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Asylbewerber 17 Flüchtlinge kommen nach Calvörde

17 Menschen, die in Deutschland um Asyl ersuchen, werden demnächst nach Calvörde kommen. Der Landkreis hat acht Wohnungen angemietet.

Von Carina Bosse 05.08.2015, 17:01

Calvörde l Mittlerweile händeringend sucht der Landkreis Börde nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge und Asylbewerber und greift dabei nach nahezu jedem Strohhalm. Ein solcher wurde ihm jetzt in Calvörde geboten. Fachbereichskoordinatorin Iris Herzig erläuterte am Dienstag dem Calvörder Gemeinderat, wie sich die Situation für den Landkreis gegenwärtig darstellt und wo er seit dem 1. August in Calvörde insgesamt acht Wohnungen von privat angemietet hat.

Mit Gemeinschaftsunterkünften in Harbke, Haldensleben und Wolmirstedt ist der Landkreis an seine Grenzen gestoßen. Zum 1. Januar soll es eine weitere in Oschersleben geben. Ursache dafür, dass der Landkreis an seine Grenzen stößt, ist, dass der Strom der Zuwanderer in diesem Jahr nahezu doppelt so viele Flüchtlinge und Asylbewerber in den Landkreis bringen wird wie ursprünglich avisiert worden sind.

Iris Herzig nannte auch Zahlen: Laut Prognose rechnete der Landkreis mit 950 Personen in diesem Jahr, die Zahl werde sich voraussichtlich verdoppeln. Allein im August würden dem Bördekreis 190 Personen aus der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt neu zugewiesen.

"Wir versuchen, zumindestens Familien nach drei Monaten in Gemeinschaftsunterkünften in Wohnungen unterzubringen", so Iris Herzig. Dazu würden zunehmend auch private Vermieter angesprochen. Der Wohnungsleerstand sei an manchen Orten recht hoch.

Die acht Wohnungen in Calvörde werden derzeit mit dem vorgeschriebenen Minimalstandard ausgestattet, erläuterte die Koordinatorin. Dazu gehörten Tisch und Stühle, Betten und Schränke. Mit rund 50 Quadratmetern seien die Wohnungen recht klein, seien für Ehepaare oder Einzelpersonen mit einem Kind vorgesehen.

Landkreis wirbt um Unterstützung

Eine der Wohneinheiten sei etwas größer und für drei Personen geeignet, so die Koordinatorin. Insgesamt sollen in den kommenden Wochen 17 Personen nach Calvörde umziehen.

Fachdienst Soziales ist Ansprechpartner

Es gebe ständig Ansprechpartner im Landkreis, die sich um die Ankömmlinge kümmern würden. Der Kreis baue aber auch auf Hilfsinitiativen vor Ort, denn dessen Mitarbeiter stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen, sagte Iris Herzig auf eine Frage von Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake nach weitergehenden Hilfsangeboten für die Flüchtlinge.

In Weferlingen habe sich ein Verein gegründet, und auch in Haldensleben und Wolmirstedt gibt es engagierte Bürger, die vielfach Unterstützung leisten. Der Fachdienst Soziales in der Landkreisverwaltung sei gern behilflich, wenn sich jemand engagieren möchte. Er leiste auch grundlegende Unterstützung vor Ort, informiere beispielsweise mit Kartenmaterial, über Fragen der Hausordnung und Mülltrennung.

Klar, dass die Sprachbarrieren zunächst die höchsten seien, doch es gebe viele positive Beispiele für Hilfe und Inte-gration, sagte Iris Herzig. Vereinzelt gebe es natürlich auch Probleme, wollte sie gar nicht verhehlen, doch das sei eher die Ausnahme.

Im Gemeinderat wurde kritisch hinterfragt, wann denn die Bewohner in der Nachbarschaft des Wilhelm-von-Bode-Weges in Kenntnis gesetzt werden sollen.

Diese Aufgabe hat laut Iris Herzig in Calvörde der Vermieter übernommen, der am Mittwoch informieren wollte. Das sei zu spät, meinte Gemeinderätin Heidemarie Schweickert. Die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zur Information ist, sei immer ein Knackpunkt, räumte die Koordinatorin ein. Doch weder zu früh noch zu spät sei günstig.

Iris Herzig plädierte dafür, die Zuzüge auch als Chance zu sehen. In Zeiten des zunehmenden Bevölkerungsschwunds, gerade in den ländlichen Regionen, seien die Ausländer, die ein Bleiberecht hätten, eine Möglichkeit, dem Trend Einhalt zu gebieten.

Verbandsgemeindebürgermeister Mathias Weiß hatte noch eine Zahl mitgebracht. Allein in der Gemeinde Calvörde leben derzeit bereits Menschen aus 25 unterschiedlichen Nationen.