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Burger Unternehmen Engel-Krane macht sich seit Anfang der 90er Jahre einen Namen Mit Minikran bis ins spanische Bilbao

Von Bernd Körner 17.03.2011, 04:30

Die Firma Engel-Krane ist in und rund um Burg oft anzutreffen. Entweder die grün lackierte Krantechnik oder die gleichfalls grün markierten Schwertransporter. Das Unternehmen wurde von dem Burger Ernst Engel nach der Wende gegründet und wird nach dessem frühen Tod von seinen beiden Söhnen als Gesellschafter weitergeführt. Bald könnte es in Dresden einen Zweigbetrieb geben.

Burg. Man kann über die Burger Firma Engel-Krane nicht schreiben, ohne zugleich auf deren Geschichte einzugehen. Sie gehört nicht zu den über Jahrzehnte ansässigen Betrieben der Ihlestadt, sondern wurde 1992 gegründet. Das Unternehmen aus der Taufe hob Ernst Engel. Seinen plötzlichen Tod vor wenigen Jahren können Familie und auch Mitarbeiter immer noch nicht überwinden. "Das ist wirklich so. Oft muss ich bei meiner täglichen Arbeit daran denken, was wohl im Augenblick mein Vater bei dieser oder jener Entscheidung getan hätte", gesteht Ringo Engel, der mit dem Bruder Enrico Gesellschafter des Familienbetriebes ist.

Über Umwege entstand das Unternehmen Engel-Krane. Vater Ernst war zu DDR-Zeiten Kranfahrer im Landbaukombinat und später im VEB Getränkemaschinenbau in der Versandabteilung beschäftigt. "1987 stellte er für unsere Familie den Ausreiseantrag in die Bundesrepublik. Er kam mit den politischen Verhältnissen nicht mehr klar. Wir landeten im Juli 1989 bei Stuttgart und konnten nicht ahnen, dass es in wenigen Monaten einen radikalen Wandel in der verlassenen Heimat geben würde", erzählt Sohn Ringo.

Als die Mauer fiel, stand für Ernst Engel bald fest, zurück nach Burg zu gehen. "Er fackelte nicht lange, machte sich 1991 auf und dachte vorher nach, dass er seine Leidenschaft zum Kranfahren zur eigenen Firma wandeln könnte, was ein Jahr später Wirklichkeit wurde", setzt Gesellschafter Ringo fort. Angeschafft werden sollten keine Standortkräne, sondern ausschließlich mobile Last-technik.

Der fahrbare Premierenkran wurde an der Magdeburger Chaussee auf dem ehemaligen Gelände des Kraftverkehrs stationiert und gab die erste Adresse der frisch gekürten Firma Engel-Krane. Stück für Stück, Jahr für Jahr ging es weiter. Ernst Engel zog mit der größer werdenden Betriebsmannschaft und dem wachsenden mobilen Technikpark ins Burger Gewerbegebiet an der B 246 a. Zuerst in den entstehenden Kiefernweg und 2008 endgültig in den Ulmenweg. Eine Fläche von 15 000 Quadratmetern wurde besetzt, inbegriffen eine Halle von 2500 Quadratmetern.

Das Unternehme wurden fachspezifisch inzwischen aufgeteilt. Es existiert die Ernst-Engel OHG für Kran- und Schwertransport und die IMB Industriemontage Burg GmbH. "Es ist nämlich zwischenzeitlich so, dass wir Biogasanlagen komplett montieren. Zum Beispiel sind wir zurzeit mit der Montage eines Bio-Dieselwerkes in Magdeburg beschäftigt", sagt Ringo Engel. Der zuständige IMB-Betriebsleiter Norbert Jürgen ergänzt: "Sei zehn Jahren besteht das Werk schon. Aber jetzt folgt die dritte Ausbaustufe, für die wir 1300 Tonnen Stahl verbauen und die dazugehörigen Maschinen und Anlagen montieren." Ende des Jahres, so der Plan, soll das Gesamtprojekt in Betrieb gehen.

Ohne sich zu mühen, könnte Gesellschafter Ringo Engel für seinen relativ kleinen Betrieb weitere spektakuläre Baustellen und Aufträge aufzählen. Im vorigen Jahr waren die grünen stählernen Kranarme auf der Großbaustelle des entstehenden Flugplatzes Berlin-Brandenburg International zu sichten. Oder die abgeschlossene Aktion in Wittenberg, als mit einem Riesenausleger die Sanierungsarbeiten an der weltberühmten Schlosskirche ermöglicht wurden. Auch wurde ein 78 Tonnen schwerer Monsterstein aus einer Sandgrube bei Schermen in den Steingarten Gommern chauffiert, denn die Aufträge müssen nicht immer aus der Ferne kommen. "Mein Bruder und ich sind im Grunde sehr bodenständig. Für uns bedeutet dies, dass wir darauf achten, dass wir Arbeit in der Region bekommen", betont er.

In langer Erinnerung wird ein Termin im spanischen Bilbao sein. Ringo Engel: "Zu dem Auftrag kamen wir über einen deutschen Kunden. Er benötigte eine Spezialkran, der im dortigen Guggenheim-Kunstmuseum millimetergenau und auf engstem Raum Bilder und Kunstwerke aufhängen kann." Diese Hebetechnik findet sich im Bestand von Engel-Krane. Seit 2007 befindet sich ein Minikran von 600 Zentimeter Breite im Fuhrpark. Theoretisch passt er durch jede normale Tür. Trotzdem kann er bis zu beeindruckenden drei Tonnen Last wuchten. "Das Entscheidende, dass wir für Bilbao arbeiten konnten, war die Tatsache, dass es in Europa nur drei dieser sehr speziellen Minikrane gibt. Einer davon steht bei uns", meint Engel nicht ohne Stolz. Inzwischen reicht das Repertoire von diesem Minikran bis zum Großkran, der sich bis zu 100 Meter in die Höhe recken und bis zu 200 Tonnen heben kann. Dazu gesellen sich für die Transportabteilung zehn Schwerlaster und Tieflader.

Spätestens an der Stelle will Ringo Engel auf seine Mitarbeiter zu sprechen kommen. Rund 50 sind es insgesamt. "Jeder ist ein Spezialist für sich. Die moderne, komplizierte und ausgefeilte Technik kann keiner aus dem Hut bedienen. Benötigt werden viel Erfahrung und spezifische Kenntnisse, die nicht über Nacht angeeignet werden können. Ich und mein Bruder haben alle Hochachtung vor deren täglichen Leistung", spart er nicht mit Lob und Anerkennung.

Zuwachs an Personal wird es in nächster Zeit mit einiger Gewissheit geben. "In Dresden musste eine Kranfirma in Insolvenz gehen. Die Mitarbeiter werden wir übernehmen", stellt er klar.

Übrigens ist die Branche in Deutschland übersichtlich. "Man kennt sich gut. Es gibt nicht viele Unternehmen der Art", wirft er ein.

Schon seit einiger Zeit unterhält Engel-Krane in Eisenhüttenstadt einen Stützpunkt, und mit Leipzig verbindet die Firma eine geschäftliche Partnerschaft zu einem Kranunternehmen. Das Pikante an der Niederlassung im Bundesland Brandenburg: Von dort aus wurde in Eisenhüttenstadt am Entstehen eines neuen Werkes von der in Burg gleichfalls ansässigen Pro Papier-Gruppe mitgewirkt. Eine Anlage, die ursprünglich in Burg gebaut werden sollte.