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Hermsdorfer "Abenteuerland" ist Pilot-Kita für "Resilienz"-Förderung Auf Suche nach Wegen zu innerer Balance

Von Maik Schulz 18.01.2014, 01:18

Ausgeglichene Erzieherinnen tuen Kindern gut. Zufriedenheit strahlt aus. Ein Pilotprojekt an der Hermsdorfer Kita "Abenteuerland" will die Fähigkeit trainieren, mit Veränderungen und Störungen umzugehen. Die Wissenschaft bezeichnet diese Eigenschaft als "Resilienz".

Hermsdorf l Projekte, pädagogische Konzepte, moderne Bildungs- und Betreuungsansätze sollen die Kinder in den Kindertagesstätten zu selbstwussten Persönlichkeiten formen.

Die Umsetzung dieser Ziele im Kita-Alltag prägen die Erzieherinnen. Sie sind Dreh- und Angelpunkt im Kindergarten, Betreuer der Kinder, Ansprechpartner der Eltern, Diensleister im Auftrag des Kita-Trägers (Gemeinde). Und das im Spannungsfeld der sich entwickelnden Ansprüche an moderne Kinderbetreuung.

Gelassenheit strahlt Ruhe auf die Kinder aus

Die psychischen Herausforderungen, die täglichen Belastungen von Erziehern sind groß. Einen angemessen Umgang mit diesen Problemen im Berufsalltag soll ein Pilotprojekt zur Förderung von Resilienz an drei Kitas Sachsen-Anhalts vermitteln.

Unter Resilienz ist die Widerstandsfähigkeit gegenüber empfundenen Störungen und Einflüssen zu verstehen, als Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen. Innere Balance ist das Ziel.

"Erzieherinnen brauchen innere Stärke, um Kinder machen zu lassen. Eine Erzieherin, die sich ihrer eigenen inneren Kraft, ihres Könnens bewusst ist und gelassen bleibt, strahlt Ruhe auf die Kinder aus. Darum geht es im Kern", erläuterte die Hermsdorfer Kita-Leiterin Gudrun Meyer.

Ihre Kolleginnen Janine Warnke und Regine Müller werden zu Projekt-Multiplikatoren durch die Landesvereinigung für Gesundheit weitergebildet. Das Duo wird das Projekt am Donnerstag, 20. Februar, ab 18 Uhr den Kollegen und Eltern im Mehrgenerationenhaus vorstellen.

"Einen Zauberstab wird uns das Projekt nicht in die Hand geben", erklärte Janine Warnke, "es geht um einen laufenden, nicht endenden Prozess des Austauschs und der Verbesserung." Die Etappen auf diesem Weg heißen "Ergründen - Verändern - Beibehalten".

Erst ergründen, dann verändern, dann verstetigen

In der ersten Projektphase geht es um Gespräche im Kita-Team, um die eigene Reflexion der Erzieher. Sie stellen sich Fragen wie "Geht es mir gut?", "Was tue ich dafür, was kann ich oder können wir tun, damit es mir besser geht?"

Zusammen in der eigenen Kita und im Austausch mit den anderen zwei Pilot-Kitas sollen die Erzieher ergründen, was für mehr inneres Gleichgewicht getan werden kann. Die beiden Hermsdorfer Multiplikatoren führen Interviews, erstellen Protokolle von den Gesprächen mit den Kolleginnen. "Ehrlichkeit sich selbst und den Kollegen, aber auch den Eltern gegenüber ist wichtig, um Probleme erkennen und angehen zu können. Da werde ich als Kita-Leiterin sicher auch Einiges zu hören bekommen. Aber nur so kann es gehen, nur so können Verbesserungen eingeleitet werden. Ja-Sager bringen uns nicht weiter", betonte Gudrun Meyer.

Janine Warnke ergänzte: "Die Probleme werden vielschichtig und vielfältig sein, können von Kollege zu Kollege, von Kita zu Kita variieren. Deshalb ist der Austausch untereinander wichtig. Dieser Weg im Miteinander ist das Ziel. Ein Heilmittel für alle Probleme gibt es nicht."

"Ehrlichkeit sich selbst und den Kollegen und Eltern gegenüber ist wichtig, um Probleme erkennen und angehen zu können. Da werde ich als Kita-Leiterin sicher auch Einiges zu hören bekommen. Aber nur so kann es gehen, nur so können Verbesserungen eingeleitet werden. Ja-Sager bringen uns nicht weiter."

Gudrun Meyer

Im Netzwerk der Resilienz-Kitas, in Kontakt mit den Leitern und im Austausch der Kollegen untereinander sollen individuelle Handlungsstrategien gefunden werden, im Alltag erprobt und bei Erfolg verstetigt werden.

Die Landesvereinigung für Gesundheit knüpft dabei die Fäden, macht Vorschläge zur Balanceförderung. Handelnde Personen blieben die Erzieherinnen selbst. "An unserer Offenheit, am Willen zur Verbesserung unseres Wohlbefindens im Kita-Alltag wird es liegen, wie erfolgreich wir sein werden", betonte Janine Warnke.

Finanziell unterstützt wird das Resilienz-Projekt in Sachsen-Anhalt von der "Kroschke - Stiftung für Kinder" und von der "Unfallkasse Sachsen-Anhalt.