Fußball Aufsteiger Güsen/Parey verspielt Derby-Sieg in der Nachspielzeit
Das Auftaktspiel der Fußball-Landesklasse 2 zwischen Aufsteiger SG Güsen/Parey und Blau-Weiß Niegripp endete 1:1 (0:0)-Unentschieden und sorgte für Gesprächsstoff.

Parey - Dass er selbst nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für die Umsetzung seiner Worte abgegeben hat, dürfte René Bonitz gleichermaßen bewusst wie egal gewesen sein. Zunächst richtete der Trainer der SG Güsen/Parey noch den Appell an sein Team: „Niemand sollte hier heute mit hängenden Schultern nach Hause gehen.“ Doch nachdem sich die Spielertraube aufgelöst hatte, zischten auch aus ihm kleine Flüche heraus und die Wasserflasche musste als Stressball herhalten. Klar, als Aufsteiger mit einem Punkt auf der Habenseite in die Saison zu starten, war aller Ehren wert. Auch die Tatsache, dass die Spielgemeinschaft nach der Pause durch offensiven, mitreißenden Fußball den eigenen Anhang auf seine Seite zog, sprach für den Aufsteiger – zumal das Publikum in Parey im traditionellen Ruf steht, äußerst kritische Maßstäbe anzulegen. Wie der Gastgeber aber den sicher geglaubten Sieg noch aus den Händen gab, war an Bitterkeit schwer zu überbieten: In der Nachspielzeit und per Elfmeter entführte Niegripp noch einen Zähler.
„Wir müssen uns gemessen am Spielverlauf mit dem Punkt zufriedengeben. Es war zu sehen, dass wir im spielerischen Bereich noch Luft nach oben haben, aber kämpferisch war das eine hervorragende Leistung. So zu punkten, ist auf langfristige Sicht sicher nicht unser Anspruch, aber wir müssen und werden dieser jungen Mannschaft die Zeit geben, die sie braucht“, fasste Thomas Seidelt aus dem Trainerduo der Blau-Weißen mit Christian Wust zusammen. Während ihre Elf mit dem blamablen Aus im Kreispokalhalbfinale gegen Möckern im Hinterkopf aus nachvollziehbaren Gründen schaumgebremst begann, zeigte sich die Heimseite mit dem Auftritt in der ersten Hälfte noch alles andere als zufrieden. „Bis zur ersten Trinkpause nach 25 Minuten war das überhaupt nichts. Wir haben dem Gegner in kaum einer Szene gezeigt, dass wir da sind. Mehr als das 0:0 zur Pause war so nicht drin“, schätzte Bonitz ein. Die größte Chance vor dem Seitenwechsel verbuchte so Maximilian Kramer für die Niegripper. Sein zu unpräziser Abschluss nach knapp 20 Minuten war allerdings leichte Beute für Niklas Nethe im Tor der Gastgeber.
Diese kamen allerdings wie verwandelt aus der Kabine zurück. Zielstrebig und bissig erspielte sich der Neuling erste Gelegenheiten. Fünf Minuten nach Wiederbeginn brach auch der Torjubel aus, doch Andreas Vogel wurde nach einer streitbaren Abseitsentscheidung zurückgepfiffen. Nach einer ausgeglicheneren Phase brach so die Schlussviertelstunde heran, der zunächst Güsen/Parey seinen Stempel aufdrückte. Vor allem nach ruhenden Bällen wurde es brandgefährlich, doch Dominik Böhnisch im Gästetor war bei einem Kopfball von Tobias Pohl auf dem Posten (74.). Nachdem die Niegripper auch einen Versuch von Alexander Röwer von der Linie kratzten (75.), wurde der Angriffsdruck der Platzherren irgendwann doch zu groß. Einen Einwurf von David Tschimmel leitete Max Reinshagen auf die linke Seite weiter, wo Florian Mittag angerauscht kam und den Ball aus vollem Lauf im langen Toreck unterbrachte – 1:0 (83.).
„Der Gegentreffer hatte sich 20 Minuten lang abgezeichnet. Was mir aber gefallen hat, war, dass die Mannschaft danach nicht auseinanderbrach“, lobte Gästecoach Seidelt. Zudem hatte der Sturmlauf nach der Pause an den Kräften der Platzherren gezehrt, die nun den Abpfiff herbeisehnten. So folgte der große Aufreger des Nachmittags in der Nachspielzeit, die bereits die Sieben-Minuten-Marke überschritten hatte: Patrick Michel Kokel wurde von Gastgeberkapitän Willy Buchheim im Strafraum von den Beinen geholt, Steven Plünnecke verwandelte den anschließenden Elfmeter und die Partie wurde nicht mehr angepfiffen. Der Pareyer Volkszorn entlud sich so vor allem in Richtung des Magdeburger Referees, dessen Zusammenspiel mit den Assistenten nicht immer glücklich wirkte. Bonitz formulierte in den Grenzen der Diplomatie: „Wenn er vier Minuten Nachspielzeit anzeigt und sie spielen lässt – okay. Nur mit acht Minuten habe ich ein Problem. Die gibt es bei Manchester United, aber nicht in der Landesklasse.“ Der große Gleichmacher unter hoch bezahlte Profis in der Königsklasse und Freizeitkickern hört indes auf den Namen „Enttäuschung“ – und lässt sich nach einem entrissenen Sieg eben nicht verbergen.