1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Wer zahlt eigentlich für uns, wenn wir mal alt sind?

Bismarck-Schüler der Klasse 10/3 besuchen ein Pflegeheim und wagen im Ethik-Unterricht einen Blick in die Zukunft Wer zahlt eigentlich für uns, wenn wir mal alt sind?

Von Natalie Häuser 09.04.2014, 03:23

Jugendliche zu Gast in einem Genthiner Pflegeheim. Im Ethik-Unterricht werten sie den Besuch aus. Eine vage Prognose, was in Sachen Pflege im Alter auf sie zukommen könnte, wenn Deutschland immer grauer wird.

Genthin l Wie ist es in einem Pflegeheim? Werden auch später genug Pflegeplätze vorhanden sein? Wer zahlt für uns ein, wenn Deutschland immer älter wird? Themen, mit denen sich die Klasse 10/3 des Bismarck-Gymnasiums im Ethik-Unterricht beschäftigt.

Eindrücke vom Besuch im Pflegeheim

"Von der eigentlichen Pflege der Senioren haben wir ja nichts gesehen", stellte Erik Wernstedt nach dem Besuch im Genthiner "Haus der Generationen" fest. Für einige Schüler war es der erste Besuch in einer Alterseinrichtung. "Ich fand, es hat gut gerochen. Es war freundlich und schön eingerichtet", meinte Saskia Karrasch. Lehrerin Corina Wienmeister gibt zu bedenken, dass in deutschen Pflegeheimen meist ein hoher Standard herrscht. "Dass es Einzelzimmer und eigene Toiletten gibt, ist wichtig", sagte Susan Kaufhold. So könne man sich zurückziehen.

Schnell finden die Schüler weitere Punkte, die in heutigen Pflegeeinrichtungen selbstverständlich sind. Eine uneingeschränkte Besuchszeit sei genauso wichtig, wie eigene Möbelstücke mitbringen zu dürfen. Eine Aufgabe haben, bedeutet Selbstbestimmtheit. "Der kleine Garten hat mir gut gefallen", so Jakob Hollstein.

Dort können die Senioren entspannen und selbst aktiv werden. Einiges war für die Bismarck-Schüler auch gewöhnungsbedürftig.

Rückblick: Beim Vor-Ort-Besuch ruft ein Bewohner aus seinem Zimmer um Hilfe. Leiterin Birgit Kowalski kümmert sich umgehend, doch ein beklemmendes Gefühl bleibt bei einigen Jugendlichen. Mögliche Schattenseiten des späteren Lebens in einer Alterseinrichtung können die Zehntklässler nur erahnen. Ins Gespräch kamen sie mit den Senioren während des Rundgangs nicht.

"Das Besucherhaus war ziemlich klein und bei der Verglasung würde ich mich beobachtet fühlen", sagte Marie Engel über ihre Wahrnehmung. Nächste Stationen waren die Fäkalienspüle und das Zimmer einer Bewohnerin. Nicht nur altersgerechte Installationen wie klappbare Spiegel für Rollstuhlfahrer, sondern auch ein Wellnessbad ist ein Angebot an die Bewohner. "Ich hätte nicht erwartet, dass es so großzügig ist", so Elisa Wenzlau. Wohnen in einem Pflegeheim geht mit dem Verlust eines Teils der Selbstständigkeit einher. Es bedarf Einfühlungsvermögen und Geduld. "Unsere Auszubildenden werden gefördert, aber auch gefordert" so Birgit Kowalski. Den jungen Frauen der zehnten Klasse sagt sie auch, dass Absatzschuhe im Pflegealltag keinen Platz haben.

Im Umgang mit Demenzkranken ist Fingerspitzengefühl gefragt. "Wir können sie nur in ihrer Welt besuchen", sagte die Leiterin. Eine Woche später im Ethik-Unterricht erkennen die Schüler das Problem, das auf sie zukommen wird: Wer zahlt denn später für unsere Pflege, wenn die Menschen immer älter werden? Drei Möglichkeiten erörtern sie gemeinsam: das Rentenalter hochsetzen, die Rente kürzen oder für folgende Generationen noch mehr in die Krankenkasse einzahlen müssen.

Was die kommenden Generationen erwartet

"Im Jahr 2060 werden 34 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren alt sein", erläuterte Kowalski den Schülern beim Besuch im "Haus der Generationen". Weibliche Kinder, die um die Jahrtausendwende geboren wurden, haben gute Chancen 100 Jahre alt zu werden.

Einige Bundesländer hätten bereits reagiert und stellen Pflegekräfte aus dem Ausland ein. "Wir werden in den kommenden Jahren eine Interessenverschiebung erleben", sagte Lehrerin Corina Wienmeister. Dann ist auch die Politik gefragt.