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Universitätsorganist Dr. Wieland Meinhold aus Weimar spielt Händel und altenglische Werke in Tucheimer Kirche Orgel hat mehr Pfeifen als Tucheim Einwohner

Von Bettina Schütze 10.06.2013, 03:51

Tucheim l Ein Konzert der besonderen Art erlebten am Donnerstagabend rund 45 Besucher in der Tucheimer Kirche. Zu Gast war Universitätsorganist Dr. Wieland Meinhold aus Weimar. Der gebürtige Hallenser war bereits vor vier Jahren schon einmal zu Gast in der evangelischen Kirche zu Tucheim.

Zunächst jedoch erfreute Dr. Wieland Meinhold die Besucher mit einer interessanten "Orgelführung". Hautnah saßen die aufmerksamen Zuhörer neben der "Königin der Instrumente", der Treutmann-Orgel. Der Organist erklärte und demonstrierte anschaulich den Aufbau und die Klangfarben der Treutmann-Orgel und beantwortete auch Fragen. Dazu stieg er sogar auf die Balustrade. Wie klingen der höchste und wie der tiefste Ton? Wie funktioniert die Übertragung zwischen Taste und Ventil? Wie schwer und wie hoch ist die Orgel? Wieviel Pfeifen stehen in dem Instrument? Und dabei kam heraus: Die Treutmann-Orgel in der Kirche hat mehr Einwohner als Tucheim. 1340 Pfeifen stehen rund 1200 Einwohner gegenüber.

Auch auf die Frage, warum die Treutmann-Orgel die "Königin der Instrumente" genannt wird, gab der Organist eine Antwort. "Sie ist groß, schön und mächtig laut. Und sie strahlt und funkelt, wenn die Sonne auf sie scheint, wie eine Königin", so Dr. Wieland Meinhold.

An die "Orgelführung" schloss sich das Orgelkonzert an. Dr. Wieland Meinhold spielte Werke von Georg Friedrich Händel und Orgelmusik aus dem alten England. Dabei stellte sich vielleicht mancher die Frage, was die alten Briten und Händel miteinander zu tun haben. "Zugespitzt kann man sagen: Der Deutsche aus Halle an der Saale ist ihr größter Komponist. Den Drang Englands nach festlicher Musik erfüllte der schwergewichtige Barockkomponist nicht nur mit der Feuerwerks- und Wassermusik. Seine opulenten Oratorien in der St. Pauls Cathedral waren für die Londoner Anlass genug, ihn auf dem ,silbernen Tablett\' zu tragen. Ein passionierter Organist soll er zudem gewesen sein. Reine Orgelwerke hingegen gibt es von ihm nicht", so der Weimarer Universitätsorganist.

Und so waren in der Tucheimer Kirche Orgelbearbeitungen von Händel (1685 - 1759) mit Originalwerken alter Meister wie Thomas Tallis (1505 - 1585), Peter Philips (1561 - 1627), John Bull (1563 - 1628), Giles Farnaby (1560 - 1620), William Boyce (zirka 1710 - 1779), Thomas Tomkins (1572 - 1636), Maurice Green (1695 - 1755), Henry Purcell (1659 - 1695) und Charles John Stanley zu hören.

Hilfe für die Hochwasseropfer

Pfarrerin Annegret Lattke machte deutlich, dass man angesichts der Hochwasserkatastrophe lange überlegt habe, ob das Konzert stattfindet und sich letztlich dafür entschieden.

Am Ende des Konzertes wurde für die Opfer und die Helfer der Hochwasserkatastrophe gebetet und um Spenden gebeten. Die Spendenbüchse wird nun in der Bäckerei Osterburg stehen, damit die Tucheimer weiter spenden können. Und die Pfarrerin gab allen mit auf den Weg: "Überlegen Sie, wie Sie helfen können."