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Bundestagsabgeordneter Jens Ackermann besucht sein "Patenkind" im Austauschprogramm bei Familie Probst Von Los Angeles an die Elbe: Anna ist Gast in Parey

Von Sigrun Tausche 11.12.2012, 02:32

Seit August lebt Anna Kunza in Deutschland - für knapp ein Jahr. Die 18-Jährige kommt aus Los Angeles und erhielt über das Parlamentarische Patenschaftsprogramm des Deutschen Bundestags und des Kongresses der USA die Möglichkeit zu diesem Gastaufenthalt.

Parey l Für Anne-Katrin Probst aus Parey ist Anna die dritte US-amerikanische Gast-Tochter, die sie über das Parlamentarische Patenschaftsprogramm (PPP) aufgenommen hat. Spannend ist es jedes Mal für beide Seiten: Wird es funktionieren mit dem Leben in einer fremden Familie? Und diesmal kam dazu: Wird sich Anna, die aus einer amerikanischen Großstadt kommt, an das kleine Parey gewöhnen können?

Sie kann. Längst fühlt sie sich wie zu Hause, hat dank ihres offenen, herzlichen Charakters schnell Kontakte geknüpft, auch zu Mitschülern im Bismarck-Gymnasium Genthin und zu Freunden hier im Ort. Am vergangenen Sonnabend haben nun viele weitere Pareyer und Gäste des hiesigen Weihnachtsmarkts Gelegenheit gehabt, Anna kennenzulernen - beim Auftritt des Ensembles "Icecream" des Pareyer Jugendhauses.

Anna Kunza ist 18 Jahre alt und eigentlich schon mit der Schule fertig. Hier besucht sie nun noch einmal die 11. Klasse, was sie aber gar nicht schlimm findet. Sie ist begierig, ihr Deutsch noch weiter zu verbessern und viel über dieses Land und die Menschen hier zu lernen. Denn vorstellen könnte sie sich, einmal als Diplomatin zu arbeiten.

Hineingeschnuppert hat sie schon einmal in diese Arbeit: Vor ihrem Aufenthalt in Deutschland hat sie ein zehnwöchiges Praktikum in der US-Botschaft in Mazedonien absolviert. "Das war sehr interessant", findet sie. Nur drei Tage war sie zwischendurch zu Hause, bevor es nach Washington und von dort nach Deutschland ging.

Sechs Wochen Sprach-Camp, dann in die Gastfamilie

Hier war Anna zusammen mit anderen Gastschülern zunächst in einem Sprach-Camp in Hedersleben bei Quedlinburg. Sechs Wochen lang gab es dort täglich sechs Stunden Deutschunterricht.

An die Aufregung, als ihre Gast-Tochter dann endlich herkommen sollte, erinnert sich Anne-Katrin Probst noch gut: "Von Magdeburg aus sollte sie mit dem Zug bis Güsen fahren - aber da stieg keine Anna aus!" Sie hatte die Zugtür nicht schnell genug aufgekriegt und musste deshalb bis Genthin weiterfahren. Zum Glück gibt es Handys - und so klappte es mit dem Abholen doch noch. Gastbruder Jakob düste fix hinterher.

An die Empfangsparty erinnern sich alle gern. Und Anna war froh, dass ihr ältester Gastbruder Christopher zu Anfang auch da sein konnte, denn er spricht inzwischen ausgezeichnet englisch. So war es für sie doch noch etwas leichter.

Mit ihren jüngeren Gastgeschwistern Leonie und Leonhard hat sich Anna inzwischen auch gut angefreundet. Sie ist von zu Hause eine große Familie gewöhnt: Ihre Brüder sind elf und 14 Jahre alt, ihre Schwester ist 19. Und sie ist es auch gewohnt, neben dem Schulunterricht noch viel zu unternehmen. Direkt an ihrer Schule in Los Angeles gibt es dafür sehr viele Möglichkeiten, erklärt sie und verweist auf die Fernsehserie "Glee", um zu erklären, wie vielseitig das Kulturangebot ist: Chöre, Tanz, Show, Instrumentalmusik...

Anna singt ausgezeichnet, spielt ein bisschen Klavier sowie Klarinette. Auch in der Kirche daheim ist sie aktiv. Klar, dass sie nun im Chor des Bismarck-Gymnasiums mitmacht - und hier im Ensemble des Jugendhauses.

Ein neues Hobby kam erst hier dazu: das Reiten. Mit Leonie und Leonhard fährt sie regelmäßig nach Zerben auf den Reiterhof von Jana Buschil - wo ihr bereits "Naturtalent" bescheinigt wurde.

Annas Pate beim Deutschen Bundestag ist Jens Ackermann (FDP). Er kam jetzt nach Parey, um sie kennenzulernen.

Jeder Abgeordnete hat im Rahmen des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms die Möglichkeit, junge Leute aus den USA nach Deutschland einzuladen beziehungsweise Schülern oder jungen Berufstätigen aus Deutschland einen Gastaufenthalt in den USA zu ermöglichen. Dafür stehen Stipendien zur Verfügung.

"Ich war noch nie in Amerika, habe aber schon drei Patenkinder hingeschickt", erzählte der Abgeordnete. "Wenn sie wieder zurückkamen, waren sie erwachsener, selbstbewusster", weiß er das Austauschprogramm zu schätzen. Zurzeit sei ein "Patenkind" von ihm aus Schönebeck in den USA, sagt er - und Anna aus Los Angeles hier in Parey. Er ist froh, hier eine Gastfamilie für Anna gefunden zu haben, denn das ist Voraussetzung für das Gelingen des Jugendaustauschs. Parey gehört mit zu Jens Ackermanns Wahlkreis Börde-Jerichower Land. Zu Hause ist der Abgeordnete in Bottmersdorf bei Wanzleben.

Anna Kunza wird noch bis 19. Juni in Parey wohnen. Voneinander profitieren werden die Geschwister auf Zeit bis dahin noch viel. "Ich hoffe, sie können später zu uns nach Los Angeles kommen", wünscht sich Anna.

Ihre ganze Klasse in Genthin hat auch eine Einladung bekommen: von Jens Ackermann. "Ich würde mich freuen, alle im Bundestag in Berlin begrüßen zu können", verabschiedete er sich von seinem "Patenkind" hier in Parey.