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Gemeinsame Forschung für die Medizintechnik der Region Gründerzentrum wird Kompetenzzentrum

Von Dieter Kunze 08.01.2011, 04:22

Die Medizintechnik soll in Halberstadt konzentriert weiter ausgebaut werden. Dazu hat die Primed-Gruppe die Bildung eines Kompetenzzentrums "Kunststoff und Medizintechnik" (KUMET) vorgeschlagen, das im derzeitigen Gründer- und Gewerbezentrum "Dr. Wilhelm Schmidt" seinen Sitz haben soll.

Halberstadt. Auf privatrechtlicher Basis könnten hier etwa 20 Unternehmen eine gemeinsame Plattform für überbetriebliche Kooperationen zwischen den Unternehmen untereinander und mit medizinischen Zentren sowie Hochschulen und Universitäten bilden.

"Um das Erreichte zu festigen und auszubauen, ist es zukünftig notwendig, die Innovationsprozesse zu intensivieren, um dem Druck der Märkte, vor allem auch aus Asien, zu begegnen", sagte Primed-Geschäftsführer Harry Leibitzki bei der Übergabe der Konzeption an Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff. Die Intensivierung der Forschungsaktivitäten bedingt auch die entsprechende Sicherung des hierfür notwendigen Personalnachwuchses. Gerade das Problem des zunehmenden Fachkräftemangels tritt bei vielen Unternehmen immer mehr in den Vordergrund.

Der Umsatz der produktiven Bereiche regionaler Medizintechnikunternehmen betrug im Jahr 2010 etwa 40 Millionen Euro. Die gesamte Branche beschäftigt rund 450 Mitarbeiter. Die Produktpalette umfasst Zulieferteile aus Kunststoff für die Medizintechnik und Endprodukte. Diese werden als Einmalgebrauchsprodukte für das medizinische Anwendungs- spektrum angeboten.

Zur Sicherung der Fachkräftebasis sind vor allem die größeren Unternehmen wie die Primed Halberstadt Medizintechnik GmbH und die Novoplast Schlauchtechnik GmbH ständig bemüht, entsprechende Ausbildungsplätze für den Facharbeiternachwuchs zu besetzen. "Problematisch ist dabei auch für diese Branche das fehlende Angebot an potenziellen Bewerbern", so Leibitzki.

Im Bereich des ingenieurtechnischen Personals ist die Situation ebenfalls angespannt. "Hier muss ein besonderer Schwerpunkt gesetzt werden, da sonst in absehbarer Zeit die altersbedingt ausscheidenden Ingenieure nicht ersetzt werden können."

Bedingt durch den Fortschritt der medizinischen Forschung und Entwicklung unterliegen die Hersteller von Medizinprodukten einem hohen Innovationsdruck, da neue Erkenntnisse in kurzer Zeit in neue Produkte einfließen müssen. Dazu kommt weiterhin der Kostendruck, vor allem asiatische Produzenten überschwemmen mit Billigprodukten die Märkte.

In Halberstadt wurde durch den Landkreis 2001 das Gründer- und Gewerbezentrum "Dr. Wilhelm Schmidt" (GGZ) als kommunale Infrastrukturmaßnahme mit Reinräumen zur Produktion gebaut. Zusätzlich richtete der Landkreis dort 2007 ein Extrusionslabor und ein Messlabor für Kunststoff als Infrastruktur für Forschung und Entwicklung ein.

Seitens der Primed Halberstadt Medizintechnik GmbH wurde Interesse an einer Übernahme des GGZ nach Auslauf der Bindungsfrist gegenüber dem jetzigen Eigentümer, dem Landkreis Harz, bekundet. "Zwischenzeitlich ist der Verkauf des GGZ, ausschließlich der Labore, bestätigt", sagte Leibitzki. Damit sei durch diese Primed-Initiative die Möglichkeit gegeben, für das Kompetenzzentrum auf eine vorhandene Infrastruktur zurückzugreifen. Die vorhandenen Räume lassen den Ausbau von technischer Infrastruktur für Forschung und Entwicklung zu.

Aus der Marktbeobachtung werden Ansätze für zukünftige Forschungsarbeiten deutlich: Herstellung hochkomplexer Strukturen und Querschnitte in den Produkten, dünnwandige Aufbauten, neue Materialien sowie Verbundstoffentwicklung "vor Ort" und Wirkstoffbeladung.

Als ein grundliegendes Anliegen des Kompetenzzentrums KUMET wird der Zusammenhang zwischen Forschung und Entwicklung (FuE) der Unternehmen und der Rekrutierung von Fachkräften (Ingenieuren) und der Weiterbildung eigenen Personals angesehen. "Der Ansatz hierfür ist, FuE-Vorhaben gemeinsam mit Studenten oder Hochschul- und Institutsmitarbeitern umzusetzen", erläuterte Leibitzki.

Zur Anschubfinanzierung soll eine enge Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium des Landes gesucht werden. Unterstützung wurde vom Minister bereits zugesagt.

Das KUMET soll neben einem möglichen Technikum vor allem Arbeitsplätze zur zeitweiligen Nutzung durch Studenten und Mitarbeiter von Unternehmen anbieten. Damit entstehen die Voraussetzungen, um Studenten Praktikumsplätze anzubieten, die in FuE-Aufgaben der Primed-Gruppe, von Partnerunternehmen und anderen integriert werden.

Konkret wurde das Projekt "INKA – intelligenter Katheter" genannt, der zur direkten Erreichung kleinster innerer Körperhohlräume zur Diagnose und Therapie dient. Geforscht wird weiterhin an Wunddrainagesystemen, Kathetern für Strahlentherapie und Laserbehandlung, Kathetern zur diagnostischen Bildgebung, für die lokale Kühlung/Temperierung sowie die Entwicklung von künstlichen Ersatzorganen (z.B. Harnblase).

Ziel sind auch Medizinprodukte mit Wirkstoffbeladung als Medikamentendepot zur Behandlung mit geringsten Dosen mit lokaler Begrenzung sowie Kunststoffe mit antibakterieller Wirkung. Dazu kommt die Entwicklung und Herstellung von Kunststoffen mit speziellen Eigenschaften in mehr oder weniger geringen Mengen, die für Konzerne meist uninteressant sind.