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Bis zum Winter erfolgen an den besonders gefährdeten Schwachstellen hauptsächlich Reparaturen Deichbau: Mehrere Millionen Euro für Sanierung

Von Andrea Schröder 21.09.2013, 03:09

An den Deichen laufen derzeit umfangreiche Sanierungs- und Reparaturarbeiten. Mehrere Millionen Euro werden ausgegeben, um sie sicher zu machen. Die Volksstimme sprach mit Arno Mahlke vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz LHW über die Bereiche zwischen Hohengöhren und Quitzöbel.

Havelberg l Eine schon vor der Flutkatastrophe geplante Deichsanierung ist seit einigen Wochen im Bereich Schönfeld im Gange. Dort wird der Deich auf einer Länge von 700 Metern grundhaft saniert, berichtet Arno Mahlke. Der Damm erhält eine bindige Deckschicht auf der Wasserseite. Die Lehmschürze wird einen Meter stark. Der Deichfuß bekommt einen Dichtungssporn. Dafür wird so tief wie möglich bis zur nächsten Bindungsschicht im Erdreich gegraben, damit das Wasser der Elbe künftig nicht mehr durch den Deich sickern kann. Die Böschung wird auf das Verhältnis von eins zu drei gebracht. Auf der Deichkrone entsteht ein Kontrollweg. Landseitig wird die Berme mit einem Deichverteidigungsweg gebaut, der gleichzeitig als Radweg dient.

"Der Deich an sich wird bis zum Winter fertig. Ob Kontrollweg und Deichverteidigungsweg die Bitumenschicht erhalten, wird von der Witterung abhängig sein. Ansonsten bleibt dort solange die Schotterschicht", sagt Arno Mahlke. Die Kosten für den Deich von Kilometer 69,3 bis 70 liegen bei anderthalb Millionen Euro. Sie hatten sich gegenüber den ursprünglichen Planungen erhöht, weil nach der Flut vom Juni jeder Deich gleich eine Berme erhält, die dem Wall durch den Gegendruck mehr Festigkeit gibt. Bisher wurde aus Kostengründen nicht bei jeder Deichsanierung die Berme mit errichtet.

Ansonsten sind derzeit vor allem Reparaturen an den Elbdeichen im Gange, um die Schäden nach der Flut an den besonders kritischen Schwachstellen zu beheben. Die Sanierungen sind geplant. Arno Mahlke ist vom LHW aus projektverantwortlich für die Elbedeiche von Hohengöhren bis Quitzöbel. Hinzu kommen die Havel- und Polderdeiche. Im Süden bei Fischbeck/Schönhausen ist sein Kollege André Pasemann verantwortlich.

Dank für die gute Arbeit beim Aufräumen

In Hohengöhren gibt es vier Bereiche, in denen die Schadensbeseitigung vorgenommen wird, "um verhältnismäßig beruhigt über den Winter zu kommen". Der abgerutschte Deich, wo lange gebangt wurde, ob er halten wird, muss ebenso wie weitere Stellen neu aufgebaut werden. Zunächst sind insgesamt 400000 Euro eingeplant. Zum Teil sind bereits Reparaturen erfolgt, für den Deich bei Kilometer 58,1 läuft gerade die Ausschreibung.

Die grundhafte Sanierung in dem gut zwei Kilometer langen Abschnitt ist für 2014 vorgesehen. Bisher sieht die Planung dafür zweieinhalb Millionen Euro vor.

Bei Kilometer 55,3 in Höhe der Kieslöcher war der Deich zur Flut mit Sandsäcken aufgekadet worden. Das ist einer der Deichabschnitte, die entweder kurz nach 2002 saniert oder noch gar nicht saniert worden sind. Deshalb sind sie niedriger. Damals war noch das Bemessungshochwasser von rund siebeneinhalb Metern am Elbepegel Wittenberge die Grundlage. Aktuell liegt der Wert bei 7,99 Meter. Darauf sind alle später sanierten Deiche ausgerichtet.

Die Sandsäcke sind inzwischen weggeräumt. Arno Mahlke dankt in diesem Zusammenhang den ALG-II-Empfängern, die in den vergangenen Wochen über Maßnahmen des Jobcenters in mühevoller Handarbeit schnell und sauber gearbeitet haben beim Sandsäckeauskippen und -entsorgen und beim Entfernen der Folien.

Er bezeichnet diesen Deichabschnitt bei Hohengöhren als prekär, weil sich genau dahinter auf der Landseite eine Wasserstelle befindet. Einschließlich Freibord muss der Deich auf 300 Metern um einen halben Meter erhöht werden. Er rechnet damit, dass dies ebenfalls für das nächste Jahr in die Projektliste aufgenommen wird.

Im Abschnitt Neuermark-Lübars ist im Bereich der Deichkilometer 64 bis 66 zur Flut an vielen Stellen Wasser durchgesickert, weshalb dort mehrere Quellkaden gebaut werden mussten. Mehr als zweieinhalb Millionen Euro müssen dort für die Sanierung investiert werden. Für die Bauausführung liegt die Planung bereits vor.

Geschlitzter Deich wird geschlossen

Für den bei Kilometer 72,0 geschlitzten Deich bei Schönfeld beginnen am Montag die Arbeiten zur endgültigen Schließung. Dort gab es bereits Vorarbeiten mit dem Bagger, damit das Wasser abfließen kann und die Baustelle trocken wird. Der Wall wird für 450000 Euro auf 50 Metern Länge neu aufgebaut. Auch er erhält eine Berme, die von der Deichüberfahrt von Kilometer 72,5 durchgezogen wird. Dieser Deichabschnitt war erst vor wenigen Jahren saniert worden. Damit das Deichbruchwasser aus Fischbeck schneller abfließen konnte und die Dörfer oberhalb vom Wasser entlastet werden, war er geöffnet worden.

Bei Wulkau, wo der Deich am Kilometer 72,2 zur Flut ebenfalls abgerutscht war, erfolgt eine reine Schadensbeseitigung, so dass er standsicher ist und Pflegemaßnahmen stattfinden können. Denn in diesem Bereich ist die Deichrückverlegung Sandau/Süd vorgesehen. Auf der Wasserseite werden Dichtungsbahnen und eine Arbeitsberme aufgebracht, weil sich dort ein Wasserloch befindet. Die während der Flut zur Deichsicherung landseitig vorgenommene Aufschüttung bleibt im wesentlichen liegen, nur der Bereich zum Deich hin wird durch durchlässiges Material ersetzt. 200000 Euro sind dafür geplant. Weitere 50000 Euro sind erforderlich, um kleinere Bereiche zwischen Sandau und Wulkau zu reparieren.

200000 Euro sind nötig, um die Schwachstellen zwischen Havelberger Schleusendeich und Kolonie Neuwerben provisorisch zu reparieren. Das wird voraussichtlich dieses Jahr nicht mehr machbar sein, da möglicherweise die Zeit zu knapp wird. Denn im Winter ist kein Deichbauwetter, so Arno Mahlke. Deshalb wird es günstiger sein, im nächsten Jahr die grundhafte Sanierung zu beginnen, die anderthalb Millionen Euro kostet.

Am Wehr Neuwerben hatte es durch die Polderflutung Ausspülungen gegeben, die schon verbaut sind. Vorsorglich wurden Kokosmatten verlegt, weil es dort auch eine Rutschung gab.

Eine weitere kritische Stelle war zur Flut der Deich bei Kilometer 90,8 bei Quitzöbel. Kurz hinter der Wehrgruppe war der Wall zwischen Elbe und Gnevsdorfer Vorfluter landseitig abgerutscht. In diesen Tagen erhält eine Firma den Zuschlag. "Wir hoffen, dass die Sanierung in den nächsten Tagen beginnen kann." Für dieses Jahr sind 250000 Euro zur Schadenbeseitigung eingeplant. Im nächsten Jahr soll dort der gesamte Abschnitt von Kilometer 90,2 bis 91,9 für drei Millionen Euro grundhaft saniert werden.

Arbeiten an den Polderdeichen

Gebaut wird auch schon an den Haveldeichen, Polder werden geschlossen. Für das Schließen des Deichschlitzes Warnau sind 250000 Euro vorgesehen, an der Flutungsstelle Kümmernitz 90000 Euro, für den Polderdeich Trübengraben bei Neukamern 15000 Euro und in Sandau 80000 Euro sowie für den Teilschutzdeich Lütow 40000 Euro.

Die LHW-Mitarbeiter sind mit all diesen vielen Baustellen, die zusätzlich zur normalen Arbeit anfallen, arg gefordert. "Wir hoffen, dass es so wie nach 2002 auch wieder externe Bauleiter gibt, die die Arbeiten begleiten", sagt Arno Mahlke. Zumal ab 2014 mit dem Beginn der grundhaften Sanierungen noch zu klärende Grundstücksfragen sowie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen hinzukommen. "Im Moment sehen wir zu, dass wir den Hochwasserschutz gewähren. Wir hoffen, dass bis Jahresende alles durch ist." Und was wäre, wenn jetzt ein größeres Hochwasser käme? Arno Mahlke: "Dann hätten wir wieder den Katastrophenfall und wir müssten sofort alle Schwachstellen sichern."