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Erste Erfassungsbögen ausgewertet / Hartmut Dehne aus Möser nun in Arbeitsgruppe dabei Landkreis und Kommunen sprechen über Grundwasser

23.07.2011, 04:28

Die erhöhten Grundwasserstände und Vernässungen im Landkreis sind bei den Gemeinden und Städten ein Dauerthema. Sehnlichst warten die Kommunen auf Zeichen und Maßnahmen des Landes Sachsen-Anhalt. Die Volksstimme fragte bei den Kommunen und beim Land nach, wie der aktuelle Stand ist. Es geht voran - wenn auch nur sehr langsam.

Burg/Genthin. Es gibt eine gute Nachricht für die Grundstücksbesitzer des Jerichower Landes, die auf Hilfe bei ihren Vernässungen hoffen. "Die ersten Erfassungsbögen wurden bereits vom Landesverwaltungsamt ausgewertet", sagt Bernd Girke, Vorstandsmitglied Bau und Umwelt des Landkreises, auf Volksstimme-Nachfrage. Etwa 6000 Erfassungsbögen sind in ganz Sachsen-Anhalt in den vergangenen fünf Monaten ausgefüllt und beim Landesverwaltungsamt eingereicht worden. Trotzdem sind schnelle Maßnahmen und Lösungen in den nächsten Wochen nicht zu erwarten. "Die Arbeitsgruppen werden Ende September regionalspezifische Maßnahmevorschläge zum Gegenstand haben", heißt es aus der Pressestelle des Landesverwaltungsamtes.

Gespräche zwischen Kreis und Kommunen

Die bereits ausgewerteten Bögen sind in den vergangenen Wochen an den Landkreis und damit an die Wasserbehörde des Jerichower Landes weitergegeben worden. "Die Wasserbehörde kommt nun in den nächsten Wochen mit den einzelnen Kommunen zusammen", erklärt Bernd Girke die weitere Vorgehensweise. Die Ergebnisse dieser Gespräche wolle man anschließend gesammelt an die Arbeitsgruppen des Landes übermitteln.

"Der erhöhte Grundwasserstand und die Vernässungen sind unverändert, die Zeit drängt", sagt Kay Gericke, Bürgermeister der Gemeinde Biederitz. In diesem Jahr habe man im Januar viele erstbetroffene Grundstücksbesitzer registrieren müssen. "Besonders im Ehlebreich brauchen wir dringend Maßnahmen", sagt Gericke. Wie die Volksstimme erfuhr, ist die Lage in Woltersdorf besonders schwierig. Die Deutsche Bahn, die Gemeinde und ein Unterhaltungsverband führen dort derzeit Gespräche über die Reinigung der Gräben in Gleisnähe und die Reparaturen der Durchlässe. Zum aktuellen Stand wollte sich der Amtsleiter für Bau, Umwelt und Liegenschaften, Eberhard Hoffmann, mit Verweis auf die laufenden Gespräche vorerst jedoch nicht weiter äußern.

In Burg hat die Stadt selbst einige Problemflächen an das Landesverwaltungsamt gemeldet. "Im Bereich Koloniestraße/Alte Nachtweide oder auch die Ackerflächen im Ihletal und in Detershagen steht das Grundwasser hoch", erklärte Umweltbeauftragter Jens Roszczka. Bis zum Einsetzen der Maßnahmen werde versucht, die Unterhaltungsarbeiten der Gewässer zweiter Ordnung gründlich zu erledigen.

Ebenso wird es in Jerichow gehandhabt. Bürgermeister Harald Bothe: "Wir sind akut in Neubuchholz und in Schlagenthin betroffen." Aber auch er sagt: "Auf Maßnahmen müssen wir wohl noch etwas warten."

Auch in Möser kennt man die besonders betroffenen Orte wie Körbelitz oder Hohenwarthe. Die Gründe für das Ansteigen des Grundwassers kann aber auch Hartmut Dehne, Leiter des Bau- und Ordnungsamtes, nicht bennen: "Ich bezweifle, dass das nur auf mangelnde Unterhaltung zurück zu führen ist." Er bemängelt zudem, dass die Kommunen in den Arbeitsgruppen des Landes bisher außen vor waren. "Das kann nicht sein. Wir kennen die Lage vor Ort ja am besten", sagt Dehne und findet damit die Zustimmung der anderen Kommunen. Durch eine Initiative des Städte- und Gemeindebundes wird Hartmut Dehne künftig als Vertreter mehrerer Kommunen in die Arbeitsgruppenarbeit einbezogen.

Frank von Holly geht Diskussion zu weit

Obwohl die Gemeinde Elbe-Parey und die Stadt Genthin keine genauen Informationen gaben und stattdessen auf die mit der Wasserbehörde des Landkreises anstehenden Gespräche verwiesen, ist eines klar: Die Kommunen brennt das Problem unter den Nägeln und alle hoffen auf schnelle und effektive Maßnahmen des Landes.

Diese Art von Grundwasserdiskussion kann der Bürgermeister der Stadt Möckern, Frank von Holly, nicht verstehen. "Die Menschen sind nicht mehr in der Lage, historisch zu denken", sagt er. Der Grundwasseranstieg im Land sei historisch nachvollziehbar, es seien leichtfertige Fehler beim Häuserbau begangen worden. "Der Grundwasserspiegel ist in den vergangenen Jahren durch eine sehr große private und gewerbliche Wasserentnahme abgesenkt worden - ein natürlicher Vorgang. Viele Häuserbauer haben den HGW-Wert (Höchster Grundwasserstand) missachtet und einfach zu tief gebaut", sagt Frank von Holly. Die Gesetze der Natur seien missachtet worden. Die älteren Menschen in Möckern hätten nicht so tief gebaut und haben deswegen bis heute oft kein Wasser im Keller, erklärt der Bürgermeister. "Mir geht die ganze Diskussion bis auf Landesebene zu weit. Jede Kommune muss für sich sehen, dass sie dieses Problem in den Griff bekommt", sagt Frank von Holly.

Auf einen Termin, wann es erste Maßnahmen geben wird, will sich das Landesverwaltungsamt nicht festlegen. "Das ist von den kommenden Beratungen der Arbeitsgruppen abhängig", verkündete die Pressestelle gestern auf Volksstimme-Nachfrage.