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Bis auf ein verletztes Tier wurden gestern alle nach Brandenburg abtransportiert / Behörden überwachten Aktion Ende des Dramas: 128 Schweine verlassen Stapen

Von Walter Mogk 26.01.2013, 02:18

Das Schweinedrama von Stapen hat gestern ein glückliches Ende genommen. 28 Tage nachdem die Tiere aus Bayern auf den Hof von Familie Schmutzler gelangt sind, wurden 128 von ihnen in Richtung Brandenburg abtransportiert.

Stapen l Die plötzliche Funkstille aller Beteiligten und die gestreuten Nebelkerzen, was den Termin für den Abtransport der 129 Stapener Schweine betrifft, ließen bereits am Donnerstagabend allen klar werden: Ein Ende des Dramas steht unmittelbar bevor. Gestern früh dann die Gewissheit: Die Tiere verlassen den Hof von Familie Schmutzler, auf dem sie 28 Tage lang ohne Genehmigung untergebracht waren. Kurz nach 9 Uhr fuhr der Viehtransporter eines Unternehmens aus dem südostmecklenburgischen Woldegk vor, um die Schweine abzuholen. Gegen Mittag waren die Tiere dann weg.

Mit vor Ort waren auch Kreisordnungsamtsleiter Hans Thiele, Tierschutz-Sachgebietsleiterin Dr. Susanne Lehner und weitere Mitarbeiter des Altmarkkreises, die den Abtransport überwachten. Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass eines der Tiere nicht transportfähig ist. "Es ist verletzt und kann nur auf drei Beinen stehen. Deshalb muss es hierbleiben. Es geht hier um Tierschutz", erläuterte Hans Thiele der Volksstimme. Die anderen 128 Schweine wurden nach und nach über eine Rampe auf den Transporter getrieben. Angereist waren zahlreiche Tierschützer, darunter die Vorsitzende des für die Aktion verantwortlichen Vereins Rüsselheim, Doris Rauh.

Kassen: "Tiere sollen jetzt endlich ihre Ruhe bekommen"

Wohin die Reise der Schweine, die am 28. Dezember aus einem stillgelegten bayerischen Mastbetrieb freigekauft wurden und nach Stapen gelangten, genau geht, ist nach wie vor ein Geheimnis. Reinhold Kassen, Medienkoordinator von Animal Peace Tierhof, bestätigte gegenüber der Volksstimme lediglich, dass es sich um einen Hof im Berlin-Brandenburger Umland handelt. "Dort werden sie ab Frühjahr in Freilandhaltung leben", erklärte er.

Genauere Angaben über den Standort wolle man nicht machen, "da dann dort die Hölle los ist". Damit spielte Kassen auf das ungeheure Echo in Medien und sozialen Netzwerken an, das die Aktion bisher begleitet hat. In Internet-Foren und auf Facebook tobt seit Tagen ein regelrechter Krieg zwischen Befürwortern und Kritikern der "Schweine-Rettung".

"Die Tiere haben in den vergangenen Tagen genug Stress gehabt, auch wenn sie keine Zeitung lesen können. Jetzt sollen sie endlich ihre Ruhe bekommen, das ist alles was zählt", betonte Kassen. Mit dem brandenburgischen Landwirt habe man einen langfristigen Vertrag geschlossen, so dass die Schweine keine erneute Odyssee befürchten müssen. In Zweier-, Fünfer- oder Zehnergruppen würden sicherlich einzelne Tiere im Laufe der Zeit auch auf andere Höfe vermittelt, doch das Gros von etwa 100 Schweinen soll im neuen Zuhause bleiben.

"Man kann sagen, dass die Aktion ¿Vom Mastschwein zum Glücksschwein" jetzt doch noch ein gutes Ende genommen hat", freute sich Kassen. In den vergangenen Tagen sei es einfach nur noch darum gegangen, die Tiere ein zweites Mal vor der drohenden Schlachtung zu retten. Diese hätte der Altmarkkreis auf Kosten von Rüsselheim durchführen lassen, wenn die Tiere nicht bis 2. Februar den Hof verlassen hätten (Volksstimme berichtete).

Bodenproben sollen Ausmaß der Gülleverunreinigung klären

Für den Altmarkkreis und Familie Schmutzler ist die Sache allerdings noch nicht erledigt. "Jetzt geht es um die Nachbereitung", kündigte Kreis-Ordnungsamtsleiter Hans Thiele an. So müsse die ehemalige Maschinenhalle, in der die Tiere untergebracht waren, komplett ausgemistet werden. "Außerdem werden wir Bodenproben nehmen, um festzustellen, wie tief die Gülle ins Erdreich eingesickert ist", so Thiele. Der verunreinigte Boden muss anschließend großräumig abgetragen werden. Hintergrund: In der Halle gibt es keinen festen Fußboden und keinen Gülleabfluss, einer der Hauptgründe für das Verbot der Schweinehaltung durch den Altmarkkreis.

In Stapen kehrt jetzt wieder Ruhe ein, ob dies auch für die umstrittene Tierschutz-Aktion und ihre Protagonisten gilt, darf jedoch bezweifelt werden.