitschaftspolizei, sondern direkt ins Revier zugewiesen - einen "spürbaren Effekt gegeben". Die jungen Leute wurden aus rein praktischen Notwendigkeiten heraus sofort mit Verantwortung im Schichtdienst der Schutzpolizei betraut. Dies verlange von den jungen Kollegen einiges ab, "aber da müssen sie durch". Sie würden die Aufgaben auch "mit großen Schwung" angehen und so auch manchen altgedienten, erfahrenen Beamten nochmal mit anstecken. "Viele der neuen Herangehensweisen und Praktiken werden so unmittelbar in den Polizeidienstalltag eingetragen", erzählte Kohl. Aktuell warte man im Direktionsbereich auf insgesamt zwölf weitere Absolventen der Polizeifachhochschule. "Wir hoffen, einen Teil ins Revier zugwiesen zu bekommen."
Zur Neubesetzung der seit Monatsbeginn verwaisten Stelle des Kriminaldienst-Leiters im Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld verweist Kohl auf ein "kompliziertes Auswahlverfahren". Im Bereich der Polizeidirektion Ost würden neben diesem Leitungsposten ein weiterer im Zentralen Kriminaldienst sowie absehbar auch die Position des Wittenberger Revierleiters aus Altersgründen unbesetzt sein. "Es soll ein Kollege von außerhalb hinzukommen." Enschieden werde zu dem Thema "voraussichtlich nicht vor September", rechnet Kohl.
Auch durch die Inbetriebnahme eines neuen Einsatzleitsystems für den Bereich der Polizeidirektion Ost am 10./11. Juli könne kein weiteres Personal in den Revieren freigesetzt werden. Zwar würden sämtliche dann in Dessau eingehenden Polizei-Notrufe von dort aus "erst-versorgt". Die Einsatz-Fortsetzung liege jedoch in den Händen der Reviere. "Man kann an der Basis nicht weiter sparen", erneuerte Kohl eine Aussage, die er bereits gegenüber Innenminister Stahlknecht bei dessen Besuch jüngst in Zerbst gemacht hatte. Aktuellen Überlegungen des Landes zufolge soll die Landespolizei insgesamt auf eine Stärke von 5330 Stellen schrumpfen. Für Anhalt-Bitterfeld wären dann 201 Beamte vorgesehen. "Das ist nur zu leisten, wenn die Polizei Aufgaben abgibt." Als Beispiel nannte Kohl die Begleitung von Schwerlasttransporten. "Diese Aufgabe bindet nicht unerhebliche Kapazitäten."