1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. WIKO schaut wieder nach Osteuropa

Traditionsunternehmen aus Klötze hat sich in Liga der Autozulieferer etabliert WIKO schaut wieder nach Osteuropa

Von Torsten Scheer 11.02.2012, 04:23

Die Elektronische Bauelemente Klötze GmbH (WIKO) sieht den kommenden Monaten verhalten optimistisch entgegen. Um die Produktivität zu erhöhen, hat das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren kräftig in Montagetechnik investiert und stellt sich neuen Entwicklungszielen.

Klötze l Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, welch ein traditionsreiches Unternehmen im Zentrum von Klötze seit Jahrzehnten seinen Sitz hat. Vor dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer kam kaum ein Unternehmen in der DDR über Polen bis zur Sowjetunion an den Produkten aus der Altmark vorbei. "Wir waren im sozialistischen Wirtschaftsgebiet Alleinhersteller von Kondensatoren", erinnert WIKO-Geschäftsführer Adolf Fehse. 80 Millionen Stück pro Jahr lieferte das Unternehmen bis zur Wende aus.

Heute fallen diese Teile kaum noch ins Gewicht. Das neue Produktprofil von WIKO wird bei einem Exportanteil von immer noch hohen 25 Prozent vor allem von Drosseln, Potentiometern, Spulen, Widerständen und komplett einbaufertigen Steuerungs- und Regelungskomponenten bestimmt.

Damit hat WIKO seit 1991, als damalige Angestellte das Unternehmen von der Treuhandanstalt kauften, eine erfolgreiche Entwicklung genommen. Auf der Kundenliste stehen heute rennommierte Autozulieferer wie Bosch, internationale Maschinenbauer sowie Signal-, Schifffahrt- und Medizinstechnikhersteller. Zündentstörwiderstände von WIKO garantieren beispielsweise in Fahrzeugen einen ungestörten Betrieb von Radios oder Navigationssystemen.

Darauf, "dass wir uns insbesondere in der führenden Liga der Automobilzulieferer etabliert haben", sind Fehse und sein Mitgeschäftsführer Christian Schönwald besonders stolz. Nicht nur, dass WIKO sämtliche deutschen und international wichtigen Qualitätszertifikate für seine Produkte hat.

Fast viel wichtiger ist, dass das Unternehmen auch die werksspezifischen, noch mehr ins Qualitätsdetail gehenden Anforderungen der großen Autobauer erfüllt. In diesem Punkt trenne sich die Spreu vom Weizen, sagt Fehse, der als weiteres wichtiges Wettbewerbsargument die schnelle Reaktionsfähigkeit der 25-köpfigen Belegschaft auf spezielle Produktanforderungen hervorhebt: "Das sichert uns als Nischenproduzent die Existenz." Mit jährlich zehn Millionen bei WIKO eingekauften Widerständen ist die Automobilbranche die entscheidende Absatzsäule des Mittelständlers.

Nachdem das Geschäftsjahr 2011 für WIKO "insgesamt zufriedenstellend" verlaufen ist, blickt man in Klötze den kommenden Monaten "verhalten optimistisch" entgegen. Wachstumsimpulse sieht Fehse vor allem aus Schwellenländern wie Indien oder China kommen, aber auch wieder aus osteuropäischen Ländern wie Polen, Tschechien und Ungarn.

"Unser Ziel ist es, dort aktiver zu werden", sagt Fehse. Denkbar wäre eine Kooperation mit Distributoren vor Ort, die Produkte von WIKO vertreiben. Von großer Bedeutung sei auch die Zusammenarbeit mit den deutschen Außenhandelskammern, aber auch die jährliche Teilnahme an der größten Industriemesse der Welt, der Hannover Messe. Diese Plattformen seien eine sehr gute Möglichkeit, geschäftliche Kontakte zu knüpfen, hebt Fehse hervor.

WIKO selbst habe in den vergangenen zwei Jahren kräftig vor allem in Montagetechnik investiert. Dadurch habe man die Produktivität, mithin die Wettbewerbsfähigkeit, deutlich erhöhen können. Diese werde auch durch die eigene Entwicklung neuer Produkte abgesichert, berichtet Fehse.

Der Trend gehe zunehmend in Richtung Elektromobilität und Leichtbau. Die Herausforderung für WIKO bestehe in der Fertigung immer kleinerer Bauteile bei fortlaufend gleicher Leistung, erläutert Schönwald. "Die Miniaturisierung ist für uns ein ganz großes Thema."

Bei Entwicklungszeiten von drei bis fünf Jahren arbeite man eng mit Hochschulen in Sachsen-Anhalt, dem sachsen-anhaltischen Automobilzuliefernetzwerk Mahreg und dem in Barleben und Magdeburg ansässigen Institut für Kompetenz in Automobilität (IKAM) zusammen.