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Beim Stöbern für die Ausstellung in Parey tauchen auch die alten Altarbibeln von Bergzow und Zerben wieder auf Verschollene "Schätze" wiederentdeckt

Von Sigrun Tausche 05.11.2014, 02:17

Insgesamt 102 zum Teil sehr alte Bücher mit religiösen Texten, davon 88 Bibeln, hat Pfarrer Andreas Breit für die erste Bibelausstellung in Parey zusammen bekommen. Am Reformationstag war die Ausstellung zu besichtigen, und es sind auch viele Interessierte gekommen.

Parey l Inzwischen sind die teils recht wertvollen Bücher wieder sicher verwahrt beziehungsweise zurück bei ihren Eigentümern. Pfarrer Breit ist sehr zufrieden. Dass so viel Interessantes zusammen getragen werden konnte, hat wohl zuvor kaum jemand geglaubt.

Manche "Schätze" hat er beim Stöbern für diese Ausstellung selbst gehoben: "Keiner wusste mehr, wo die Zerbener Altarbibel geblieben ist. Hier im Gemeindehaus tauchte sie in einer Kiste auf!" Der Pfarrer vermutet, dass sie vor längerer Zeit bei Renovierungsarbeiten in der Kirche hier eingelagert worden war und dann nicht mehr zurück gebracht wurde.

Auch die Bergzower Altarbibel ist auf die gleiche Weise wieder aufgetaucht. Sie ist richtig alt. Während die Zerbener aus dem Jahr 1911 stammt - Zerben ist da noch als Teil des Kirchenkreises Altenplathow genannt - steht in der Bergzower Bibel die Jahreszahl 1692. Auf den Altar gelegt wird sie nun trotzdem nicht mehr, sondern sicher verwahrt.

Die älteste Bibel allerdings wurde aus Privathand beigesteuert: Sie gehört Familie Krüger aus Parey. Das dicke Buch ist vermutlich um 1650 gedruckt worden. Eine Jahreszahl steht nicht drin, aber der Name des Autors Johann Georg Schleder ("Regenspurg")werde genannt, erklärt Pfarrer Breit. An dessen Lebens- und Wirkungszeit konnte er sich orientieren. Die Bibel stammt aus dem Eichsfeld und hat schon einiges "erlebt": Sie zeigt Brandspuren und die letzten Seiten sind in deutscher Schrift von Hand ergänzt. Berichtet wird hier auch, was passiert war: 1825 gab es ein "verheerend Feuer ..."

Ein Überraschung gab es für die Mitglieder der Güsener Kirchengemeinde, als sie ihre alte Altarbibel anschauten, erzählt Andreas Breit. Diese wurde 1918 vom Konfirmandenjahrgang gestiftet, und vorn m Buch stehen auch die Namen aller damaligen Konfirmanden. "Beim Gemeindenachmittag haben wir sie vorgelesen, da haben viele ihre Vorfahren erkannt!"

Eines der größten Bücher, die ausgestellt wurden, ist die alte Pareyer Altarbibel. Das Besondere an ihr sind die Löcher, verursacht von Granatsplittern zu Kriegszeiten. Ziemlich alt ist sie auch: Sie stammt von 1708 und ist schon lange nicht mehr in Gebrauch, sondern wird sicher verwahrt.

Aus Privatbesitz sind für die Ausstellung zudem etliche Trau- und Familienbibeln, gedruckt um 1900, beigesteuert worden, berichtete Pfarrer Breit. Im Ausstellungsteil "Neue Bibeln" gab es auch viel Interessantes zu sehen, unter anderem aufwändig bebilderte Bibeln, darunter eine mit Bildern von Marc Chagall und eine mit Bildern von Rembrandt und von anderen Künstlern aus dessen Zeit.

Interessant war auch der Teil mit Bibeln und Büchern in anderen Sprachen. Drei polnische Gesangsbücher waren dabei, weiterhin Bibeln in schwedisch, polnisch, plattdeutsch, russisch, hebräisch, griechisch...

Eine kleine Besonderheit war eine selbstgebastelte "Konfirmanden-Übungsbibel", die Pfarrer Breit mitgebracht hatte: Sie besteht aus vielen kleinen Schächtelchen, in denen sich Zettel mit kurzen Textstellen aus der Bibel befinden, die die Konfirmanden dann den richtigen Bibelstellen zuordnen sollen.

Begonnen wurde während der Ausstellung auch damit, eine handgeschriebene Bibel anzufertigen. Jeder, der wollte, konnte einen Absatz schreiben und mit seiner Unterschrift versehen und sich so in einem Sammelwerk, das künftig fortgesetzt werden soll, "verewigen". Damit erhalten die Beteiligten auch einen kleinen Einblick, wie mühsam das Schreiben oder auch nur Vervielfältigen von Büchern vor der Erfindung des Buchdrucks war.

Ein kleines Bibelquiz ergänzte die Ausstellung. Dass etliche nicht unbedingt "sattelfest" in diesen Fragen waren, nahm der Pfarrer aber nicht übel. Eine "süße Belohnung" gab es trotzdem, und auch am Kaffeetisch war jeder Besucher willkommen.