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EU-Vorschriften Süßigkeitenbranche verteidigt ihren Ruf

Die Süßwarenbranche ist gesund. Ob es auch ihre Produkte sind, bleibt
umstritten. Die Unternehmen befürchten schärfere Regeln der EU. In
diesem Sommer bringt eher Salziges ein Umsatzplus. Eine wichtige Rolle
spielt auch König Fußball.

14.03.2014, 01:22

Berlin (dpa) l Wenn die deutsche Nationalelf im Sommer bei der WM in Brasilien antritt, werden nicht nur die Fußballfans Runde für Runde mitfiebern. Je weiter das Team von Joachim Löw kommt, desto besser ist das auch für einen ganz speziellen Wirtschaftszweig: die Produzenten von Salzstangen, Chips, Erdnussflips und Crackern. Wer länger zittert, greift häufiger zu Salzgebäck und Co.

"Die Hersteller von Knabberartikeln erwarten ein gutes Geschäft durch die Fußball-Weltmeisterschaft", sagt der Vorsitzende des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), Stephan Nießner, bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2013.

Jeder Deutsche isst knapp zehn Kilogramm Schokolade

Im Süßwarenverband sind kurioserweise auch die Unternehmen Mitglied, die Salziges backen. Davon wurde im vergangenen Jahr kaum (0,3 Prozent) mehr als 2012 gegessen. Im Durchschnitt konsumierte ein Bundesbürger 3,5 Kilogramm Knabberkram. Nahezu unverändert war auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Bonbons und Zuckerwaren: 5,7 Kilo. Besser lief es mit Schokoladen (9,7 Kilo pro Person) und süßen Backwaren (7,2 Kilo). Die Schokoladenindustrie steigerte die Produktion in Deutschland um 4,2 Prozent. Die Industriebäcker meldeten ein Plus von 3,3 Prozent.

Derzeit gebe es einen "Trend zu weicheren Produkten", erzählt BDSI-Hauptgeschäftsführer Klaus Reingen. Schwierige Zeiten also für harte Bonbons. Warum das so ist, könne er auch nicht sagen. Bei den Vorlieben der Verbraucher "gibt es alle paar Jahre Verschiebungen", hat er beobachtet. Andere Kundenbedürfnisse sind hinzugekommen. Deshalb gibt es inzwischen laktose- oder glutenfreie Süßwaren oder solche, die den Essprinzipien von Vegetariern entsprechen.

Süßigkeiten sollten nicht die Hauptmahlzeit ersetzen

Die meisten Produkte der Branche enthalten jede Menge Zucker. Deshalb stehen gerade die Hersteller von süßen Sachen immer wieder in der Kritik. Gerade erst hat die Europäische Kommission einen Aktionsplan zur Bekämpfung von Übergewicht bei Kindern bis 2020 vorgestellt. Darin geht es auch um die Beschränkung von Marketing und Werbung für Kinder. Noch sei das nur ein Plan, sagt Nießner, der auch Mitglied der Ferrero-Geschäftsführung ist. Doch er befürchtet, dass daraus schon bald neue EU-Vorschriften entstehen könnten. "Verbote und Werbeeinschränkungen lehnen wir ab", macht er klar.

Die Argumentation der Industrie ist seit Jahren die gleiche. Zucker an sich sei nicht ungesund, es komme wie bei anderen Lebensmitteln auf die Menge an, die ein Mensch zu sich nehme. "Süßwaren sind nicht zum Sattessen da", sagt Nießner. "Droge Zucker", "Süße Sucht" - solche plakativen Schlagzeilen hielten "wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht stand".

Der Verbandschef spricht lieber von einer "gesamtgesellschaftlichen Aufgabe". Dabei sei "Bildung der Schlüssel zum Erfolg", und "der BDSI trägt gern dazu bei". Dem halten die Verbraucherschützer aber entgegen, dass die Produkte häufig gezielt so beworben würden, als seien sie komplett unbedenklich für die Gesundheit. Das treffe aber in aller Regel nicht zu. Deshalb soll die EU neue Vorschriften erlassen.