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Wirtschaft Euro-Bike gibt wieder Speed

Die Insolvenz von Euro-Bike Zerbst ist vom Tisch. Investor Speedliner aus Bremen hat sich dem Unternehmen angenommen.

Von Arlette Krickau 05.09.2017, 04:00

Zerbst l Es geht also weiter in der Biaser Straße 29. Künftig werden in den Zerbster  Produktionshallen von Euro-Bike  Lasten- und Transportfahrräder für den Weltmarkt produziert werden, dann unter dem Namen Speedliner Euro-Bike Production. Es war ergreifend, als Horst Hüttner das Mikrofon in die Hand nimmt, um es offiziell zu machen: Das Fahrradunternehmen Euro-Bike hat einen Investor gefunden. Die Insolvenz für das Unternehmen ist somit vom Tisch.

Die Werkhallen werden weiter bevölkert sein und es werden auch weiterhin Fahrräder gebaut werden. Aber nicht irgendwelche. Denn der Investor ist die Bremer Firma Speedliner. Hauptaugenmerk liegt bei ihnen auf der Entwicklung von Lasten- und Transportfahrrädern. Beispielsweise ein Postfahrrad ist so ein Lasten- und Transportrad.

Euro-Bike hatte Anfang Juni Insolvenz anmelden müssen. „Es sind uns zwei Großkunden weggebrochen und damit 70 Prozent des Umsatzes“, sagt Hüttner. Über die Zeit zu sprechen, fällt ihm schwer. In seiner Rede bricht die Stimme.

Vor 23 Jahren wurde EuroBike gegründet, hatte dann 74 Mitarbeiter. Zuletzt waren es noch 31. Einige hatten die Firma verlassen, zu ungewiss war ihnen die Zukunft. Der Chef versteht das. „Aber ich hoffe, dass vielleicht jetzt einige wieder kommen werden.“

Ebenso ist es mit den Kunden. Auch hier hatten sich einige nach anderen Fertigungsmöglichkeiten umgeschaut und Euro-Bike verlassen. „Aber den ersten konnten wir bereits wieder zurück gewinnen“, sagt Hüttner mit Stolz und vor allem Freude.

Aber nicht nur alte Kunden sollen gewonnen werden, denn man will in die Zukunft schauen. Speedliner ist weltweit mit seinen Entwicklungen von Lasten- und Transporträdern angekommen. Die UN ist Abnehmer einer ihrer Entwürfe, ebenso die Post AG. Bei solchen Anforderungen wie sie die Post hat, ist klar: Hier wird nicht schnell was zusammengeschraubt. „Wir wollen Räder bauen, die man lange auf der Straße sieht“, sagt Werner Schaar, Vorstand der Speedliner AG.

Bisher hatte sich Speedliner auf die Entwicklung konzentriert, die Fertigung wurde ausgelagert. „Aber um dauerhaft gleiche Qualität zu liefern, wollten wir die Produktion schon seit fast drei Jahren zu uns holen“, sagt Schaar. Bisher gelang es nicht. Man erkannte: „Wir müssen dahin, wo die Leute sind, die das Können und Wissen um den Fahrradbau haben.“

Durch Zufall und Netzwerke stieß man auf Euro-Bike. Und letztlich scheint es, als ob beide sich gesucht und gefunden hätten. Fachleute mit Know how und auch das Betriebsgelände sind optimal, für die Produktion von Speedliner. Nicht nur die Firmen passen gut zueinander, sondern auch die Chefs scheinen sich einig zu sein. Es wird gelacht, gedrückt, Hände geschüttelt – es menschelt, heißt es von beiden Seiten.

Das hier nicht einer den anderen schluckt, zeigt auch die Namensgebung: Speedliner Euro-Bike Production wird der Standort Zerbst heißen, Horst Hüttner wird weiterhin als Geschäftsführer eingesetzt sein.

Die Ideen kommen dann aus Bremen und was das angeht, ist das etwa 15-köpfige Team schon seit einigen Jahren gut aufgestellt.

In den Startlöchern steht schon der nächste große Produktionsauftrag für die Rytle GmbH: Ein großes Lastenfahrzeug für die letzte Meile.