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Neugestaltetes Gehege im Halberstädter Tiergarten eingeweiht / Unterstützung durch die KoBa Wölfe sind zurück in den Spiegelsbergen

Von Thomas Junk 05.11.2011, 05:22

"Hanni" und "Nanni", die beiden Wölfe im Halberstädter Tiergarten, haben am Donnerstag ihr neues "Wohnzimmer" bezogen. Nach einer halbjährigen Bauphase können sich die beiden nun auf 1200 Quadratmetern austoben.

Halberstadt l Das war ein langer Ostsee-Urlaub für die beiden Halberstädter Fähen - so heißen die Weibchen bei den Wölfen. Fast ein halbes Jahr waren "Hanni" und "Nanni" zu Besuch im Tierpark Wismar. In den Spiegelsbergen wurde deren Abwesenheit dazu genutzt, eine längst überfällige Arbeit zu erledigen: die Erweiterung der Wolfsanlage. "Bereits vor dreieinhalb Jahren, als der Tiergarten den Erlös des Halberstädter Hilariusmahles gespendet bekommen hatte, wollten wir das Geld in das Wolfsgehege investieren", erklärt der stellvertretende Tiergartenleiter Michael Bussenius. Die 3000 Euro hätten aber nicht gereicht und deswegen musste noch für weiteres Geld geworben werden. "Die Erweiterung war längst überfällig. Da hat es wirklich am meisten gebrannt", so Bussenius weiter.

Dass es in dem von der klammen Stadt getragenen Tiergarten auch in schwierigen Zeiten Gutes zu melden gibt, freut Bussenius. Zum Ausbau der Anlage sagt er: "Wir verfolgen dabei weiterhin unsere Philosophie. Wir wollen lieber weniger Tiere haben, diese dann aber vernünftiger halten können."

Seit 1976 gibt es in der Einrichtung in den Spiegelsbergen Wölfe. Bisher konnten sie nur in einem relativ kleinen Gehege gehalten werden. Es fehlte ihnen nicht nur an Auslauf, sondern auch an Rückzugsmöglichkeiten. "Und man darf nie vergessen: Wölfe sind Raubtiere. Auch sie brauchen die Möglichkeit, sich mal zurückzuziehen, um unbeobachtet zu bleiben", so Bussenius.

Die Arbeiten, um die Wolfsanlage größenmäßig zu verdreifachen, waren vielfältig. "Zunächst mussten wir die Bäume beschneiden und die Sturmschäden beseitigen, erst dann konnte mit dem Bau begonnen werden", sagt der Zooinspektor. Am 9. Mai dieses Jahres war es dann endlich soweit. Die beiden Wölfe wurden auf eine "Kur" nach Wismar geschickt, wo sich die Mitarbeiter des örtlichen Tiergartens für ein knappes halbes Jahr um sie kümmern sollten.

Dank der Unterstützung durch die Kommunale Beschäftigungsagentur des Landkreises Harz (KoBa) wurde ein Projekt des Aus- und Weiterbildungszentrums (AWZ) ins Leben gerufen, in dem sich Langzeitarbeitslose der Arbeiten im Tiergarten annahmen. Es wurden neue Zäune gezogen, eine Wasserstelle gebaut und auf dem Gelände Verstecke und Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere errichtet. Der Zaun aus Stahlmaschendraht ist 1,20 Meter tief in ein Betonfundament eingefasst worden und zudem gibt es entlang des gesamten Geländes einen Stromzaun. Es müsse sich also keiner vor den Wölfen fürchten, so Bussenius. "Dort, wo die Anlage an den Kinderspielplatz grenzt, haben wir sogar mit einem zweiten Zaun doppelt abgesichert."

Für die Teilnehmer an der Arbeitsmaßnahme findet er ausschließlich lobende Worte: "Ihr seid alle sehr motiviert und vor allen Dingen mit viel Eigeninitiative dabei gewesen. Großes Lob!" Die Beteiligten ließen es sich natürlich nicht nehmen, beim Einzug der Wölfe in ihr neues Zuhause dabeizusein. Nach anfänglicher Scheu konnte Bussenius "Hanni" und "Nanni" dann aber doch in das neue Gehege locken. Mithilfe eines großen Eimers voll mit rohem Fleisch - "das entspricht einer Sahnetorte für uns" - konnte der Zooinspektor die beiden Fähen dann doch von der Anlage überzeugen. Die Eingewöhnungsphase wird noch einige Tage in Anspruch nehmen.

Die Heimreise von Wismar nach Halberstadt sei nicht ganz ohne Komplikationen verlaufen, erzählt der stellvertretende Tiergartenleiter. "Sie hatten sich in Wismar schon ganz gut eingelebt, und wir mussten sie für den Transport narkotisieren." In der Heimat angekommen, haben die beiden Wölfe ihre erste Nacht auf dem alten Wolfsgelände verbracht, "damit sie sich erstmal wieder an Halberstadt erinnern". "Der erste Besuch, den sie erhalten haben, war von unseren Berberaffen. Die kamen sofort neugierig über ihren Zaun und haben die Tiere regelrecht begrüßt. Und es war sofort zu sehen, dass die Tiere sich gegenseitig erkannt haben. Das war ein gutes Zeichen", freut sich Michael Bussenius. Also: Willkommen Zuhause!