Restauratoren in der Flechtinger Kirche wollen bis September fertig werden Jahrhunderte stecken dem Epitaph in allen Poren
Die Kunstschätze in der Flechtinger Kirche erstrahlen. Nach gründlicher Restaurierung sind die Patronatsloge, Taufstein und Kanzel schon fertig. Noch gearbeitet wird an einem Epitaph hinter dem Altar.
Flechtingen l Stellte der gegenwärtige Arbeitsplatz von Tom Zimmermann und Ulrike Wende in der Flechtinger Patronatskirche im Januar noch eine ordentliche Kühlpackung dar, der nur mit dicker Jacke, Schal und Handschuhen dauerhaft zu nutzen war, haben es die beiden freiberuflichen Restauratoren bei der Hitze dieser Tage sehr angenehm.
Bei kühlen 23 Grad Celsius kümmern sie sich seit etwa sechs Wochen um den Epitaph hinter dem Altar. Unglaublich detailreich hat der fünfstöckige Epitaph aus Alabaster mit der Darstellung christlicher Szenen wie der Kreuzigung Jesu, dem letzten Abendmahl oder einer Begegnung mit Gott im Lauf der Zeit doch sehr gelitten.
Für Tom Zimmermann bedeutet das viel Arbeit. "Allein für das erste Reinigen haben wir an die acht Packungen Ohrstäbchen verbraucht", berichtet der Potsdamer. Um die unzähligen Details freizulegen und zu restaurieren, sind Geduld und Ruhe notwendig.
Immer nach hinten schauen, was schon geschafft worden ist, nicht nach vorn, was noch vor einem liegt, dann klappt das am besten. Diese Weisheit hat Tom Zimmermann von einem seiner Lehrmeister.
Der Alabaster, aus dem der Epitaph vermutlich um 1610 entstand, wie Pfarrerin Irene Heinecke aufgrund der Schenkenschen Familiengeschichte schätzt, ist marmorähnlich, aber viel weicher. Er ist nicht nur billiger in der Anschaffung, sondern stammt vermutlich sogar aus dem Harz oder Süddeutschland. Marmor hätte zum Beispiel aus Italien eingeführt werden müssen.
In die Poren des Alabasters setzt sich allerdings Schmutz der Jahrhunderte ab. Die aufgetragene Goldschicht ist nahezu komplett verschwunden, hinterlässt teilweise nur eine dunkle Farbschicht. Es gibt also noch viel zu tun für die Restauratoren. Ganz vorsichtig schleift Ulrike Wende mit Schmirgelpapier über die Oberfläche. Man braucht ein Gespür, um zu sehen, wieviel runter muss, ehe das Ursprüngliche wieder hervortritt - Gespür und Zeit.
Ende August, wenn zwei Hochzeiten in der Kirche geplant sind, wird das Gerüst aber abgebaut sein, auf dem gerade gearbeitet wird. Die restlichen Arbeiten, so schätzt Tom Zimmermann, könnten mit Hilfe von Leitern erledigt werden.
Im Januar hatten die Restauratoren die Stuckarbeiten der Familienwappen an der Patronatsloge und den Taufstein in der Mache. Beiden ist wie auch der Moses-Kanzel, die von einem anderen Restaurator wieder hergestellt wurde, die Kur deutlich anzusehen. Auch die besondere Kanzel der Flechtinger Kirche mit der Moses-Figur darunter und dem Schalldeckel darüber wurde von einem anderen Restauratoren auf Vordermann gebracht.
Im September nach der Bauabnahme, so schätzt die Pfarrerin, können die restaurierten Kulturschätze der Kirche mit einer Veranstaltung wieder eingeweiht werden.