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Medianklinik setzt in der Rehabilitation auf natürliche Abwehr- und Selbstheilungskräfte Bewegung und Ordnung gegen den Krebs

Von Gesine Biermann 10.09.2014, 03:21

Als Kooperationspartnerin des Brustzentrums Altmark arbeitet die Medianklinik Kalbe eng mit den Krankenhäusern der beiden altmärkischen Landkreisen zusammen. Patientinnen, die sich hier von ihrer schweren Krankheit erholen, starten oft mit ganz neuem Wissen in das Leben nach dem Krebs.

Kalbe l Wer mit Kerstin Hettwer ein Patienten-Arzt-Gespräch führt, hat das Schlimmste schon hinter sich. Angefangen von der Diagnose Brustkrebs über Operationen, Chemotherapie oder Bestrahlung - die eigentliche Therapie ist fast immer abgeschlossen. Jetzt geht es darum, wieder zu Kräften zu kommen. Und genau dabei steht die Ärztin der Medianklinik den Frauen zur Seite, die nach Kalbe zur Reha kommen.

Und das ganz "natürlich".Die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe ist nämlich auch Ärztin für Naturheilverfahren. Bei der Reha gehe es ja darum, "die Selbstheilungskräfte zu aktivieren", sagt Hettwer. Und das funktioniert auch ohne Chemie.

"Viele Patientinnen haben nach einer Chemotherapie Sensibilitätsstörungen."

Mit Handauflegen oder Hokuspokus hat das Ganze indes nichts zu tun. Was angewandt wird, sind zugelassene Verfahren, deren Wirkung nachgewiesen ist.

"In der Hydrotherapie gibt es zum Beispiel Wassergymnastik oder Bewegungsbäder", erklärt Hettwer. Und sogar das Wassertreten nach Kneipp im nahegelegenen Kurpark gehört dazu. "Wasser hat aber auch andere positive Effekte", versichert Hettwer. So wirken sich Hydrotherapien durch den Auftrieb im Wasser zum Beispiel auch wohltuend auf die Venen und Lymphe aus.

Der zweite Baustein ist die Phytotherapie - also die Behandlung mit pflanzlichen Wirkstoffen. Und hier spaziert Kerstin Hettwer tatsächlich quer durch den heimischen Kräutergarten: "Wir verwenden Salbei gegen Entzündungen, Ingwer gegen Übelkeit" - ein Problem, das Chemotherapie mit sich bringt - Johanniskraut wirkt stimmungsaufhellend, aber auch Baldrian, Hopfen, Melisse oder Lavendel stehen auf dem Therapieplan. Sogar die Kollegen bedienen sich bei den Naturrezepten: "Unsere Logopäden verwenden zum Beispiel Ananaseiswürfel, um die Mundschleimhaut zu behandeln." Ein echter Geheimtipp sind die Quarkwickel: "Quark", so versichert die Fachärztin, "wirkt nämlich kühlend, abschwellend, entzündungshemmend und schmerzstillend."

Heilung von innen soll schließlich der dritte Baustein, die Ernährungstherapie, bringen. Beim vierten Baustein, der Bewegungstherapie, wird Hettwer zudem von ihren Kollegen der Physiotherapie, wie zum Beispiel Martina Majewski, unterstützt. "Es sind ja auch ganz oft junge Frauen, die zu uns kommen." Für sie stehen dann zum Beispiel Nordic Walking oder Konditionstraining im Milon-Park auf dem Programm. Eine sprudelnde Wassersäule zeigt ihnen dabei die Trainingszeiten an. "Manchmal ist das ganz schön anstrengend", versichert Majewski. Doch Kondition ist wichtig, und die physische Anstrengung stärkt auch die Muskeln, die durch die Krebsbehandlung geschwächt sind.

Und es gibt auch noch einen weiteren Baustein in der Rehabilitation: die Ordnungstherapie. Die hat allerdings nichts mit Haushaltsführung zu tun. "Sie soll den Frauen helfen, wieder eine Struktur, einen Rhythmus in ihr Leben zu bringen", erläutert Hettwer. Denn eine schwere Krankheit wie Krebs wirbelt das Leben der Frauen auch psychisch ganz schön durcheinander.

"Manche Frauen können sich gar nicht mehr richtig entspannen."

Zur Ordnungstherapie gehören neben Suchtberatung, Tanz- oder Malkursen, die helfen, unterdrückte Gefühle ins Bewusstsein zu rücken, auch Entspannungstherapien wie Qigong, autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. "Manche Frauen können sich nämlich gar nicht mehr entspannen", sagt Kerstin Hettwer. "Was hier erlernt wird, können die Frauen dann aber zu Hause weitermachen."

Das Wichtigste, das die Ärzte, Psychologen und Therapeuten den Frauen nach dem Brustkrebs mitgeben, ist aber ganz sicher das Gefühl, dass Gesundheit auch ein Stück weit in ihrer eigenen Hand liegt. Mit vielen Tipps dazu starten die Brustkrebspatientinnen aus Kalbe in ein neues Leben.