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Sonderzahlungen und vorgezogene Tariferhöhungen Großunternehmen beteiligen Belegschaften am Aufschwung

11.11.2010, 04:17

Berlin (dpa). Nach überstandener Krise belohnen zahlreiche deutsche Großunternehmen ihre Beschäftigten mit millionenschweren Sonderzahlungen und vorgezogenen Tariferhöhungen. Sie wollen in den kommenden Monaten ihre durch Kurzarbeit und Existenzängste gebeutelten Mitarbeiter am Aufschwung beteiligen, wie eine dpa-Umfrage ergab.

"Es ist daher nur fair, wenn wir uns nun bei ihnen mit einer Einmalzahlung bedanken", sagte Lanxess-Chef Axel Heitmann gestern in Leverkusen. In München betonte Siemens-Chef Peter Löscher: "Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gebührt mein tiefster Respekt und Dank für diese Leistung in der schwierigen Zeit."

Rund 310 Millionen Euro macht Siemens für Prämien locker – bis zu 1000 Euro pro Kopf. In Deutschland werde zudem die vorgesehene Tariferhöhung von 2,7 Prozent um zwei Monate auf den 1. Februar 2011 vorgezogen. Die Gewerkschaft begrüßte die Entscheidung. "Die Beschäftigten haben aktiv geholfen, die Krise zu überwinden, und den wirtschaftlichen Aufschwung des Unternehmens möglich gemacht", sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber. Der Stuttgarter IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann betonte: "Wo es die wirtschaftliche Situation ermöglicht, müssen und werden wir das Vorziehen der Tariferhöhung einfordern." Die große Mehrheit der Firmen habe sich noch nicht zu diesem Schritt entschlossen.

Im Krisenjahr 2009 verzichteten die Lanxess-Angestellten auf einen Teil ihrer variablen Einkommen. Nachdem der Spezialchemiekonzern in den ersten neun Monaten 2010 seinen Gewinn auf 118 Millionen Euro – nach nur 23 Millionen Euro im Vorjahr – erhöhte, kündigte er die Auszahlung von rund 20 Millionen Euro an die Beschäftigten an.

Vorbild für die Beteiligung der Angestellten am Gewinn sind die angeblich so sparsamen Schwaben: Die Konzernspitze des Autozulieferers Bosch machte schon im Oktober einen Knicks vor den Beschäftigten und zog ebenfalls die Entgelterhöhung vor.

In der Krise hatte Bosch die erste Stufe der Tariferhöhung noch um fünf Monate nach hinten geschoben. "Nachdem sich die wirtschaftliche Erholung schneller vollzogen hat, werden wir die flexiblen Komponenten des Tarifvertrags erneut nutzen – nun zugunsten unserer Mitarbeiter", sagte Personalchef Wolfgang Malchow im Oktober. Die Metall- und Elektrobranche hatte unter der Rezession besonders stark zu leiden.

Besonders die Autobranche hat ein gutes Jahr erlebt – Audi, Volkswagen in Sachsen und der Autozulieferer ElringKlinger ziehen daher die vereinbarte Tariferhöhung vor. Weitere Unternehmen verweisen auf ihre Beteiligungsprogramme, wie etwa der Chemiekonzern BASF. Henkel hat in diesem Sommer Arbeitnehmern, die nach Tarif bezahlt werden, eine Einmalzahlung zukommen lassen.

Nicht nur die deutschen Unternehmen öffnen ihre Kassen: Der US-Internetkonzern Google erhöht nach Medienberichten zum 1. Januar die Gehälter aller 23 000 Beschäftigten um zehn Prozent. Obendrein gibt es einen Weihnachtsbonus von 1000 Dollar. Google-Chef Eric Schmidt fand in einem veröffentlichten E-Mail-Text klare anerkennende Worte für seine Mannschaft: "Wir glauben, wir haben die besten Mitarbeiter in der Welt. Punkt."