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Indie-Duo aus Liverpool King Hannah: Dreampop mit Stromgitarren

Musik aus Liverpool gefällig, die nicht nach Liverpool klingt? Die junge Band King Hannah begeistert auf ihrem Minialbum-Debüt stattdessen lieber mit epischen Dreampop- und Gitarrenrock-Sounds.

Von Werner Herpell, dpa 10.12.2020, 15:00
Lucy McLachlan
Lucy McLachlan dpa

Berlin (dpa) - Neben der lobenswerten und auch lohnenden Treue zu bewährten Künstlern wie Calexico, Lampchop oder Caribou leistet sich das Berliner Label City Slang gern den (manchmal riskanten) Luxus des Trüffelsuchens. Neueste Entdeckung: King Hannah.

Dahinter verbergen sich die Sängerin und Songschreiberin Hannah Merrick (also die Queen Hannah) sowie ihr Mitstreiter Craig Whittle, beide aus Liverpool. Mit Merseybeat und "Fab Four" haben die beiden Musiker und ihre kleine Band freilich nichts am Hut - eher schon mit Shoegaze- und Dreampop-Größen wie Slowdive, Ride, Mazzy Star oder Beach House.

Auf der nun als Debüt-EP erschienenen Songsammlung "Tell Me Your Mind And I'll Tell You Mine" (mit 30 Minuten Spieldauer fast ein vollwertiges Album) setzen King Hannah ein dickes Ausrufezeichen. Merricks schleppend-lasziver Gesang, eine wunderbar träge fließende Rhythmus-Lava und gelegentlich kernig aufbratzende Stromgitarren sorgen in sechs teilweise langen, aber nie langweiligen Tracks für Begeisterung.

Die epischen Klanggemälde und Balladen dieser neuen Truppe aus der Hauptstadt des Britpop sind tatsächlich so "ausgereift und großartig", wie es die zum sympathischen Schwärmen neigenden City-Slang-Talentscouts behaupten. Und es stimmt auch, dass dieses Minialbum zum Jahresende "scheinbar aus dem Nichts" kam - und für die nächsten Veröffentlichungen (2021?) viel erhoffen lässt.

Besonders die langen Tracks "Meal Deal", "Crème Brûlée" und "The Sea Has Stretch Marks" sind von monumentaler Schönheit, ehe "Reprise (Moving Day)" zum Abschluss an eine zeitgemäße Version des tollen Fleetwood-Mac-Sounds der späten 70er Jahre erinnert. Verzerrungen und Unpoliertes haben dabei zum Glück noch genug Raum in den Songs von King Hannah.

"Wir wollen echt, dynamisch, authentisch klingen", sagt Whittle, der Merrick in einer Bar als Sängerin und Songwriterin entdeckt hatte. "Man muss halt die richtigen Leute treffen", sagt diese. "Wenn ich mit einigen Akkorden und Lyrics zu Craig gehe, kapiert er's einfach." Und wir als Hörer kapieren, dass da vermutlich noch große Indierock-Musik aus England auf uns zukommt.

© dpa-infocom, dpa:201208-99-614428/4

Bandcamp-Seite von King Hannah

Label-Website