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Ornithologe Manfred Kuhnert kümmert sich um das Artenhilfsprojekt Trauer- und Flussseeschwalben brüten ihren Nachwuchs auf Nistunterlagen aus

Von Ingo Freihorst 29.04.2013, 03:20

Havelberg l Nur langsam tuckert der Motor des grünen Bootes, das auf der Aderlanke an der einstigen Panzerübersetzstelle am Havelberger Weinberg treibt. Am Steuer sitzt Willi Kersten von der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe. Das Boot ist vollbepackt mit künstlichen Nisthilfen für die Trauerseeschwalben, die hier zu Dutzenden ihrem Brutgeschäft nachgehen.

Manfred Kuhnert aus Wulkau sitzt mit im Boot und befestigt die Nisthilfen nach und nach an einer langen Schnur. An beiden Enden hängen Steine, die ein Abtreiben verhindern sollen. Früher waren es mal Stangen gewesen, an denen die Schnur mit einem Ring befestigt war und so den schwankenden Wasserstand ausgleichen konnte. Doch wurden diese geklaut - warum auch immer - die Nester drifteten ab.

40 Nistplatten treiben allein in der Aderlanke

In der Aderlanke treiben am Ende der Aktion 40 Nistplatten. Es gibt verschiedene Arten davon, berichtet Ornithologe Manfred Kuhnert, der das alles seit 15 Jahren ehrenamtlich erledigt. Die ersten entstanden in Eigenregie - weil es noch nie zuvor so etwas gab, musste experimentiert werden. Denn diese Nisthilfen sind eine Erfindung aus der Region: 1991 hatten Andreas Berbig und Armin Wernicke in der damaligen Naturschutzstation Ferchels mit diesem Artenhilfsprojekt begonnen. Da waren die Bestände immer mehr zurückgegangen. Erste Erfolge stellten sich ein, 1995 nahm sich die Naturschutzbehörde des Landkreises des Projektes an. Torsten Friedrichs und Dr. Wilko Trapp ließen Brutinseln aus Kunststoff entwickeln, der Havelberger Naturschützer Rolf Paproth setzte diese in der Aderlanke aus. 1999 wurden sogar 88 Brutpaare gezählt. Ab 2000 wurden auch andere Gewässer bestückt. 2003 wurde testweise auf das Ausbringen verzichtet, nur fünf Paare konnten daraufhin an der unteren Havel ihre Jungen aufziehen.

Mit Nisthilfen besetzt wurden in diesem Jahr auch wieder der Trentsee und der Sandhahm bei Jederitz. Insgesamt 175 Platten wurden ausgebracht. Etliche wurden im Winter in Ferchels von Marianne Limp repariert, denn das Wasser setzt dem Holz mit der Zeit zu. Leider hat sich in den letzten Jahren kein Sponsor für neue Nisthilfen gefunden.

Zusammen mit den kleinen Nistunterlagen wurde auch ein großes Floß zu Wasser gebracht - dieses dient den ebenfalls bedrohten Flussseeschwalben als Nistunterlage. Hierbei half das Wasserstraßenamt wieder mit Personal und Technik. Das Floß bildet zugleich eine Art Festung für den Nachwuchs, denn der Mink kann die Jungvögel hierauf nicht greifen. Dadurch befindet sich im Stremel die einzige Stelle in Sachsen-Anhalt, wo diese Vogelart ihre Jungen erfolgreich groß ziehen kann. Der Name für die Vögel ist irreführend - sie gehören zu den Möwen. Meist werden drei Eier gelegt, nach 20 bis 22 Tagen schlüpfen die Jungen.

Die Exkursion zu der Trauerseeschwalbenkolonie an der Aderlanke ist am 15. Juni um 13.30 Uhr.