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Chef der BA-Regionaldirektion fordert neues Denken Familienpflichten und Job in Einklang bringen

Von Bettina Koch 24.04.2010, 05:17

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat gestern im Bundestag um Unterstützung für das Arbeitsmarktpaket der Bundesregierung geworben. Es diene nicht nur der Beschäftigungssicherung, sondern reagiere auch auf anstehende Veränderungen des Arbeitsmarktes. Nötig seien Verbesserungen für arbeitslose Ältere, Jugendliche und Alleinerziehende. In Sachsen-Anhalt gebe es sehr positive Ansätze, darauf verwies Kay Senius, Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt/Thüringen der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Halle.

Magdeburg. In Sachsen-Anhalt gibt es mehr als 25 000 alleinerziehende Bedarfsgemeinschaften (mit insgesamt 36 000 Kindern), die auf Zuschüsse zur Grundsicherung ihres Lebensunterhaltes angewiesen sind. Es sind Aufstocker, die mit ihrem Arbeitseinkommen nicht das nötige Auskommen erzielen, und Langzeitarbeitslose. Im März waren 12 178 Alleinerziehende langzeitarbeitslos, darunter 939 Männer.

"In unseren Stellen der Grundsicherung ist diese Personengruppe ein Arbeitsschwerpunkt", sagte Senius. Er verwies auf einen im vergangenen Jahr ausgelobten Wettbewerb, in dessen Ergebnis im Herbst drei Projektideen in Stendal, Magdeburg und Halle ausgezeichnet worden waren. Alle seien gut angelaufen. Zu den Angeboten gehören Elterntraining, Beratung bei Alltagsproblemen und Hilfen, die es Alleinerziehenden ermöglichen, den Schulabschluss nachzuholen und eine Lehre aufzunehmen.

Vor allem aber müssten Angebote zur Kinderbetreuung ausgeweitet und in den Unternehmen mehr Rücksicht auf die Probleme alleinerziehender Mitarbeiter genommen werden, mahnte Senius ein Umdenken in der Gesellschaft an. "Ein Großteil der alleinerziehenden arbeitslosen Frauen kommt aus Einzelhandel, Gastronomie, aus Reinigungs- und Pflegeberufen, also aus Bereichen, bei denen Arbeitszeiten und Kita-Öffnungszeiten nicht zusammenpassen", so Senius.

Viele Unternehmen seien zu klein, um einen Betriebskindergarten einzurichten. Doch es könnten sich Firmen in Gewerbeparks und Einkaufszentren zusammentun, um flexible Betreuungsmöglichkeiten für kleine Kinder sowie Grundschulkinder ihrer Mitarbeiter zu schaffen, sagte Senius. Außerdem müssten Arbeitgeber bei der Einteilung der Schichtpläne Rücksicht auf die Belange der Eltern nehmen. "Wir sind dabei, Ideen und Verbündete zu suchen", sagte Senius.

Aufgrund der demografischen Entwicklung steuere das Land nicht nur auf einen Fachkräfte-, sondern auch auf einen Arbeitskräftemangel zu. "Da können wir es uns nicht leisten, Potenzial brachliegen zu lassen", so Senius. Es werde notwendig werden, Innovationsbereitschaft zu entwickeln, um spezifische Familienpflichten und die Nutzung der Arbeitskraft in Einklang zu bringen.

Senius hob das hohes Niveau der Kinderbetreuung im Osten hervor, Problemgruppen konnten dadurch besser unterstützt werden und konnten sich positiver entwickeln. "Die Ideen zur weiteren Ausgestaltung dieser Angebote treffen hier auf offenere Ohren", stellte Senius fest. Meinung