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Halberstädterin kann reservierte Karten nicht abholen und geht leer aus Böses Erwachen in Traumfabrik

Eine unschöne Überraschung hat eine Halberstädterin jüngst im hiesigen
Kino "Zuckerfabrik" erlebt. Obwohl sie für einen Kinderfilm vorab Karten
reserviert hatte, ging sie am Ende leer aus, weil die Warteschlangen im
Foyer zu lang waren. Nun will auch der Kinobetreiber gegensteuern.

Von Dennis Lotzmann 04.01.2014, 02:04

Halberstadt l Frauke Barwick ist das, was man salopp als Kinogängerin bezeichnet. Die Halberstädterin sitzt gern im Kinosaal und ist froh, dass es in Halberstadt mit der "Zuckerfabrik" ein modernes Lichtspieltheater gibt. Kurz nach Weihnachten verbuchte sie dort allerdings ein Erlebnis, mit dem ihre Kinofreude nachhaltig getrübt wurde.

Was war passiert? Am Sonnabend, 28. Dezember, wollte Frauke Barwicks Mutter zusammen mit ihren vier und fünf Jahre alten Enkeln Jaspar und Nikolai in der Zuckerfabrik den Film "Die Eiskönigin" anschauen. Als Stammbesucherin wusste Frauke Barwick von der Möglichkeit, vorab via Internet Karten zu reservieren und nutzte dies. Und sie wusste, dass reservierte Tickets spätestens 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn am Verkaufsschalter bezahlt und abgeholt werden müssen.

"Deshalb machten wir uns rechtzeitig auf den Weg", berichtet Frauke Barwick, die das in Vorfreude schwelgende Trio zum Kino chauffierte. "Gegen 14.20 Uhr - also innerhalb der Abholfrist - trafen wir dort ein." Im Kino selbst dann die "böse Überraschung": Das Foyer rappelvoll, an allen vier Kassen lange Schlangen und nur langsames Vorankommen, weil viele Gäste neben Kinokarten auch Getränke und Snacks orderten.

"Als wir nach etwa 40 Minuten an der Reihe waren, wurde uns mitgeteilt, dass unsere Karten in den freien Verkauf gegangen seien." - Frauke Barwick, Kinobesucherin

Am Ende kam es anders, als vom Trio und der Begleiterin erhofft: "Als wir nach etwa 40 Minuten endlich an der Reihe waren, wurde uns nur mitgeteilt, dass unsere Karten längst in den freien Verkauf gegangen seien und es nur noch Tickets für die erste Reihe gebe."

Auf Nachfrage habe der Mitarbeiter am Tresen schulterzuckend informiert, dass reservierte Karten 30 Minuten vor Filmstart automatisch in den Freiverkauf gingen. "Dann ließ uns dieser sichtlich gestresste Mitarbeiter einfach links liegen und verkaufte weiter Kinokarten", schildert Frauke Barwick ihr Erlebnis.

Momente, die Zuckerfabrik-Geschäftsführer Carsten Rieger bedauert, die aus seiner Sicht aber einfach dem enormen Andrang an diesem Tag geschuldet gewesen seien. Mit Blick auf die Kapazität sei die Zuckerfabrik mit sieben Sälen und 1300 Plätzen fast das gesamte Jahr über zu groß für Halberstadt. "Just dieses Wochenende nach Weihnachten war das beste des ganzen Jahres, da war unser Haus mehr als ausgelastet", sagt Rieger. Alle vier Kassen seien besetzt gewesen - "irgendwann sind ganz einfach die Kapazitätsgrenzen erreicht. Mehr war da einfach nicht möglich."

Zudem sei auch den Mitarbeitern kein Vorwurf zu machen - so, wie sich die Sache darstelle, sei korrekt gearbeitet worden. "Die Kartenreservierung ist ein kostenloser Service von uns - wir müssen aber sehen, dass wir die Karten am Ende loswerden. Deshalb gehen reservierte Tickets 30 Minuten vor dem Start wieder in den freien Verkauf", so der Geschäftsführer. Andernfalls könnten Kunden ja zu Lasten des Kinos zuhauf Tickets blockieren.

"Die Kartenreservierung ist ein kostenloser Service von uns - wir müssen aber sehen, dass wir die Karten am Ende loswerden." - Carsten Rieger, Kino-Geschäftsführer

Dass es für Frau Barwicks Trio mit dem gewünschten Film von der "Eiskönigin" nicht geklappt hat, sei bedauerlich - "aber vielleicht hätte sich ja noch ein anderer Film gefunden", sagt Rieger und vergleicht das mit dem Besuch im Eiscafé: "Was ist, wenn Sie Vanille mögen und es gibt nur noch Schoko?"

Ein Vergleich, der für Frauke Barwick hinkt. "Uns ging es nicht um irgendeinen Film, sondern um jenen, für den wir uns ganz bewusst entschieden hatten. Und mir geht es nicht nur um die vorzeitig verkauften Tickets, sondern ums Prinzip und den Umgang mit den Kino-Kunden: Vielleicht ein Lolli zum Trösten für die Kinder und der Versuch, für den Kunden eine Lösung zu finden. Eben das Bemühen um den Gast. Davon spürt man dort nichts", so die enttäuschte Besucherin.

Und Frauke Barwick wirft die Frage auf, warum es in der Zuckerfabrik keine gesonderte Kasse nur für reservierte Karten gibt. Zumal Carsten Rieger einräumt, dass die Tage zwischen Weihnachten und Silvester Jahr für Jahr stets extrem gut besucht seien. Gerade dann würde doch eine solche Extra-Schnellkasse Sinn machen, ist Frauke Barwick überzeugt.

"Das haben wir alles schon ausprobiert - so, wie es jetzt läuft, ist es optimal - vier Kassen, an denen wir das gesamte Angebot offerieren", entgegnet Carsten Rieger.

Gleichwohl stellt er in absehbarer Zeit eine Veränderung in Aussicht. "Wir wollen demnächst neben der Reservierungsmöglichkeit auch den Vorab-Kauf via Internet anbieten." Dann könnten die Gäste per EC- und Kreditkarte oder mit dem Bezahl-System Paypal ihre Platzkarten vorab verbindlich ordern. Noch im ersten Halbjahr soll dieses System, das auf dem Zuckerfabrik-Internetportal bereits angelegt ist, in Betrieb gehen.