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  7. Ein Rettungswagen-Einsatz kostet den Krankenkassen mehr als 260 Euro

Mehr als 12000 Einsätze jährlich im Landkreis für Notfallmediziner und die entsprechenden Fahrzeuge / 25 Prozent der Einsätze sind Verkehrsunfälle Ein Rettungswagen-Einsatz kostet den Krankenkassen mehr als 260 Euro

Von Falk Heidel 07.12.2012, 02:15

Genthin/Burg l Schwerer Verkehrsunfall oder Herzinfarkt im Schlafzimmer: Innerhalb weniger Minuten sind Rettungswagen und Notarzt vor Ort. Aber wie funktioniert dieses System? Die Volksstimme beantwortet die acht wichtigsten Fragen zum Rettungsdienst im Jerichower Land.

1. Wo landen die Anrufe für Notfälle?

Die Leitstelle des Kreises hat ihr Büro in der Alten Kaserne in Burg. Aufgabe: Notrufe entgegennehmen und Rettungsdienst, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Polizei und andere Notfalldienste einsetzen. Die Leitstelle ist rund um die Uhr erreichbar. In ganz Europa muss unter der Notrufnummer 112 ein Ansprechpartner erreichbar sein, der Hilfe aus den genannten Bereichen vermittelt. Wer den Polizeinotruf 110 wählt, landet im Lage- und Führungszentrum Magdeburg: "Von dort aus kommen die Infos unter anderem ins Burger Revier", erklärt Polizeisprecherin Nadine Mittag.

2. Von wo aus starten die Rettungsfahrzeuge?

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist hier im Landkreis zuständig. Die Einsätze starten aus den Depots in Burg, Gommern, Genthin, Hohenseeden und Loburg. Notarzt-einsätze werden allerdings nur aus Burg, Gommern und Genthin gefahren. Der sogenannte qualifizierte Krankentransport wird indes nur von den Rettungswachen in Burg und Genthin für das gesamte Jerichower Land abgesichert.

3. Mit welcher Fahrzeugtechnik sind die Retter im Einsatz?

Rettungswagen sind mit ausgebildeten Notfallmedizinern besetzt. Ausgerüstet ist das Fahrzeug mit Medizingeräten, die direkt in Lebensfunktionen des Menschen einwirken können. Das bekannteste Gerät ist der Defibrillator. Es sind aber noch weitere Geräte an Bord. Zudem gibt es ein breites Depot an Medikamenten zur notfallmäßigen Behandlung. Rettungswagen sind spezifiziert um Unfallopfer, akute Erkrankungen (Herzinfarkt) zu behandeln und Intensivtransporte durchzuführen.

4. Wie schnell müssen Rettungsfahrzeuge nach dem Notruf vor Ort sein?

Das Rettungsdienstgesetz definiert eine "Hilfsfrist". Hilfsfrist bedeutet, dass im Normalfall innerhalb von zwölf Minuten ein Rettungswagen am Notfallort eintreffen muss. Das Gesetz lässt allerdings eine gewisse Schwankungsbreite zu. Jedoch hat jedes Bundesland sein eigenes Gesetz mit eigenen Hilfsfristen. In Niedersachsen dürfen 15 Minuten zwischen Notruf und Eintreffen vor Ort verstreichen, in Sachsen nur zehn Minuten. Für Notarzteinsätze gilt im Landkreis eine Hilfsfrist von 20 Minuten.

5. Wie viele Einsätze gab es im Vorjahr im Jerichower Land?

Die Rettungswagen aus den Standorten Burg, Genthin, Loburg, Hohenseeden, Gommern absolvierten im Jahr 2011 insgesamt 6210 Einsätze. Sie legten dabei 235 000 Kilometer innerhalb des Landkreises zurück. Hinzu kommen 4252 Notarzt-Einsätze. Die beiden Krankenwagen des DRK wurden zu 1619 Einsätzen gerufen. Zusammengerechnet kommen die DRK-Einsatzkräfte auf mehr als 12 000 Einsätze innerhalb von zwölf Monaten im Jerichower Land mit gut 440 000 Kilometern.

6. Wer wird mit den Rettungswagen befördert?

"Bei diesen Einsätzen handelt es sich statistisch gesehen um Notfälle, die als Faustregel zu 33 Prozent in der Freizeit, zu 33 Prozent im häuslichen Bereich, zu 25 Prozent im Betrieb passieren", sagt Andy Martius vom DRK. Etwa neun Prozent der Unfälle passieren im Straßenverkehr.

7. Wer bezahlt die Einsätze der Notfallmediziner und ihrer Fahrzeuge?

Der Landkreis ist sogenannter Träger des Rettungsdienstes. Erbracht werden die Leistungen jedoch vom DRK und von der Kassenärztlichen Vereinigung, die die Notärzte stellt. Bezahlt werden die Kosten von den Krankenkassen. Die Budgets werden jedes Jahr unter den Beteiligten verhandelt. Passiert ist dies hier Anfang November. Herausgekommen ist, dass die Kassen mit einem Gesamtbetrag von 4,3 Millionen Euro für das kommende Jahr kalkulieren.

8. Was kosten die einzelnen Rettungseinsätze?

Für einen Rettungswagen-Einsatz sind pauschal 257 Euro fällig. Hinzu kommen zwei Euro pro Kilometer. Fährt das Auto also zu einem Notfall von Burg nach Ihleburg (zehn Kilometer) kostet der Einsatz den Krankenkassen 257 Euro plus 20 Euro pro Kilometer (hin und zurück) - also 277 Euro. Der Pkw vom Notarzt kostet pauschal 149 Euro und ein Krankenwagen 50 Euro. Bei beiden kommen ebenfalls zwei Euro pro Kilometer hinzu. Die Notarzt-Pauschale beträgt 210 Euro.