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Zerbster Landleben Auf dem Feld und im Stall wird es digital

Landwirtschaft prägt die Zerbster Region. Doch wollen auch in Zukunft noch junge Menschen Landbau betreiben?

Von Thomas Höfs 09.01.2018, 06:00

Lindau l Wer sich schon als Kind für den Traktor begeistert und gern eine Runde mit dem Trecker dreht, bleibt später meistens dabei. Das ist die Erfahrung von Peter Gottschalk. Der Vorstand der Agrico AG in Lindau steht einem Landwirtschaftsbetrieb mit gut 30 Mitarbeitern vor. Die Ausbildung der nächsten Generation von Landwirten ist das Thema des umtriebigen Vorstandsmitglieds.

Dabei hätte das Unternehmen noch etwas Zeit. „Der Altersdurchschnitt beträgt 49 Jahre“, sagt er nach einem Blick in den Computer. „Ich hätte mit einem höheren Wert gerechnet“, schiebt er nach.

Regelmäßig bildet der Betrieb aus. Viele Jungs, die schon als Kinder leuchtende Augen beim Anblick eines Traktors hatten, seien später in die Landwirtschaft gegangen, weiß er. Das funktioniere noch heute so. Die großen Maschinen begeistern. Tatsächlich wachsen die Maschinen für die Feldbearbeitung regelmäßig. Nicht nur Traktoren können heute viel mehr, als nur Anhänger durch die Landschaft ziehen oder Geräte zur Feldbearbeitung hinter sich über den Acker zerren. Wenn Peter Gottschalk die Ackerbearbeitung plant, geht er an einen Computer. Hier sind alle Daten gespeichert, die der Landwirt für den Einsatz auf dem Feld benötigt. Unsichtbar über die Cloud schickt er dann seine Befehle an die Technik. Fährt der Mitarbeiter mit Dünger auf das Feld, achtet die sorgfältig programmierte Elektronik peinlich darauf, nur dort den Dünger aufzubringen, wo es geplant war. Früher, erinnert er sich, habe der Fahrer oftmals den Acker mehrfach gedüngt, wenn er immer wieder die gleiche Stelle mit dem Gefährt überfuhr.

Heute sei dies dank der Satellitenüberwachung nicht mehr möglich. Punktgenau komme der Dünger heute auf dem Feld zum Einsatz. Eine Unmenge von Daten erheben auch die Mähdrescher. Die rollenden Fabriken ernten nicht nur das Getreide, sondern erfassen dazu auch noch die Position auf dem Feld. So weiß der Landwirt nach der Ernte genau, wo er wie viel geerntet hat. Zusammen mit den Daten, wo wie viel gedüngt wurde oder Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurden, ergebe dann das ganze Bild. Die Analysen hätten schon einige neue Ideen produziert, sagt Peter Gottschalk.

Die größte Herausforderung in der Landwirtschaft sei die Digitalisierung, meint er. Nach der industriellen Revolution erfolge nun die digitale Revolution. Nicht nur auf dem Feld, sondern ebenso im Stall kommen immer mehr Computer zum Einsatz.

Als reiner Landwirtschaftsbetrieb kann das Unternehmen den angehenden Landwirten die Tierhaltung nicht zeigen. Die Auszubildenden haben trotzdem die Möglichkeit, dies in der Ausbildung zu erfahren. „Wir ermuntern unsere Auszubildenden ausdrücklich, jedes Lehrjahr in einem anderen Betrieb zu verbringen“, schildert er.

 Die Möglichkeit, jedes Lehrjahr in einem anderen Betrieb zu verbringen, sei hier noch nicht weit verbreitet, hat er erfahren. Im benachbarten Niedersachsen sei dies sehr weit verbreitet. Früher gingen die Handwerker nach der Ausbildung auch auf Wanderschaft. Der Wechsel des Betriebes in der Ausbildung gebe den jungen Leuten die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen, unterstreicht er. In den drei Jahren könnten die jungen Leute verschiedene Betriebe und auch vielleicht verschiedene Ansätze erfahren. Für die Unternehmen seien sie dadurch noch wertvoller, weil sie viel mehr Wissen mitbringen, erzählt er.

In den vergangenen Jahren habe das Unternehmen mit dem Wechsel der Auszubildenden gute Erfahrungen gemacht. Schließlich kennen sich die Unternehmen in der Region und können hier die Auszubildenden vermitteln.

Momentan haben die Landwirte eine kleine Ruhepause. In den Sommermonaten haben sie viele Arbeitsstunden bei der Ernte gesammelt. Im Winter werden die Stunden dann traditionell abgebummelt. Bei der Arbeitszeit ist es noch wie früher. Vor allem in der Erntezeit darf der Landwirt trotz ausgefeilter Technik nicht auf die Uhr sehen. Ist das Wetter günstig, kann sich der Einsatz schon mal bis in die tiefe Nacht ziehen. Dafür gebe es dann im Winter mal einen Monat oder länger am Stück frei.

Je nach Witterung beginnt die Arbeit auf den Feldern bereits im Frühling. Sind die Felder noch zu nass, um befahren zu werden, kümmern sich die Landwirte vor allem um den Technikpark. Sie warten dann die großen Maschinen, damit sie nicht ausfallen, wenn sie vom Frühling über den Sommer bis in den Herbst wieder regelmäßig gebraucht werden, schildert er.