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Unternehmen in Gerwisch räumt Vorfall aus dem Juni ein / Nach Investition sollen noch 20 weitere Arbeitsplätze entstehen Bauliche Mängel: Stenger-Waffeln muss Produktion unterbrechen

11.07.2012, 03:24

Gerwisch l Gerade einmal drei Monate lief die Produktion bei Stenger-Waffeln in Gerwisch auf Hochtouren, dann wurde sie Ende Mai gestoppt: Aufgrund baulicher Mängel durfte das Unternehmen eine Woche lang keine Eiswaffeln produzieren. Bei einer Routinekontrolle hatten Prüfer des Landkreises Jerichower Land festgestellt, dass zwischen zwei Produktionsbereichen keine Trennwände eingezogen waren.

Henry Liebe, Pressesprecher des Landkreises, bestätigt den Vorfall. "Diese Arbeiten hätten vor der Betriebseröffnung abgeschlossen sein müssen", sagt er. Konkrete Aussagen zum Zeitpunkt, zu den Mängeln oder erteilten Auflagen will der Landkreis mit Verweis auf "das laufende Verfahren" nicht treffen. Volksstimme-Recherchen haben ergeben, dass das Unternehmen die Produktion vom 30. Mai bis einschließlich 4. Juni unterbrechen musste, um die Baumaßnahmen in dem Lebensmittelbetrieb umzusetzen.

Hoher Druck: Produktion sollte schon im Januar starten

Diese Pause kam dem Unternehmen alles andere als gelegen - Eiswaffeln werden vor allem im Winter und Frühling produziert, damit der Bedarf in den warmen Monaten gedeckt werden kann. Der Druck, mit der Produktion beginnen zu müssen, sei deshalb auch in Gerwisch bereits im Januar sehr groß gewesen, bestätigte ein Mitarbeiter des Unternehmens gegenüber der Volksstimme. Aufgrund verschiedener Probleme fiel der Startschuss jedoch erst im März.

Das Unternehmen selbst räumt die Mängel ein und ist um Transparenz bemüht. "Die Produktionsbereiche Teig und Waffeln wurden voneinander getrennt, das ist alles ganz ordentlich verlaufen", erklärt René Kausmann, der als Unternehmensberater für Stenger agiert und auch dafür gesorgt hat, dass Stenger seinen Produktionsstandort im Jerichower Land gewählt hat. Die erteilten Auflagen würden abgearbeitet, sagt er und kündigt an: "Wir wollen hier investieren und Arbeitsplätze schaffen. 50 sind es schon, weitere 20 sollen bald hinzu- kommen."

Unternehmen steht wegen geringer Löhne in der Kritik

Doch in Gerwisch steht Stenger aufgrund des Umgangs mit den Arbeitskräften - besonders in punkto geringe Löhne - in der Kritik. Im Gespräch mit der Volksstimme stellt Kausmann klar, dass für die Geschäftsführung bei der Standortwahl entscheidend gewesen sei, dass sich der neue Produktionsort vor allem für das Unternehmen "rechnen" solle. Dumpinglöhne als erfolgreiches Geschäftsmodell? René Kausmann wiegelt ab. "Man muss ja erst mal mit der Produktion beginnen, sich zurechtfinden und eine feste Belegschaft zusammensuchen. Wenn diese gefunden und entsprechend qualifiziert ist, sollen die Löhne angepasst werden." Der Unternehmensberater spricht von einer "leistungsbezogeneren Bezahlung", dies sei in der Produktion so üblich. Und davon, dass der Geschäftsführung die "Luft nach oben" bewusst sei.

Und die Gewerbesteuer? Der Firmensitz ist in Mayen (bei Koblenz). "Die wird Stengel auf jeden Fall hier vor Ort bezahlen. Der Produktions- standort Gerwisch ist eine eigene GmbH", erklärt Kausmann auf Volksstimme-Nachfrage. Die Kämmerin der Gemeinde Biederitz, Simone Starzynski, ist vorerst verhalten, ob davon etwas bei der Gemeinde ankommen wird. "Die Produktion hat erst begonnen. In der Steuererklärung wird das Unternehmen sicher auch vieles gegenrechnen", sagt sie. René Kausmann sagt, dass die Firma Stenger sich hier langfristig etablieren und offen zeigen möchte - im August soll es deshalb einen Tag der offenen Tür geben.