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Mann parkt Fahrzeug zu dicht am Gleis / 70-minütige Blockade kostet mehrere hundert Euro Autofahrer bremst Straßenbahn aus

Von Dennis Lotzmann 08.08.2014, 03:15

Ein Autofahrer hat am Montagabend den Straßenbahnverkehr in der Westerhäuser Straße in Halberstadt zum Erliegen gebracht. Der junge Halberstädter hatte sein Fahrzeug zu dicht neben den Gleisen geparkt. Das kommt ihm nun richtig teuer zu stehen.

Halberstadt l Straßenbahn-Fahrgäste der Halberstädter Linie 2 dürften am Montagabend nicht nur einmal geflucht haben. Aus gutem Grund: Die Bahnen der Innenstadtlinie, die zwischen dem Sargstedter Weg und dem Hauptbahnhof pendeln, hingen in den Abendstunden in der Westerhäuser Straße fest. Der Grund des Übels war - wie sich nach gut einer Stunde herausstellte - ein junger Mann aus Halberstadt, der seinen Ford zu dicht an den Bahngleisen geparkt hatte. Weil selbst die hinzugerufene Polizei den Verursacher nicht vor Ort ausfindig machen konnte, gab es - salopp gesagt - großes Kino: Schienenersatzverkehr bei der Halberstädter Verkehrsgesellschaft (HVG), Abschleppwagen und längerer Polizeieinsatz samt Verwarngeldbescheid. Alles in allem kommen auf den Fahrer nun mehrere hundert Euro zu.

"Unser Problem ist, dass derartige Behinderungen durch Falschparker fast schon an der Tagesordnung sind. Im Schnitt haben wir zwei bis drei Fälle pro Woche", berichtet HVG-Chef Axel Wöhlbier. Oft könnten die Fahrer recht schnell ausfindig gemacht werden, um ihre Fahrzeuge beiseite zu fahren. Am Montagabend habe sich die Sache aber richtig kompliziert dargestellt.

Tatsächlich ermittelten die von der HVG kurz nach 17 Uhr alarmierten Polizeibeamten über das Kennzeichen den Halter, um diesen vor Ort ausfindig zu machen. Dieser Versuch blieb jedoch erfolglos, weil der Mann im Ortsteil Emersleben wohnt und offenbar nur besuchsweise in Halberstadt weilte. Als das klar war, wurde ein Abschlepp-Unternehmen kontaktiert.

Parallel dazu richteten die Verantwortlichen der HVG umgehend einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ein. "Am Ende steckten wegen des Hindernisses alle drei auf der Linie 2 eingesetzten Bahnen fest. Wir mussten umgehend zwei Busse schicken, um unsere Fahrgäste ans Ziel zu bringen", sagt Axel Wöhlbier.

Als schließlich gegen 18.10 Uhr der gelbe Abschleppwagen in der Westerhäuser Straße vorfuhr, habe dessen Besatzung jedoch nicht mehr aktiv werden müssen, denn wenige Minuten zuvor sei der Fahrer des falsch geparkten Ford zur Überraschung aller Beteiligten vor Ort erschienen, so ein Polizeisprecher.

Trotz dieses Finales wird der junge Mann nun recht tief in die Tasche greifen müssen. An die Polizeibeamten musste er wegen des Verkehrsverstoßes gleich vor Ort 35 Euro Verwarngeld zahlen. Hinzu kämen 60 Euro für die Leerfahrt des Abschlepp-Lasters, wie Dagmar Schwabe vom beauftragten Unternehmen sagt. Die Rechnung sei im Prinzip recht einfach: Müsse abgeschleppt oder umgesetzt werden, würden 99,96 Euro berechnet, die bloße Anfahrt ohne Tätigkeiten koste 60 Euro.

Damit noch nicht genug. Die HVG werde dem Fahrzeugführer nun die Mehrkosten für alle Leistungen im Schienenersatzverkehr in Rechnung stellen, kündigt Geschäftsführer Wöhlbier an. Schließlich mussten zwei Busse samt Personal zusätzlich eingesetzt werden. Die genauen Kosten dafür würden gerade berechnet. Wöhlbier geht bislang von mindestens 315 Euro aus. Macht unterm Strich also mindestens 410 Euro für 70 Minuten Falschparken im Gleisbereich der Straßenbahn.

Apropos Falschparken: Nach Wöhlbiers Worten gibt es derartige Probleme insbesondere in der Altstadt. "Schwerpunkte sind die Voigtei, der Bereich am Johannesbrunnen sowie das Areal Gröperstraße/Dominikanerstraße." Mitunter seien es auswärtige Autofahrer, die die Existenz der Straßenbahn in der Domstadt nicht im Blick hätten, oft sei es aber auch schlichte Gedankenlosigkeit von Einheimischen.

"Wir können nur an die Autofahrer appellieren, die Parkflächen exakt einzuhalten und keinesfalls mit Spiegeln oder anderen Fahrzeugteilen aus den Parkbuchten hinaus zu ragen", betont Wöhlbier. Die Wagenkästen der Straßenbahnen seien 2,30 Meter breit, hinzu kämen ausladende Bauteile wie Spiegel.

"Ausgehend von der äußeren Schiene des Gleises stehen die Bahnen also mindestens 65 Zentimeter über. Hinzu kommen weitere Sicherheitsabstände, die insbesondere in Kurvenbereichen, wo die Wagenkästen besonders weit hinausragen, zu beachten sind", erinnert Wöhlbier und rät: "Im Zweifel den Abstand lieber großzügiger wählen, als am Ende richtig tief in die Tasche greifen zu müssen."