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Der Anschluss an schnelles Internet soll auch in Haldensleben vorangetrieben werden Graue Maus auf dem Breitbandatlas

Von Jens Kusian 21.03.2015, 02:22

Schnelles Internet ist in Haldensleben kaum vorhanden. Das soll sich mit einer Breitbandoffensive, die von der EU, dem Bund und dem Land finanziert wird, ändern. Die Frage ist aber, wie der Breitbandausbau umgesetzt werden kann.

Haldensleben l Auf dem Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (zukunft-breitband.de) ist Haldensleben eine graue Maus, was die Abdeckung mit schnellem Internet angeht. Während der größte Teil des Stadtgebietes und der Ortsteile mit einer Bandbreite von bis zu 6 Mbit/s operieren kann, ist die nächst schnellere Stufe von 16 Mbit/s kaum vorhanden. Eine Ausnahme bildet hier lediglich Hundisburg, das flächendeckend über ein 16Mbit/s-Leitungsnetz verfügt. In Uthmöden und Wedringen ist zumindest teilweise diese Übertragungsrate möglich, ebenso der Bereich um den Masten an der Kronesruhe herum.

"Der Rest der Stadt und der Ortsteile verfügt über keine zeitgemäße Internetverbindung", informiert Stadtpressesprecher Lutz Zimmermann die Mitglieder des Wirtschafts- und Finanzausschusses auf deren jüngster Sitzung. Förderprogramme des Landes-Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt - finanziell mit getragen von der EU und dem Bund - können und sollen hier helfen. "Landesziel ist eine flächendeckende Versorgung mit mindestens 50 Mbit/s bis zum Jahr 2020", sagt Zimmermann dazu. Doch nach einer bundesweiten Studie würden 77 Prozent aller Unternehmen in den nächsten Jahren einen Bedarf von 100 Mbit/s erwarten, 50 Prozent sogar von 300 Mbit/s. "Die 50 Mbit/s sind daher nur die unterste Grenze für die Zukunft", fasst Zimmermann zusammen. Daher soll der Ausbau von leitungsgebundenen Netzen gefördert werden. "Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten", erklärt der Stadtpressesprecher und stellt sie den Ausschussmitgliedern vor.

Variante 1 - das Passivnetz

Die betreffende Kommune, der Landkreis, ein Zweckverband oder ähnliche Institutionen investieren in ein sogenanntes Passivnetz. Dabei wird lediglich ein Glasfaserkabel verlegt, das dann an einen Betreiber (Konzessionär) verpachtet wird. Der Betreiber setzt auf dieses Passivnetz ein Aktivnetz auf und verkauft die Anschlüsse an die Haushalte beziehungsweise Unternehmen. Gefördert wird dabei die Differenz, die sich für den Investor (Kommune, Landkreis etc.) aus den Ausbaukosten und den Pachteinnahmen ergibt.

Variante 2 - die Wirtschaftslücke

Mit einer Marktkonsultation wird bei Telekommunikationsunternehmen nachgefragt, ob sie in einem bestimmten Gebiet in absehbarer Zeit in den Breitbandausbau investieren möchten. Ist das aus Kostengründen nicht vorgesehen, wird von einem Marktversagen gesprochen. Der Ausbau wird dann ausgeschrieben und das Unternehmen, das den Zuschlag dafür erhält, bekommt die Differenz zwischen seinen zu erwarteten Einnahmen und den Ausbaukosten zu 75 bis 90 Prozent gefördert.

Variante 3 - die Infrastrukturförderung

Dabei wird die Erschließung eines Gebietes mit Breitbandverkabelung gefördert. Das gilt allerdings nur für Gewerbegebiete.

"Wir wollen zunächst den Weg der Marktkonsultation gehen", nennt Zimmermann den Plan für die Stadt Haldensleben und die Ortsteile. Wie es danach weitergeht, steht allerdings noch in den Sternen. Das hängt auch vom Landkreis Börde ab, bei dem Fäden für die Förderung des Breitbandausbaus zusammenlaufen. Daher ist es laut Zimmermann derzeit auch nicht abschätzbar, welche Variante für den Bürger die kostengünstigere sei. Denn bei Variante 1 ist noch völlig offen, wer am Ende in ein Passivnetz investieren wird: die Kommune, der Landkreis oder ein Zweckverband. Um jedes Haus im Landkreis mit modernem Glasfaserkabel zu versorgen, wäre ein dreistelliger Millionenbetrag notwendig, hat die vom Landkreis dafür in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie ergeben.

Für Lutz Zimmermann steht aber eines fest: "Es wird ein langwieriges Verfahren. Aber wir haben in Haldensleben den absoluten Bedarf, vor allem in den Gewerbegebieten", sagt er und verdeutlicht die Gefahr, die sich aus einer Breitband-Unterversorgung sowohl für Unternehmen am Markt als auch für Kommunen als Wirtschaftsstandorte ergeben: "Vernünftiges Internet gehört heute zum Standard wie Straßen oder die Stromversorgung Wer das nicht hat, spielt nicht mehr mit!"

Derzeit hält Lutz Zimmermann die Variante 3, die klassische Investionsförderung, für die einfachste Lösung. "Auch wenn damit zunächst nur die Gewerbegebiete erschlossen werden können, so ergeben sich daraus Synergieeffekte", ist er überzeugt. Denn wenn ein Breitbandkabelnetz erst einmal vom Sendemasten in die Gewerbegebiete verlegt ist, sei es zu den anderen Stadtgebieten nur noch ein Katzensprung. Ein Teil der Kabel liege ja dann schon vor Ort. Somit würde es für Telekommunikationsunternehmen deutlich günstiger werden, darauf aufzubauen, anstatt alles erst komplett neu zu verlegen. "Denn der Bedarf nach schnellem Internet ist bei Unternehmen und privaten Nutzern gleichermaßen vorhanden", weiß Zimmermann. Daher werde Haldensleben auch weiterhin aktiv an einer Lösung des Problems mitarbeiten.