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Andreas Karwath weiß um die Herausforderungen des Berufs / Verbraucher entscheidet mit 1000 Schafe und kein Nachfolger in Sicht

Von Tobias Dachenhausen 03.09.2014, 03:23

Um die 1000 Schafe besitzt Andreas Karwath, um die er sich 365 Tage im Jahr kümmert. Der 55-Jährige sucht einen Nachfolger - doch der Beruf des Schäfers sei vom Aussterben bedroht.

Burg/Genthin l Mit Mütze und Wanderstock steigt der 55-Jährige aus seinem alten VW-Bus. Mit seinen beiden Hunden Emma und Inga geht Andreas Karwath zu seinen Schafen. "Vorsicht, auf dem Zaun ist Strom drauf", sagt er. Der Wanderschäfer kümmert sich um knapp 1000 Schafe, die in der Region auf einer Wiese weiden. Seit über 30 Jahren geht er dem Beruf nach, "aus Überzeugung", wie er sagt. Doch nun ist er an den Punkt gelangt, wo er einen Nachfolger sucht - kein leichtes Unterfangen.

Die Anforderungen, die an einen Schäfer gestellt werden, sind groß. "Es gibt bei uns keine Uhr, keinen Feierabend. Man ist bei Wind und Wetter draußen. Es ist eine sehr große Herausforderung, der nicht viele gewachsen sind", erklärt Karwath. Zu den Alltagsaufgaben gehört das richtige Behandeln der Schafe, die Heu- und Strohgewinnung, um Futter für die Winterzeit zu haben oder auch die Geburtshilfe. "Die Liebe zu den Tieren muss einfach dabei sein, sonst funktioniert das nicht", betont Karwath. Dafür gibt es zwar eine Ausbildung, aber "man kann sich die Dinge auch aneignen", so der 55-Jährige. Dennoch ist es schwer Nachwuchs zu finden. "Unser Berufsstand ist vom Aussterben bedroht."

Das belegen auch die Zahlen der Tierseuchenkasse. Nach deren Angaben schrumpfte der Bestand an Schafen in Sachsen-Anhalt in den vergangenen zehn Jahren von rund 132700 auf etwa 113000 Tiere. Dass sich die Zahl der Schafhalter im gleichen Zeitraum von 2800 auf 6000 erhöhte, darf nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass eine gewerbliche Schäferei nach der anderen dicht macht (Volksstimme berichtete). "Viele davon machen das nur als Hobby", erklärt der Wanderschäfer, der während des Hochwassers bereits half, mit 300 seiner Schafe den Deich bei Gerwisch zu verfestigen.

Vor diesem Hintergrund kann der 55-Jährige es auch nicht verstehen, wie man jungen Schäfern durch Vandalismus den Mut nehmen kann, wie kürzlich in Hecklingen passiert. Unbekannte Täter ließen hier eine Schafsherde frei, passiert ist allerdings nichts. "Es ist traurig, wenn sich ein Jungschäfer bereit- erklärt, dass zu seinem Beruf zu machen, und dann werden ihm solche Steine in den Weg gelegt", sagt Karwath und schüttelt mit dem Kopf. Zudem sei ein solches Vergehen ein Eingriff in den Straßenverkehr und ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. "Wenn man dabei wen erwischt, gehören die ordentlich bestraft", fordert Karwath.

Generell werde nach Meinung des Wanderschäfers die Tierhaltung an den Pranger gestellt. Doch hier entscheide der Verbraucher, was er wolle - billige Produkte eher aus dem Ausland oder teurere heimische Produkte aus der Region. "Bei Lebensmitteln wird auf den Preis geguckt, aber beispielsweise beim Benzin nicht."