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Brand Mutiges Handeln verhindert Katastrophe in Halberstadt

Halberstadt ist in der Nacht vor Heiligabend knapp einer
Brandkatastrophe entgangen. In einer Tiefgarage in der Straße
Seidenbeutel brannte es. Beim Eintreffen der Feuerwehr waren die Flammen
kurz vor dem Übergreifen auf Wohnungen. Zwei Polizisten wurden
verletzt. Vieles spricht für einen Brandanschlag.

24.12.2014, 11:34

Halberstadt I Die Bewohner der Mehrfamilienhäuser Seidenbeutel 5 bis 7 in Halberstadt haben in der Nacht zum Mittwoch großes Glück gehabt. Nachdem eine 61 Jahre alte Mieterin gegen 23.30 Uhr zunächst einen lauten Knall gehört und wenig später Rauch wahrgenommen hatte, alarmierte sie sofort Polizei und Feuerwehr.

Vor Ort entdeckten die noch vor der Feuerwehr eingetroffenen Beamten den Brand in der Tiefgarage und gingen sofort an die Evakuierung der Mieter. Dabei erlitten die beiden Polizisten leichte Rauchgasvergiftungen. "Sie konnten ihren Dienst aber nach einer medizinischen Untersuchung fortsetzen", sagte Polizeisprecher Peter Hartmann. Die Brandursache ist bislang unklar, die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus.

Anwohner unverletzt in Sicherheit gebracht

In dem Mehrfamilienhaus-Komplex in der Halberstädter Altstadt ist längst die nächtliche Ruhe eingekehrt, als kurz vor 23.30 Uhr plötzlich Stimmen und Geräusche zu vernehmen sind. "Sie kamen irgendwie von unten, aus dem Bereich der Autostellplätze", berichtet eine Anwohnerin am nächsten Morgen. Die Stellplätze befinden sich gewissermaßen als Erdgeschoss unterhalb des Mehrfamilienhauses mit drei Eingängen und insgesamt 35 Wohnungen. Augenblicke nach diesen Gesprächsfetzen habe es einen ohrenbetäubenden Knall gegeben, und dann auch schon gebrannt.

Noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr kämpfen sich zwei Polizeibeamte durch das verqualmte Treppenhaus Seidenbeutel 6 und klingeln die Bewohner aus ihren Wohnungen. Während es gelingt, alle acht Anwesenden unverletzt in Sicherheit zu bringen, muss zumindest ein Beamter vorsorglich in die Klinik. Die Ärzte können aber wenig später bei ihm und seinem Kollegen nach ambulanter Behandlung Entwarnung geben.

Die Feuerwehrleute kämpfen sich derweil durch die verqualmte Tiefgarage zum Brandort vor. Das Feuer, so viel steht schnell fest, ist an einem Auto ausgebrochen oder an dem unmittelbar daneben platzierten Müll und gelben Säcken. Binnen Minuten fressen sich die Flammen voran und an der mit Styropor gedämmten Hausfassade hoch. "Als wir vor Ort eintrafen, waren die Flammen schon kurz vor den Fenstern in der untersten Etage", berichtet ein Feuerwehrmann.

Viele Hinweise auf Brandstiftung

Den Löschtrupps gelingt es, das Übergreifen des Feuers auf die Eigentumswohnungen zu verhindern. Dennoch sind die Schäden im Garagenbereich sowie an Hausfassade und Fenstern immens. "Abschätzen kann ich die finanzielle Höhe des Schadens noch nicht", sagt Carmen Behrmann von der Hausverwaltung, der Imas Immobilien Management & Service GmbH aus Wernigerode.

Am Morgen nach dem Brand wird das Ausmaß der Schäden erst richtig deutlich: Während die meisten der evakuierten Bewohner nach Abschluss der Löscharbeiten wieder in ihre Wohnungen zurückkönnen, muss für drei Betroffene eine Alternative her. "Die Stromzuleitung für die drei Wohnungen im linken Aufgang von Haus Nummer sechs sind verbrannt und müssen komplett neu installiert werden." Bevor jedoch über Elektroarbeiten nachgedacht werden kann, müssen zunächst die Experten der Kriminalpolizei ihre Untersuchungen abschließen.

Bei den Ermittlern will niemand dem Ergebnis von Brandexperten Christoph Heike vorweggreifen - vieles spreche aber auch in diesem Fall für Brandstiftung, heißt es vorsichtig. Brandstiftungen hatte es in den vergangenen Monaten in der Halberstädter Altstadt immer wieder gegeben. Mehrfach brannten Unrat oder Zeitungsbündel in Treppenhäusern und Kellern. Immer wieder setzten Unbekannte Kinderwagen oder zuletzt einen Rollstuhl in Brand. Anders als im Oktober 2013, wo ein Haus in der Gröperstraße komplett ausbrannte, konnten die Feuerwehren bei allen übrigen Fällen das Schlimmste verhindern.

Ein Auto vollständig zerstört

So auch diesmal. Zwar ist die Höhe des Sachschadens am Morgen danach noch nicht abschätzbar - "verletzt wurde dank des mutigen Handelns der beiden Polizeibeamten zum Glück niemand, das ist entscheidend", betont Carmen Behrmann erleichtert. Neben den Schäden an der Fassade und im Abstellbereich wurden ein Auto komplett zerstört und drei weitere leicht beschädigt", so ein Polizeisprecher.

Der Abstellkomplex selbst ist nach Carmen Behrmanns Worten frei zugänglich, ein Rolltor gibt es - bislang - nicht. Auch dies nährt im konkreten Fall den Verdacht der Brandstiftung: Unbekannte könnten problemlos zu den geparkten Fahrzeugen und den Mülltonnen gelangt sein.

Zur Brandbekämpfung waren die Feuerwehren Halberstadt, Langenstein und Klein Quenstedt mit 32 Kameraden und acht Fahrzeugen bis etwa 2 Uhr nachts im Einsatz.

Die Polizei hofft auf Zeugen - Hinweise und Informationen bitte unter Telefon 03941-674 193 an das Polizeirevier in Halberstadt