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Ehemalige kommen gern zurück ins Dorf, in dem sie eine glückliche Kindheit hatten Freudiges Wiedersehen in Kabelitz

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 24.06.2015, 03:13

Auch wenn seit dem letzten Treffen erst drei Jahre vergangen sind, so ist in Kabelitz doch viel passiert. Wie sie die Flut im Juni 2013 erlebten und was seitdem bereits wieder aufgebaut ist, hörten die ehemaligen Dorfbewohner am Sonnabend von den Einheimischen.

Kabelitz l "Mensch, dich habe ich ja 60 Jahre nicht gesehen!" Freudig klopft Walter Ilgner seinem alten Kumpel Gerhard Hirschel auf die Schulter. Unzertrennlich waren sie einst gewesen. Doch Hirschels haben Kabelitz 1956 verlassen. Gerhard hat es nach Rostock verschlagen, seine beiden Brüder Aribert nach Magdeburg und Wilfried nach Chiemgau - er hatte mit 650 Kilometern die weiteste Anreise nach Kabelitz. Ihn und auch alle anderen Anwesenden freute es, dass Edelgard Koch (geborene Atzler) aus Arneburg, Rosemarie Kästner und Hannelore Stauffer aus Kabelitz mit Unterstützung von Ulla Kober dieses zweite "Kabelitz-Treffen" organisiert haben. Waren es im Juni 2012 noch rund 60 Gäste gewesen, so fanden nun gut 30 den Weg in die alte Heimat.

Auch Rudolf Panschuk. Er ist öfters mal vor Ort, wohnt er doch in Premnitz und hat in Otto Witte vor ein paar Jahren seinen alten Kumpel nach langer Zeit wiedergefunden. Es hatte ihm die Tränen in die Augen getrieben, als er vor zwei Jahren die Flutbilder von Kabelitz sah. Als Wittes ihr im Wasser gestandenes Haus räumten, grillten Panschuks für die Helfer. Zum Richtfest des neuen Hauses waren sie da und freuen sich jetzt, dass Wittes im neuen Heim leben.

Auch Manfred Werner aus Tangermünde fährt öfters mal durch Kabelitz. Er erinnert sich an seine Kindheit im Dorf, "wo wir als Heimatvertriebene ein primitives zu Hause gefunden haben und trotzdem eine herrliche Kindheit verlebten. Wir waren zwölf Jungs Jahrgang 1936, die den ,Club der grauen Wölfe` gegründet haben. Nach der Schule haben wir die Mappen in die Ecke geschmissen und sind raus in den Wald - meist haben wir Streiche gegen die Schönhauser ausgeheckt." Die ein Jahr Jüngeren haben dagegen am See gespielt, Autodächer oder Schlachtemollen waren ihre Boote. "Und wir haben lieber Kartoffelkäfer gesammelt anstatt Russisch mit Lehrerin Eva Horn zu lernen." Vom Schlittschuhlaufen auf den beiden Kabelitzer Seen schwärmen die Senioren heute noch. Auch Fritz Wille aus Wandlitz denkt gern zurück. Mit Bruder Willi aus Parchen macht er hin und wieder mal Stippvisite in Kabelitz, genau wie Dieter Primus aus Genthin. Oder Heinz Ilgner aus Ilsenburg, der seinen Bruder Walter regelmäßig besuchen kommt.

Viele alte Geschichten wurden vorgekramt und alte Bilder angeschaut. Bevor es zum Essen und Gedankenaustausch nach Schönhausen ging, ließen sich die Gäste in der Kirche nieder, wo Edelgard Koch auf den Tag einstimmte. Willi Heinemann, Kirchenältester im Ort, erzählte noch von den Bemühungen, die Kirche Stück für Stück zu modernisieren. Gerade sind die Bänke gekürzt worden, damit sie nicht mehr direkt an der nassen Nordwand stehen. Er erzählte auch von den Plänen, eine Inschrift zum Gedenken an die Flut auf die Wand zu bringen. Die Katastrophe vor zwei Jahren, der Abriss und Wiederaufbau von drei Eigenheimen allein in Kabelitz, der bereits erfolgte Straßenbau und die Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses prägten die Gespräche am Nachmittag.