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Land fördert Mobile Jugendarbeit für Spätaussiedler des Internationalen Bundes Eine leichte Übung für den Minister, eine große Aufgabe für die "Rolle 23"

Von Robert Richter 03.03.2011, 05:27

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) hat gestern einen Förderbescheid über rund 24 000 Euro für die Mobile Jugendarbeit für Spätaussiedler des Internationalen Bundes (IB) übergeben. Angesiedelt ist sie im IB-Jugendtreff "Rolle 23" im Neustädter Feld. Projektleiter Viacheslav Berezovsky, der selbst vor einigen Jahren aus Kirgisistan nach Deutschland kam, sagte, die Arbeit soll über die bisher hauptsächlich betreuten Spätaussiedler hinaus für junge Migranten allgemein ausgebaut werden.

Neustädter Feld. Demnächst ist für Dmitrij Aleksandrow Prüfungsstress angesagt. "Ich werde mein Abitur machen", sagt der 21-Jährige. Anschließend möchte er studieren. "Wahrscheinlich auch hier in Magdeburg."

Daran war für ihn vor einiger Zeit nicht zu denken. Mit seinen Eltern kam Dmitrij als Spätaussiedler aus Russland nach Magdeburg. "Ich hatte dort das Lyzeum besucht", erzählt er. Das entspricht zwar dem Gymnasium hier zu Lande. Doch davon wollte in Magdeburg niemand mehr etwas wissen. Statt dessen schickten ihn die Eltern zu einer Ausbildung. "Ich sollte Lagerist werden. Doch das hat mir überhaupt nicht gefallen", sagt Dmitrij. Er sei unglücklich und verzweifelt gewesen.

Dmitrij kann wieder vom Studium träumen

Über das Mobile Jugendprojekt von Viacheslav Berezovsksy, der selbst erst vor einigen Jahren von Kirgisistan nach Deutschland kam, erhielt Dmitrij Hilfe. Nun paukt er für sein Abi und plant für sein Studium. Nebenher engagiert er sich inzwischen selbst in seiner Freizeit ehrenamtlich für das Projekt, das jungen Spätaussiedlern helfen soll, sich in ihrer neuen Heimat einzuleben. Als ein Musterbeispiel für den erfolgreichen Ansatz des Integrationsprojekts sieht daher Monique Bartsch, Leiterin der "Rolle 23", den 21-Jährigen Dmitrij Aleksandrow.

Um junge Spätaussiedler und perspektivisch auch Jugendliche aus anderen Einwanderergruppen zu erreichen, ist Viacheslav Berezovsky auf den Straßen der Stadt unterwegs - als so genannter Streetworker. Denn die Jugendlichen kommen in der Regel nicht selbst auf die Idee, in Einrichtungen wie die "Rolle 23" zu gehen oder lehnen das schlicht ab. "Ich suche die Jugendlichen deshalb gezielt an ihren Treffpunkten in der Stadt auf", erzählt der Sozialarbeiter.

Hoch hinaus mit der "Rolle 23"

Das Projekt biete den jungen Leuten Hilfe wie die Begleitung zu Ämtern oder Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche. "Auch verschiedene Gruppenangebote wie Anti-Gewalttraining und die Elternarbeit gehören zum Aufgabenfeld", sagt Berezovsky.

Höhepunkt im Projekt ist das Kletter- und Knotentraining. Dazu gibt es in der "Rolle 23" eine eigene Kletterwand. Aber auch Ausflüge ins Gebirge organisiert das Projektteam. Skitouren, aber auch Sport und Kultur hier in Magdeburg wie Basketball, Kino oder Theater gehören zum Programm.

Nach Angaben des IB erreichte das Projekt bisher 60 Jugendliche in ständiger Begleitung und 40 Teilnehmer in Gruppenangeboten. Weitere Jugendliche nutzen demnach die Angebote sporadisch, etwa wenn sie Hilfe bei Problemen benötigen.

Innenminister Holger Hövelmann lobte das Mobile Jugendprojekt der "Rolle 23", weil es konkrete Integrationsarbeit vor Ort leiste - mit Angeboten, die jungen Zuwanderern helfen, hier Fuß zu fassen.

Seit 2009 fördern das Land und die Stadt Magdeburg die Initiative des IB. Der jährliche Landeszuschuss liegt bei rund 24 000 Euro, die Stadt ist mit rund 23 000 Euro beteiligt.