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Volksstimme stellt vor: das Museum von Schloss Wernigerode und seine Schätze Die "doppelte" Kugelspielerin von Schott

05.08.2013, 01:27

Etwa 6000 bis 7000 Exponate umfasst die Kunstsammlung des Museums auf Schloss Wernigerode. Mit Auktionen sowie aus Nachlässen und Schenkungen aus dem gesamten Bundesgebiet wird sie seit Jahren gezielt vergrößert. Die Volksstimme stellt in loser Folge Exponate vor.

Von Ingmar Mehlhose

Wernigerode l Eines der Kleinode des Museums im Schloss Wernigerode sieht der Betrachter im wahrsten Sinne des Wortes doppelt - "Die Kugelspielerin" von Walter Schott (1861-1938). "Er ist in Ilsenburg geboren worden und in Wernigerode zur Schule gegangen", erläutert Christian Juranek. Schott habe später zu den Hauptvertretern der neubarocken Berliner Bildhauerschule gehört. Und er sei ein Günstling von Kaiser Wilhelm II. gewesen, erklärt der Geschäftsführer der im Mai 1993 gegründeten Schloß Wernigerode GmbH.

Hier in seiner Harzer Heimat kann noch manch einer etwas mit dem Namen des Künstlers anfangen. Zum einen hat Walter Schott 1902 das noch heute erhaltene marmorne Grabmahl für seinen Vater, den gräflich-stolbergischen Hütteninspektor Eduard Schott (1808-1895), auf dem Ilsenburger Friedhof geschaffen. Zum anderen steht im Roten Salon des Schlosses eine von Schott kreierte Büste des Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode (1837-1896).

Die erstmals 1897 aus Meiss-ner Porzellan hergestellte "Kugelspielerin" gilt heute als bekanntestes Werk des Bildhauers. Sein berühmter Kollege Reinhold Begas (1831-1911) soll es damals als "das Beste, was es gibt", gewürdigt haben. Christian Juranek: "Für die Manufaktur entwickelte sich das zum Erfolgsmodell, das bis in die 1930-er Jahre verkauft wurde."

Dass die Sammlung auf dem Schloss gleich zwei Exemplare davon besitzt, ist glücklichen Umständen zu verdanken. Die eine Figur (im Bild rechts) stammt von einem Walter-Schott-Forscher aus Baden-Württemberg. Der Geschäftsführer: "Er wollte sie nicht veräußern." Nach seinem Tod hatte dann allerdings der Nachlassverwalter einen Zettel gefunden. Mit der gleichsam überraschenden wie unerwarteten Botschaft, dass der Mann den Wernigerödern seinen kompletten Nachlass vererbt.

Von der anderen "Kugelspielerin" (im Bild links) gibt es laut Juranek nur sechs Exemplare. Ein Privatier aus Dresden hat sie dem Museum als Dauerleihgabe überlassen. Der Schlossherr: "Toll, dass wir hier ein so seltenes Objekt präsentieren dürfen."

Wem die Dame auf dem runden Podest allerdings ein wenig seltsam bekannt vorkommt, hat sich keineswegs geirrt. Es gibt sie, deutschlandweit an einigen Orten zu bestaunen. Christian Juranek: "In Bronze und viel größer."

Mehr zum Schloss Wernigerode im Internet unter: www.schloss-wernigerode.de