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Waltraud und Günter Gräfe aus Zichtau haben gestern ihre diamantene Hochzeit gefeiert Nach seinen Vorträgen gab es ihren Kuchen

10.05.2011, 04:31

Zichtau (dl). Er ist vielen Zichtauern als Ortschronist und ausgewiesener Kenner der Lokalgeschichte bekannt, sie vor allem wegen ihrer Torten und Kuchen: Waltraud und Günter Gräfe. Gestern feierte das Paar seine diamantene Hochzeit. Seit 1958 ist Zichtau die Heimat der Familie, denn in jenem Jahr trat Günter Gräfe dort seinen Dienst als Lehrer an. In den acht Jahren zuvor hatten Gräfes in Packebusch gewohnt und davor in Wüllmersen. Dorthin war der gebürtige Berliner Günter Gräfe im Sommer 1946 gezogen, um nach erfolgreichem Neulehrerkurs in Berlin in Mehmke seine erste Stelle anzutreten. Damals hätte er sich auch für Pommern oder das Vogtland entscheiden können, doch seine Wahl fiel auf die Altmark.

Dem jungen Pädagogen, der fortan in der Unterstufe und als Vertretung in der Mittel- und Oberstufe unterrichtete, wurde eine Unterkunft bei einer Familie in Wüllmersen bei Diesdorf angeboten. Und so zog er bei der Bauersfamilie ein, die bald auch seine Familie wurde. Denn später, während einer Silvesterfeier, lernte der heute 84-Jährige die Tochter des Hauses kennen, die zu jener Zeit bei einer Freundin wohnte und ihm darum noch nicht begegnet war. Aus dem ersten Kennenlernen zum Jahreswechsel 1946/47 wurde mehr. Im Jahr 1950 wurde Verlobung gefeiert und am 9.Mai 1951 die Hochzeit. Nach dem Standesamt in Rohrberg bekam das junge Paar in der Wüllmersener Kirche Gottes Segen für die gemeinsame Zukunft. Und am Sonnabend wurden Waltraud und Günter Gräfe erneut gesegnet. Dafür kam Pfarrer Dieter Borchert sogar in den Ferienpark, wo gefeiert wurde.

Als die Familie im Jahr 1958 nach Zichtau zog, gehörten auch die drei Töchter Karola (Jahrgang 1952), Rosemarie (Jahrgang 1955) und Annekathrin (Jahrgang 1957) dazu. Um sie kümmerte sich Waltraud Gräfe in den Jahren als Hausfrau. Später arbeitete sie in der Schwiesauer Schulküche und in der Telefonzentrale im Krankenhaus. Für Freude beim Diamantpaar sorgen heute zudem die fünf Enkelkinder.

Nachdem die Zichtauer Schule geschlossen worden war, unterrichtete Günter Gräfe erst in Schwiesau und dann bis zur Rente an der Estedter Schule. Dazu gehörte auch Heimatkunde. Besonders die Heimatgeschichte hat es dem Zichtauer angetan, und so verfasste er mehrere Schriften zur Ortshistorie. Nach der Wende hielt er darüber öffentliche Vorträge. "Das Interesse war sehr groß", erinnerte sich der Heimatforscher. Während er in einem Saal referierte und manchmal auch auf dem Keyboard spielte, bereitete seine heute 88 Jahre alte Frau im Nebenraum die Kaffeetafel vor. Mit selbstgebackenen Torten und Kuchen, von denen nicht nur Waltraud Gräfes Mann in höchsten Tönen schwärmt. "Damit kommt sie ins Guinness-Buch der Rekorde", sagte der ehemalige Lehrer gestern. Seiner Frau hat er zur diamantenen Hochzeit eine besondere Überraschung gemacht: Er schenkte ihr seinen Ehering, den er mit einem Diamanten besetzen ließ.

Früher ist das Paar viel gereist, aus gesundheitlichen Gründen geht das heute nicht mehr. Auch den Garten haben Gräfes nach 30 Jahren aufgegeben. Handarbeit und Kochen sind heute die Hobbys der diamantenen Braut. Ihr Mann beschäftigt sich weiter mit der Ortschronik. Morgen zum Beispiel hat er einen Auftritt während der MDR-Landpartie, die teilweise live aus Zichtau gesendet wird. Dann erzählt Günter Gräfe etwas aus der Geschichte des Ortes. Gemeinsam nimmt das Paar an den regelmäßigen Seniorenrunden im Ferienpark teil, zudem gibt es eine gesellige Runde in der Nachbarschaft, die sich ebenfalls regelmäßig zum Plausch an der Kaffeetafel trifft.