1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Lust auf Jazz und andere Töne

Der 15-jährige Konrad Buschhüter erweist sich als besonderes Klaviertalent Lust auf Jazz und andere Töne

Von Renate Petrahn 30.10.2012, 01:15

Regelmäßig bittet die Kreismusikschule zu Konzerten. Dort stellen Kinder, jugendliche und erwachsene Schüler ihr Können unter Beweis. Beim jüngsten Herbstkonzert war auch Konrad Buschhüter dabei.

Halberstadt l Konrad Buschhüter ist derzeit einer der vielversprechendsten Schüler der Kreismusikschule Harz am Standort Halberstadt. Im Herbstkonzert war er kürzlich mit einer Jazz-Improvisation zu hören.

Der Schwanebecker tritt bescheiden auf. Jeans, dunkles Hemd, Turnschuhe. Ein cooler Typ eben wie viele andere seiner Generation. Oder vielleicht doch ein wenig anders? Selbst wenn der 15-Jährige auf das Podium im Konzertsaal geht, gibt es nichts Außergewöhnliches festzustellen. Keine großen Gesten, kein Anzeichen von Lampenfieber, nichts dergleichen. Der Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums in Halberstadt setzt sich ans Klavier wie andere Leute an den Computer und beginnt zu spielen, als würde es die einfachste Sache der Welt sein.

Aber bereits nach den ersten Tönen beginnen die Zuhörer aufzuhorchen. Hier erklingt Musik, die mehr ist als das Ergebnis eifrigen Übens. Und wer nahe genug am Flügel sitzt, kann mit eigenen Augen verfolgen, wie seine Finger leicht, aber bestimmt, über die 52 weißen und 36 schwarzen Tasten tanzen.

Übergreifen der Hände oder schnelle, schwierige Läufe, kein Problem. Basslinien und Akkordprogressionen mit der linken Hand, Melodielinien mit der rechten Hand gestalten, kein Problem. Erstklassige Wiedergabe von Klavierstücken von Bach bis Chopin, selbstverständlich. Das eigentliche Musikerlebnis fängt für Buschhüter erst so richtig bei den Komponisten Claude Debussy und Maurice Ravel an und, wenn er am Klavier improvisieren kann. Darin folgt er seinem Vorbild Bill Evans, der "als einer der einflussreichsten Pianisten des Modern Jazz gilt". Und genau in diese Richtung gehen seine musikalischen Wünsche: eines Tages ein Jazz-Pianist zu sein. Und damit diese Träume keine Schäume bleiben, nimmt er heute bereits an Workshops für den jazz-interessierten Nachwuchs teil, wie "Makin\' Jazz" beispielsweise, die der Landesmusikrat Sachsen-Anhalt im Kloster Michaelstein anbietet.

"Man darf eben nicht fünf Stunden am Tag fernsehen."

Konrad Buschhüter

Und auch sonst ist er musikalisch unterwegs. Er hat eine - bislang noch namenlose - eigene Band, und er engagiert sich in der evangelischen Jugendarbeit, in der "Westwerk Jugendkirche" in der St. Martini-Kirche zu Halberstadt.

Dass Konrad Buschhüter trotz aller Erfolge bescheiden, ohne Starallüren, geblieben ist, liegt daran, dass er gut "geerdet" ist. Seine Eltern haben sein musikalisches Talent, das sich in der Grundschule beim Akkordeonunterricht zuerst zeigte, kontinuierlich gefördert, aber er ist für sie kein "Wunderkind", sondern ein ganz normales Familienmitglied, das auch den Mülleimer \'runtertragen muss. Und so sieht es auch sein Lehrer an der Kreismusikschule. Fordern und Fördern - nach diesem Grundsatz unterrichtet Norbert Stagge einmal in der Woche 45-Minuten lang einen seiner begabtesten und gleichzeitig fleißigsten Schüler am Klavier. Der ist aber alles andere als nur ein Musikfreak. Zwar spielt Buschhüter noch Akkordeon, Keyboard und Gitarre, aber Schach und Schwimmen sind weitere Hobbys des Jugendlichen.

Da bleibt nur die Frage: Wie bekommt man das alles auf die Reihe, schließlich gibt es ja irgendwann noch Schulunterricht und Klavier und Akkordeon wollen täglich 2,5 bzw. eine Stunde geübt werden? Die Antwort auf diese Frage ist typisch für den Vieles-Könner: "Man darf eben nicht fünf Stunden am Tag Fernsehen. Man muss was machen". Punkt.

Übrigens: Konrad Buschhüter hat einen eigenen Account bei youtube. Unter Konrad Pno sind 13 Musikvideos zu hören. Mir gefällt "Casino Jazz".