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Nico Hilger und seine Schülerin Lisa Werda über die Faszination dieses Tanzes... Was ist Breakdance?

Von Anna Liegel 30.03.2011, 04:33

Breakdance ist eine Anfang der 70er Jahre entstandene Tanzform aus den Ghettos der USA. Damals suchten Jugendiche etwas Kreatives, um von den Gangs wegzukommen. Der Tanz hat sich aus der Musik heraus entwickelt, erzählt Nico Hilger (33), Breakdance-Weltmeister und Tanzcoach in Burg.

Die Kids in den Ghettos hatten damals keine eigene Musik, sondern nur die Schallplatten ihrer Eltern. Sie fingen an damit zu scratchen, so entstanden die sogenannten Breaks (dt. Pausen). Daraus entwickelte sich dann der Breakdance, auch bekannt als B-Boying.

"Ich bin Mitte der 90er zu dem Tanzstil gekommen", erzählt Nico. "Damals fingen MTV und VIVA gerade an zu senden. Ich war leidenschaftlicher HipHop-Hörer und konnte mich an den ersten Videos mit Tänzern, die im Fernsehen liefen, gar nicht satt sehen", gibt Nico zu.

In vierzig Jahren sind viele Figuren entstanden, doch der Tanz wird stetig weiter entwickelt - neue Posen kommen hinzu und alte aus der Mode. Nico gefällt besonders, dass der Tanz so individuell und nicht an Standards gebunden ist. "Durch jeden einzelnen Tänzer entstehen immer wieder neue Ideen und Technicken." Beeinflusst wird Breakdance von allem Athletischem, wie Parcours und Turnen. Und umgekehrt haben sich die Turner Elemente von den Tänzern abgeguckt, wie zum Beispiel den Air-Twist, eine aus dem Handstand gesprungene Drehung, die mittlerweile fester Bestandteil von Wettkämpfen ist. Nicos aktueller Lieblingstanzfilm ist "Step Up", weil dort viele Arten des Tanzens miteinander verbunden werden. "Er beeinflusst die heutige Tanzkultur", so Nico.

Bei seiner Schülerin Lisa (18) gehört "Street-Dance 3D" zu ihren Favoriten. "Der Film ist supercool, gut gemacht und die Darsteller gefallen mir", erzählt sie grinsend. Sie hat, bevor sie von Nico unterrichtet wurde, bereits sechs Jahre HipHop getanzt und war auf der Suche nach etwas Neuem. Das hat sie in dem Tanz mit der vielen Bodenarbeit gefunden.

"Das Tanzen hält mich fit und macht wahnsinnig viel Spaß! Vor allem, weil ich es im Sommer auch draußen machen kann. Auch bei Auftritten bin ich total gerne dabei, weil ich da zeigen kann, was ich drauf habe", berichtet Lisa. Sie macht das auch, um nicht als graue Maus die ganze Zeit drinnen rumzuhängen. Deshalb würde Lisa es allen anderen Jugendlichen empfehlen.

Die Inspiration

Inspiriert wird Lisa beim Tanzen von der Musik. "Es ist so vielfältig, denn man kann sowohl zu harten Takten, als aber auch zu weicheren Songs tanzen. Demzufolge sind die Bewegungen mal abgehackt, mal geschwungen."

Hier wirft Nico ein: "Lisa sprach von den Auftritten. Hierzu möchte ich sagen, dass der ursprüngliche Breakdance nur aus Einzelperformances besteht. Das "synchron-in-der- Gruppe-Tanzen" entstand erst, als der Tanzstil populärer wurde und die Masse das sehen wollte. Doch weiterhin stehen die Einzelelemente im Vordergrund."

Die Bewegungen

Die vielen Bewegungen auf dem Handgelenk, mit all den Sprüngen und Drehungen sehen oft sehr gefährlich aus. Doch man verletze sich laut Nico nur selten. "Man macht eine neue Bewegung ja nicht gleich am Stück durch, sondern lernt sie Schritt für Schritt", im wahrsten Sinne des Wortes. "Doch ich habe mir bei einem Auftritt in Magdeburg schon mal den Finger gebrochen. Da versuchte ich aus dem Handstand einen Sprung zu machen und kam beim Abstützen zu früh auf dem Boden auf. Doch ich, ganz Profi, habe bis zum Schluss weitergetanzt", erzählt Nico und lacht.

Die fünf Posen, die Nico rechts in der Bildleiste zeigt, erfordern viele Monate der Übung. Um das Breakdancen zu erlernen, gibt es laut Nico kein Maß an Zeit. "Jeder hat unterschiedliche Motivationen und unterschiedliches Talent. Doch wer wirklich will, kann das auch schaffen. Allerdings nicht in Tagen oder Wochen, sondern viel mehr in Monaten und Jahren.

Lisa nimmt diese Mühen gerne auf sich und nutzt den Tanz auch beim Feiern. "Mir hilft das Tanzen, wenn ich abends in der Disco bin. Denn ich bin viel lockerer, habe mehr Bewegungsmöglichkeiten und den Takt im Blut. Ich überlege nicht mehr ¿Was kann ich?\', sondern fange einfach an. Da sinkt mein Schamgefühl, ich tanze mutiger, mache große Bewegungen und tanze frei heraus."

Für die Zukunft erhofft sich Nico Folgendes: "Ich wünsche mir, dass das, was mich so begeistert - das Individuelle und die Kreativität des Einzelnen - bestehen bleibt und man nicht nur amerikanische Trends nachtanzt." Denn das wäre laut Nico vor allem deshalb so schade, weil der Breakdance in Deutschland mittlerweile noch stärker ist, als in den USA.