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Kleine Nabu-Exkursion bei Parey wurde zur "Frühlingswanderung" Anfang Januar Zu warm: "Wintervögel" lassen sich kaum blicken

Von Sigrun Tausche 07.01.2014, 02:13

Es fühlte sich dieses Jahr eher wie ein Frühlingsspaziergang an, als sich die Naturfreunde bei "Gladows Loch" in Parey zur "Stunde der Wintervögel" trafen. Das ungewöhnlich milde Wetter wirkte sich auch auf die Vogelsichtungen aus. Zahlreiche typische Wintergäste fehlten.

Parey l Zum vierten Mal gab es nun die bundesweite Aktion "Stunde der Wintervögel" des Nabu und des LBV (Landesbund für Vogelschutz Bayern), und zum vierten Mal auch eine Exkursion des Nabu Kreisverbands Jerichower Land dazu, die jedes Mal rund um "Gladows Loch" führte. Richtiges Winterwetter mit Schnee und Eis herrschte aber nur beim ersten Mal - das typische Wetter, das gefiederte Futtergäste in die Nähe der Menschen lockt.

An interessierten Teilnehmern mangelte es diesmal nicht, und etliche hatten wohl doch gehofft, bei dem fast frühlingshaften Wetter ein wenig mehr Vögel zu Gesicht zu bekommen. Anfangs jedoch schien der Gehölzgürtel um den kleinen See wie ausgestorben zu sein, wozu sicherlich eine ganz andere Aktion kurz vorher beigetragen hatte: Einige Leute hatten vom Sturm gefällte Bäume zersägt und abtransportiert. Erst eine Weile, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, kehrten die ersten Vögel zurück.

Ein besonderes Erlebnis wurde den Naturfreunden dann doch noch zuteil: Übers Wasser flog ein Seeadler. "Seeadler bleiben auch im Winter hier, während Fischadler in den Süden ziehen", erklärte Sven Königsmark, Vorsitzender des Nabu-Kreisverbands. Auf dem Wasser ließen sich einige Stockenten nieder. Sie sind recht häufig zu beobachten.

Etwas belebter war es auf der anderen Seite des Sees. Hier begegneten den aufmerksamen Beobachtern einige gute Bekannte: Blaumeise, Kohlmeise, Weidenmeise, Amsel, ein Buntspecht hämmerte und ließ sich auch blicken, Kleiber und Gartenbaumläufer suchten Nahrung in Ritzen der Rinde von Bäumen. "Während Kleiber mit dem Kopf nach unten den Stamm auch hinunterlaufen, können Gartenbaumläufer nur aufwärts klettern", erläuterte Sven Königsmark ein Unterscheidungsmerkmal. Aber auch das Aussehen der beiden Vögel ist sehr verschieden: Der bräunliche Baumläufer ist eher unauffällig, der Kleiber dagegen mit seiner bläulichgrauen Oberseite, seiner von orange bis rot getönten Unterseite und dem schwarzen Streifen am Kopf gut zu erkennen.

Insgesamt fiel die Ausbeute diesmal aber doch recht bescheiden aus. Bleibt die Aussicht auf die nächste Aktion, die "Stunde der Gartenvögel", die bundesweit vom 9. bis 11. Mai stattfinden wird.

Nabu-Mitglieder errichten ein weiteres "Tierhotel"

Einige Teilnehmer an der kleinen Exkursion am Sonnabend verabschiedeten sich mit den Worten: "Na, dann bis zur Krötenexkursion!" Schließlich könne das, wenn das Wetter so bleibt, schon recht bald sein, orakelte Sven Königsmark.

Zu den derzeitigen Aktivitäten der Nabu-Gruppe berichtete er, dass derzeit ein Trafo-Häuschen bei Königsborn zu einem "Tierhotel" ausgebaut werde, ähnlich dem beim Pareyer "Unkenwäldchen". Kästen für die verschiedensten Tierarten wurden schon besorgt. Die Angebote im Pareyer "Tierhotel" werden sehr gut angenommen, freuen sich die aktiven Mitglieder des Kreisverbands. Freilich werde nur gelegentlich nachgeschaut, um die Tiere nicht zu stören.

Bundesweit liegt diesmal der Haussperling vor der Kohlmeise

Bis Montagmorgen haben über 36 000 Teilnehmer an der "Stunde der Wintervögel" aus 26 000 Gärten eine Million Vögel gemeldet, teilt der Nabu-Vogelexperte Lars Lachmann mit. Weiter heißt es in der Presseinformation: "Insgesamt zeigen sich in den Gärten und Parks etwas weniger Vögel als im Vorjahr, im Durchschnitt genau 40 je Beobachtungsort und damit acht Prozent weniger. Während die Rückgänge bei fast allen Arten gering ausfallen oder mit der warmen Winterwitterung zu erklären sind, machen sich die Vogelschützer Sorgen um den dramatischen Rückgang des Grünfinken mit minus 30 Prozent. Grünfinken waren 2013 besonders vom sogenannten ¿Grünfinkensterben\' betroffen, hervorgerufen durch Trichomoniasis, den Befall durch einzellige Parasiten."

Der Haussperling liege vorläufig an der Spitze und habe den Vorjahressieger Kohlmeise überholt. "Dies war zu erwarten", erklärt Lachmann. "Während der Haussperling ganzjährig und unabhängig vom Wetter fast immer in unseren Gärten lebt, zieht es die Kohlmeise vor allem in kalten Wintern aus den umliegenden Wäldern und aus dem kalten Osteuropa in unsere Gärten."

Insgesamt seien in diesem Jahr scheinbar nur wenige Gäste aus kälteren Gefilden nach Deutschland eingeflogen.